Aktion der Künstler*innengewerkschaften

"Es braucht den Druck der Öffentlichkeit"

Veröffentlicht am 14. Feb 2024

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Aktion der Künstler*innengewerkschaften

"Es braucht den Druck der Öffentlichkeit"

Veröffentlicht am 14. Feb 2024

Auf ihrer ersten gemeinsamen Online-Pressekonferenz gaben die Gewerkschaften BFFS, GDBA und VdO am Mittwoch den Startschuss für eine publikumswirksame Kampagne, die auf die belastenden Arbeitsbedingungen an deutschen Bühnen aufmerksam machen soll. Anlass sind insbesondere fehlende Arbeitszeitregelungen im Tarifvertrag NV Bühne.

Bei den Tarifverhandlungen zwischen dem Deutschen Bühnenverein und den Künstler*innengewerkschaften GDBA, VdO und BFFS ist schon seit geraumer Zeit der Wurm drin (Theapolis berichtete regelmäßig, etwa hier). Zuletzt waren die Tarifverhandlungen zum Thema Arbeitszeit im Juni 2023 gescheitert.

Der sogenannte "Normalvertrag Bühne", der Tarifvertrag für künstlerisch Beschäftigte, beinhaltet derzeit keine konkreten Regelungen zur Arbeitszeit. Der Arbeitgeber kann für das monatliche Gehalt, das er zahlt, praktisch unbegrenzt auf das künstlerische Schaffen seiner Mitarbeitenden zugreifen. Proben können relativ spontan anberaumt, abgesagt oder umgeplant werden. Festgelegte Ruhezeiten gibt es nicht. Eine Flatrate eben. Welche Belastung das bedeutet, berichten Beschäftigte in einem Kampagnen-Video der Gewerkschaften.

Im März 2024 sollen nun die Tarifverhandlungen zur Arbeitszeitregelung wieder aufgenommen werden. Man habe bereits im vergangenen November erneut mit dem Bühnenverein gesprochen und dabei “einige Elefanten aus dem Raum treiben” können, so Tobias Könemann, Geschäftsführer der VdO. Die Forderungen der Gewerkschaften:

  • Einführung eines neuen Arbeitszeitmodells – Das Rahmenmodell
  • Probenregelungen
  • Freie Tage-Regelungen
  • Ruhezeitregelungen
  • Planbarkeit: Regelungen zu Wochenplänen, Tagesplänen
  • Regelungen zur Erreichbarkeit

Ein "Zeitrahmenmodell" habe der VdO bereits entwickelt, so Könemann weiter. Dieses solle deutlich flexibler gestaltet sein als beispielsweise das Dienste-Modell, das im Orchesterbereich längst Anwendung findet. Mit dem Begriff sei ein fester Erfassungsrahmen gemeint, innerhalb dessen Arbeitsleistung gefordert werden könne. Grundsätzlich sollten das nicht mehr als zweimal 4 Stunden am Tag sein. Zudem müssten die Arbeitszeiten mindestens eine Woche vorher feststehen, um bessere Planbarkeit zu ermöglichen. Die Erfassung solle jedoch nicht elektronisch erfolgen, vielmehr strebe man ein Prinzip der “Vertrauensarbeitszeit” an.

Da dieses Rahmenmodell per se erstmal keine Entlastung gewährleisten könne, seien die oben genannten flankierenden Forderungen unerlässlich. Man erhoffe sich so, die Verbindlichkeit von Planungen gewährleisten zu können, "ohne Flexibiltiät komplett zu verhindern", ergänzte Gerrit Wedel, stellvertretender Geschäftsführer der VdO.

Um im Vorfeld der Verhandlungen um Solidarität beim Publikum, aber auch mehr Verständnis der Rechtsträger zu werben, starten die Gewerkschaften ab heute die Kampagne #StoppNVFlatrate. Rund 150.000 Flyer, Sticker und andere Materialien haben die Gewerkschaften zu diesem Zweck an die Theater verschickt.

"Es könnte sein", kündigte GDBA-Präsidentin Lisa Jopt in der Pressekonferenz an, "dass ab heute die Schwarzen Bretter abgeklebt werden mit Klebeband. [...] Es könnte sein, dass Flyer im Publikum verteilt werden. Und es könnte sein, dass nach den Vorstellungen Statements verlesen werden."

Die Kampagne läuft bis zum 18.02. "Damit unsere Mitglieder Solidarität und Mobilisierung üben können", sagt Jopt.

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