Tarifverhandlungen vertagt - Inflationsausgleich beschlossen
Während die Verhandlungen mit dem Deutschen Bühnenverein hinsichtlich der Tarifsteigerungen für NV Bühne-Beschäftigte auf den 5. Juni vertagt wurden, gab es zumindest schon eine Einigung, was den Inflationsausgleich betrifft, wie die Künstler*innengewerkschaft GDBA bekanntgibt. So soll es an allen Häusern, an denen der TVöD angewendet wird, im Juni Einmalzahlungen von 1.240 Euro netto geben und von Juli bis Februar noch einmal jeweils 220 Euro netto.
Hans Otto Theater: von Insolvenz bedroht?
Die finanzielle Lage am Hans Otto Theater Potsdam ist problematisch, erklärt die Intendantin Bettina Jahnke gegenüber dem Tagesspiegel. In Anbetracht der "knappen städtischen Kassen" könne dem Theater die Insolvenz drohen. Die Rücklagen des Theaters werden 2025 aufgebraucht sein, so Jahnke. Zusätzlich muss das Theater in der Spielzeit 2025/26 mit 800.000 Euro Mehrausgaben für Betriebskosten und Personal rechnen. Das wiederum würde bedeuten, dass das Theater ab 2025 zahlungsunfähig wäre, sofern es von Seiten der Landeshauptstadt keine Unterstützung gäbe, so die Intendantin weiter. Auch wenn das Stadttheater bislang immer "Rückendeckung" von der Stadt erhalten habe, soll laut Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) nun "alles auf den Prüfstand".
(Un)erhört: Offener Brief der Hörspielschaffenden
In einem offenen Brief wenden sich deutschsprachige Hörspiel-Künstler*innen an den ARD-Vorsitzenden Kai Gniffke sowie an alle Intendant*innen und Programmdirektor*innen der Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten. Im Zentrum steht "die Forderung nach Transparenz sowie Beteiligung an der Neustrukturierung von Redaktionen und Programminhalten". Es gehe darum, mit dem künstlerischen Hörspiel ein bedeutendes Kulturerbe zu schützen, so heißt es in dem Brief. Die bei Hörspielen beteiligten Künstler*innen und deren Verbände wurden bislang nicht in den Reformvorgang miteingebunden und wünschen sich entsprechende Mitsprache- und Mitgestaltungsrechte. Unterzeichnet wurde der Brief u.a. von der Akademie der Künste, vom Verband der Theaterautor*innen (VTheA), dem Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage (VDB), dem Bundesverband Schauspiel (BFFS) und dem Verband der Hörspielregie (VdHR).
Wieso ins Theater - und wieso nicht?
Am 23. Mai startet der Deutsche Bühnenverein mit dem bundesweiten Audience-Projekt "NEW ALLIANCE". Ziel des Projekts ist es, mehr darüber herauszufinden, wieso Menschen Theater oder Konzerte besuchen bzw. aus welchen Gründen sie das nicht tun. Insgesamt sind neun Theater an dem Projekt beteiligt. Mehr dazu in der Pressemitteilung des Bühnenvereins.
Was wünschen sich Bewerbende an deutschen Theatern?
Im vergangenen September haben wir über unseren Newsletter eine Umfrage von Theapolis-Mitglied Kaatje Laue-Dierks verbreitet und unsere Mitglieder zur Teilnahme aufgerufen. Es ging um Recruitingprozesse an deutschsprachigen Theatern aus Sicht der Bewerbenden. Nun hat Laue-Dierks ihre Bachelorarbeit im Rahmen des Studiengangs Kultur- und Medienmanagement an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg zu dem Thema "Candidate Experience als Instrument des theaterspezifischen Employer Brandings" beendet und präsentiert die Ergebnisse.
Zusammengefasst ist festzustellen, dass den Bewerbenden Infos zu Jobanforderungen, Gehalt und Karriere wichtig sind. Der Eindruck der potenziellen Bewerber*innen lässt sich in diesem Punkt von den Theatern steuern, indem hier möglichst viel Transparenz herrschen sollte. Im Idealfall sollte es aus Sicht der Befragten zudem eine digitale Bewerbungsmöglichkeit geben und es sollte eine Eingangsbestätigung bzw. eine Info zum Zwischenstand versandt werden. Laut Umfrageergebnissen sind bei den meisten Häusern bereits Bewerbungen per Mail möglich. In puncto Eingangsbestätigung gebe es allerdings noch Verbesserungsbedarf.
Was das Auswahlverfahren als solches anbelangt, wünschen sich die Befragten einen "fairen und konsistenten Auswahlprozess". Interviews sollten strukturiert sein und das Gespräch in einer "angenehmen und respektvollen Atmosphäre" stattfinden. Nicht eingehaltene zeitliche Absprachen und unprofessionelle Interviews wiederum führen zu einer negativen Wahrnehmung. Tatsächlich gaben bei dem Punkt "Teilnahme am Auswahlverfahren" nur etwa 39 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen an, zufrieden oder sehr zufrieden zu sein.
Im Falle einer Absage ist den Bewerbenden wichtig, dass diese wertschätzend erfolgt. Hier besteht der Wunsch nach einer transparenten Kommunikation hinsichtlich der Entscheidung. Nicht nur die Bewerber*innen präsentieren sich schließlich bei dem Auswahlverfahren, sondern auch die Institution selbst.
Leitung
Ulrich Khuon wird Interimsintendant am Schauspielhaus Zürich, so die Mitteilung von Deutschlandfunk Kultur. Bis Ende der laufenden Spielzeit leitet Khuon noch das Deutsche Theater Berlin. Für 2024/25 wird er dann übergangsweise die Intendanz und den Vorsitz der Geschäftsleitung in Zürich übernehmen. Die Intendanz von Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg, die das Theater momentan als Doppelspitze leiten, endet im Sommer des nächsten Jahres. Zudem hat der Verwaltungsrat des Schauspielhauses Zürich eine Kommission eingesetzt, deren Aufgabe es ist, eine längerfristige Lösung zu finden, was die Leitung des Theaters anbelangt.
Auch am Schauspiel Köln wird es einen Interimsintendanten geben: Hier wird der Regisseur Rafael Sanchez für die Spielzeit 24/25 die Intendanz übernehmen, nachdem der aktuelle Intendant Stefan Bachmann das Haus im Sommer nächsten Jahres vorzeitig verlassen wird. Ein "nahtloser Übergang zu einer festen Intendanz" sei aufgrund der kurzen Vorlaufzeit aktuell nicht umsetzbar, so die Stadt Köln. Weiteres beim WDR.
Bereits vorletzte Woche verkündeten der Donaukurier den Wechsel von Oliver Brunner ans Stadttheater Ingolstadt zur Spielzeit 24/25 - nun meldet es auch der BR, sogar noch einen Tag früher als die Stadt Ingolstadt selbst.
(Anm. d. Red.: Man verzeihe uns, dass wir diesen Running Gag nicht liegenlassen können.)
Abschied
Der österreichische Schauspieler Helmut Berger ist im Alter von 78 Jahren in Salzburg gestorben, wie die Tagesschau berichtet. Berger wurde in den 1960er Jahren von dem italienischen Regisseur Luchino Visconti entdeckt, der später sein Lebensgefährte wurde. Berger spielte u.a. in den Visconti-Filmen "Die Verdammten" oder "Ludwig der II.". Er wirkte im Laufe seiner Karriere mehrfach in internationalen Produktionen an der Seite von Romy Schneider, Elizabeth Taylor, Henry Fonda oder Burt Lancaster mit.