Wochenrückblick #41/21

Diskussionen in Germany, Revolutionen in New York

Veröffentlicht am 9. Okt 2021

Wochenrückblick #41/21

Diskussionen in Germany, Revolutionen in New York

Veröffentlicht am 9. Okt 2021

Wo jetzt die Masken fallen oder auch nicht, wie in Berlin für streikende Pflegekräfte Staub zu Glitzer wird und warum das Publikum in der New Yorker Met nach fast 150 Jahren einen fast utopischen Abend erlebte.

Die Einen sagen so, die Andern sagen so...

Wie der BR berichtet, sollen in Bayern bei Veranstaltungen, die die 2G-Regel befolgen, bald keine Maskenpflicht und Mindestabstände mehr eingehalten werden müssen. Wenn Zuschauer*innen einen entsprechenden PCR-Test vorweisen, sollen diese Einschränkungen ebenfalls nicht mehr gelten.

Die meisten Theater sind mit ihrer Entscheidung jedoch noch zurückhaltend. So äußert z.B. das Gärtnerplatztheater in München, dass 2G für das Haus "keine Option" sei. Außerdem seien die PCR-Tests bekanntermaßen teuer und man wolle zunächst abwarten, welche Auswirkungen der Umstand der kostenpflichtigen Tests auf den Ticketverkauf habe. Zudem ist noch unklar, welche Regeln für Theatermitarbeiter*innen gelten.

Auch das Staatstheater Augsburg gibt zu bedenken, dass es "kurzfristige Umstellungen der Einlasskriterien zu Gunsten der Kundenfreundlichkeit möglichst vermeiden" und dementsprechend erst einmal bei 3G bleiben möchte.

"Künftig nicht mehr mit ungeimpften Schauspieler*innen"

Im Norden Deutschlands wird ebenfalls weiterhin diskutiert, ob nun 2- oder 3G-Regel. Wie man beim NDR nachlesen kann, setzen im norddeutschen Raum vor allem Privattheater auf 2G, aber auch das Oldenburgische Staatstheater beispielsweise möchte auf Grund der großen Nachfrage von Seiten des Publikums bei einem Großteil der Vorstellungen die 2G-Regel einführen.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern dürfen Theater dieses Modell mittlerweile verwenden. Ebenso gibt es hinter der Bühne, je nach Theater verschiedene Regelungen: Im Thalia Theater Hamburg z.B. gilt für Backstage Mitarbeiter*innen die 3G-Regel, für Mitarbeitende mit Publikumskontakt jedoch 2G. Corny Littmann von den Schmidt Theatern äußerte, er würde künftig nicht mehr mit ungeimpften Schauspieler*innen arbeiten wollen.

Klatschen allein reicht nun mal nicht

Während zu Beginn der Pandemie so häufig die Systemrelevanz bestimmter Berufe betont wurde, wird nun, wo die Pflegekräfte der Berliner Charité und Vivantes-Kliniken seit einem Monat streiken, in den Medien auffallend wenig davon berichtet. Die Berliner Volksbühne und das Künstlerkollektiv "Staub zu Glitzer" solidarisieren sich mit den Pflegekräften. "Das Theater muss sich mit den dringenden Themen der Zeit befassen. Deshalb gehört die Auseinandersetzung um die Krankenhäuser auf die Bühne", so Sarah Waterfeld von "Staub zu Glitzer".

"Ein fast utopischer Abend"

Zum ersten Mal in 148 Jahren wurde an der Metropolitan Opera in New York das Werk eines schwarzen Komponisten aufgeführt. Nachdem die Met während der Corona-Pandemie 18 Monate lang geschlossen blieb, wurde die Oper "Shut Up in My Bones" von Terence Blanchard zur Spielzeiteröffnung gezeigt. "Shut Up in My Bones" behandelt universelle Themen wie Liebe, Missbrauch oder Einsamkeit, jedoch eingebettet in eine schwarze Lebenswelt. "Ein Abend, an dem die Forderung nach größerer Diversität an den New Yorker Hochkultur-Institutio­nen sich endlich einzulösen scheint", wie die taz schreibt. Das Publikum war begeistert - etwas, das die Met, die bereits vor der Pandemie sowohl Probleme mit dem finanziellen als auch kulturellen Überleben hatte, sicherlich gut gebrauchen kann.

Es wird eng im Schillertheater

Laut rbb24 sind die Berliner Ku‘damm-Bühnen auf der Suche nach einer Ausweichspielstätte. Das neue Gebäude am Ku‘damm wird auf Grund von coronabedingten Verzögerungen auf der Baustelle erst 2024 - statt wie ursprünglich geplant 2023 - fertig. Aktuell sind die Bühnen im Schillertheater untergebracht, ab 2022 zieht jedoch die Komische Oper ins Schillertheater ein, da das Stammhaus der Oper ebenfalls saniert wird. Die privaten Ku’damm- Bühnen, die dieses Jahr 100jähriges Bestehen feiern, hoffen auf eine gemeinsame Lösung mit dem Senat.

"Fast forward", das europäische Festival für junge Regie, findet in diesem Jahr zum fünften Mal statt. Ebenso wie im vergangenen Jahr wieder in hybrider Form, wie das Staatsschauspiel Dresden, das das Festival ausrichtet, diese Woche mitteilte. Gründe hierfür seien die noch immer andauernde Pandemie und die Tatsache, dass einige der Arbeiten in digitaler Form entstanden seien und es ansonsten gar nicht möglich wäre, sie zu zeigen. Das Rahmenprogramm findet sowohl analog als auch virtuell statt.

Erbauliches zum Schluss:

Der erste Stipendiat*innen-Jahrgang für Digitaldramatik am Nationaltheater Mannheim steht fest, wie das Theater berichtet. Die neun Stipendiat*innen sollen im Laufe der Spielzeit erforschen, "wie Texte für neue, digitale Bühnen entstehen können". Eine zentrale Frage, mit der das Institut für Digitaldramatik am Nationaltheater Mannheim sich beschäftigt, ist, was Autor*innenschaft im digitalen Raum bedeutet und ob sich diese in Hinsicht auf die Digitalisierung verändern muss.

Bis zum 27.10. können sich Frauen, die in Kulturbetrieben arbeiten, noch für das Programm shift_culture - Das Leadership- Programm für Frauen* in der Kulturbranche bewerben. Das Programm ist für den Zeitraum Januar bis April 2022 geplant, je nach Pandemiegeschehen vor Ort in Berlin oder online. Ziel des Programms ist die Förderung von Frauen in Führungs- und Leitungspositionen im Kulturbereich. Themen sind u.a. Transformational Leadership, Innovations- und Changemanagement, Kommunikation/ Personal Marketing/ Netzwerke sowie modernes Gleichstellungsmanagement.

Die Preisträger*innen des 15. Junge Ohren Preis stehen fest. Bei der Preisverleihung am 7. Oktober im Nikolaisaal Potsdam kürte die Jury in ihrer Live-Diskussion als ersten Preisträger das Berliner Zafraan Ensemble für die interaktive Performance "SCHRUMPF/Like Tears in Rain". Den zweiten Preis teilen sich das Festspielhaus Baden-Baden für das virtuelle Musiktheaterprojekt "Things Fall Apart – Diggin' Opera II" und das Ensemble Quillo (Uckermark) für die digitale "Werkstatt Quillo". Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte 15. Junge Ohren Preis zeichnet digitale Projekte künstlerischer Musikvermittlung aus. Der Publikumspreis bestätigte ein weiteres Mal die künstlerische Arbeit des Ensemble Quillo.

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