Wochenrückblick #3/23

Gesegneter Norden, beschädigte Burg und kontroverse Vögel

Veröffentlicht am 21. Jan 2023

Die hier haben sich nichts mehr zu sagen. Vogelkontroverse beendet. In M&uuml;nchen aber noch lange nicht. Foto von <a href="https://unsplash.com/de/fotos/bJjRQqlKwmo" target="_blank" rel="noopener">Thomas Kinto auf Unsplash</a> © Die hier haben sich nichts mehr zu sagen. Vogelkontroverse beendet. In München aber noch lange nicht. Foto von Thomas Kinto auf Unsplash © Die hier haben sich nichts mehr zu sagen. Vogelkontroverse beendet. In München aber noch lange nicht. Foto von Thomas Kinto auf Unsplash
Wochenrückblick #3/23

Gesegneter Norden, beschädigte Burg und kontroverse Vögel

Veröffentlicht am 21. Jan 2023

Warum das Burgtheater auf Schadenersatz klagt, welcher Geldregen die Freie Szene in Niedersachsen zum Aufblühen bringen soll und wie Antisemitismusvorwürfe in München weiter für Aufruhr sorgen.

Neue Leitung

Sonja Anders, derzeit Intendantin in Hannover, verlässt das Staatsschauspiel vorzeitig. An sich ginge ihr Vertrag noch bis 2028 - nun folgt sie 2025 auf Joachim Lux am Thalia Theater. Damit ist dort zum ersten Mal seit 180 Jahren ein weibliches Team am Start. Was sich ändern könnte? Der Führungsstil könnte Spuren von Khuon enthalten. Mehr dazu in der SZ.

Neues Haus

Das Mecklenburgische Landestheater Parchim hat seine geplante Neueröffnung von April auf Mai verschoben. Warum sich die Eröffnung immer wieder verschoben hat und welche Rolle die neue Technik dabei spielt, weiß der NDR.

Neuer Geldsegen für die Freie Szene

Niedersachsens Freie Tanz- und Theaterszene wird zukünftig mit einer knappen Million Euro unterstützt - das Land fördert in Zukunft 19 Spielstätten mit 497.600 Euro sowie 31 Produktionen mit 497.000 Euro. "Ich freue mich, dass die Spielstättenförderung, für die die freien Spielstätten lange gekämpft haben, nun fester Bestandteil der Förderung der freien Szene in Niedersachsen wird", so Martina von Bargen, Geschäftsführerin des Landesverbands Freier Theater in Niedersachsen e. V. (LAFT).

Nicht nur "Imageschaden" an der Burg

Das Wiener Burgtheater will Florian Teichtmeister auf Schadenersatz verklagen. Der Schauspieler ist letzte Woche fristlos entlassen worden - wir berichteten - nachdem bekannt geworden war, dass er sich wegen des Besitzes von Aufnahmen von sexualisierter Gewalt und Vergewaltigungsdarstellungen von Kindern vor Gericht verantworten muss. Inzwischen wurden vier Stücke, in denen er mitspielt, umbesetzt bzw. abgesetzt. Nicht zuletzt deswegen will die Burg nun Ansprüche geltend machen, so Der Standard.

Ganz anders entstandene finanzielle Schäden hat das Deutsch-Sorbische Volkstheater in Bautzen zu bewältigen - dort hat Corona massive Spuren hinterlassen. Kammermusikalische Programme werden erstmal ausgesetzt. Wo noch gespart wird, weiß der MDR.

Kontroverse "Vögel"

In München hält die Auseinandersetzung um "Die Vögel" von Wajdi Mouawad an. Das Stück war nach Antisemitismus-Vorwürfen vor zwei Monaten am Metropoltheater München abgesetzt worden. Der Verlag der Autoren ist nun in vierzig Punkten auf die Vorwürfe eingegangen und schreibt unter anderem: "Im Kern ist 'Vögel' ein Familiendrama, in dem die Figuren der einzelnen Familienmitglieder aus unterschiedlichen Motiven unterschiedliche Standpunkte vertreten und um diese streiten." Auf die These "die vermeintliche Unfähigkeit, mit dem Trauma der Schoah umzugehen, wird Juden zum Vorwurf gemacht" entgegnet der Verlag: "Es gibt keine einzige Stelle im ganzen Stück, die diesen Vorwurf impliziert."

Indes planen weitere Bühnen Aufführungen des Stücks: das Theater Lübeck, das Thalia Theater, das Berliner Ensemble. Während in München Forderungen laut wurden, dem Metropoltheater die städtischen Förderungen zu streichen - eine Maßnahme, die für die Politik offenbar und glücklicherweise nicht eine Sekunde lang zur Disposition stand.

Auszeichnungen

Der diesjährige Kleist-Förderpreis geht an die Autorin Elisabeth Pape, die sich gegen 61 Mitbewerber*innen durchsetzen konnte. Sie erhält die mit 7.500 Euro dotierte Auszeichnung für ihr Stück "Extra Zero", das von Essstörungen und Körperbildern handelt. Die Jury lobt Papes "detaillierte Beobachtung und umfangreiche, messerscharfe Recherche - von gesundem Essen über Body Positivity auf Instagram bis zum Fitnesswahn sowie von der regelkonformen psychiatrischen Behandlung bis zur institutionellen Überforderung". Die Uraufführung ist dem rbb zufolge im Juni dieses Jahres am Staatstheater Augsburg geplant.

Jenny Erpenbeck wird mit dem diesjährigen Stefan-Heym-Preis in Höhe von 20.000 Euro ausgezeichnet. Das Zentrale ihrer Arbeit sieht die Jury in der "kritische(n) Reflexion der gegenwärtigen Gesellschaft in ihren vielfältigen historischen und kulturellen Bezügen", zitiert der SWR.

Abschied

Die "Dresdner Schauspiellegende" Ursula Geyer-Hopfe ist am 12. Januar im Alter von 98 Jahren gestorben. Mehr als drei Jahrzehnte prägte sie das Staatsschauspiel Dresden. Die Sächsische Zeitung erinnert an ihre Rollen.

Hunderte nahmen Abschied von "La Lollo", wie Gina Lollobrigida in Italien genannt wurde. Die Schauspielerin war am 16. Januar in Rom gestorben. Sie wurde 95 Jahre alt. Die FAZ würdigt die Filmdiva, die nach ihrer Schauspielkarriere unter anderem als Fotografin und Bildhauerin arbeitete, hier.

Und von noch einem weiteren Urgestein galt es, Abschied zu nehmen: Das Berliner Ensemble verliert mit Werner Riemann sein dienstältestes Ensemblemitglied. "Mit seinem Tod reißt etwas ab. Er wird uns fehlen", konstatiert Ulrich Seidler lakonisch in der Berliner Zeitung. Riemann arbeitete fast fünfundsechzig Jahre für das Theater am Schiffbauerdamm - als Schauspieler, Regieassistent und Theaterführer.

Selten werden diejenigen gewürdigt, die hinter den Kulissen arbeiten - beispielsweise an der Besetzung. Simone Bär galt als eine, bei der Casting zur Kunst wurde. Nun ist die Agentin am 16. Januar im Alter von 57 Jahren ihrer Krebserkrankung erlegen. Deutschlandfunkkultur spricht mit einem ihrer Regisseure, Tom Tykwer.

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