Bei geförderten Projekten: Mindesthonorare für Künstler*innen jetzt verpflichtend
Bereits letztes Jahr im September kündigte Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth an, dass an geförderte Kulturprojekte künftig Mindesthonorare für die Künstler*innen gekoppelt sein sollten. Nun ist es so weit: „Projekte oder Institutionen, die zu mindestens 50 Prozent durch die BKM gefördert werden, müssen ab dem 1. Juli 2024 Honoraruntergrenzen einhalten“, gibt der Kulturrat bekannt. Diese richten sich nach Honorarempfehlungen verschiedener Berufsverbände und Gewerkschaften. Im Falle der darstellenden Kunst ist dies der Bundesverband Freie Darstellende Künste (BFDK), der sich bei der Gestaltung der Honoraruntergrenzen für Freie wiederum am Normalvertrag (NV) Bühne orientiert, dem Tarifvertrag für künstlerisch Beschäftigte am Theater. Diese Untergrenzen gestalten sich derzeit wie folgt:
Honoraruntergrenze (Nettohonorar) für Nicht-KSK-Versicherte
Monat: 3.600 Euro
Woche: 830 Euro
Tag: 165 Euro
Aufführung (10% des Monatshonorars): 360 Euro
Honoraruntergrenze (Nettohonorar) für KSK-Versicherte
Monat: 3.100 Euro
Woche: 715 Euro
Tag: 140 Euro
Aufführung (10% des Monatshonorars): 310 Euro
Dies mag Künstler*innen mit längerer Berufserfahrung nicht ganz fair erscheinen, weshalb der BFDK die Entwicklung von Honorarempfehlungen anstrebt, „die detaillierter auf spezifische Situation der Akteur*innen eingehen, zum Beispiel über ein Stufenmodell. Zur Entwicklung eines solchen Modells läuft derzeit der partizipative Prozess Fair Pay!“
Neues Intendanzfindungspaper von FAIRSTAGE
Apropos "fair": Das Modellprojekt FAIRSTAGE für „diskriminierungsfreie und gute Arbeitsbedingungen für alle festen und freien Mitarbeiter*innen an öffentlich finanzierten Berliner Theatern“ hat ein neues Papier veröffentlicht, wie das ensemble-netzwerk (Mitgründer des Projekts) in einer Pressemittelung vom 26.06. bekanntgibt. "Raus aus dem Hinterzimmer– zukunftsfähige Theaterleitungsfindung jetzt!" lautet dort der Aufruf der beteiligten Verbände. Findungskommissionen müssten verschiedene Expertisen vereinen, heißt es unter anderem weiter. Zudem solle eine Intendanz nicht nur anhand von künstlerischem oder beruflichem Erfolg, sondern auch von nichtkünstlerischen Fähigkeiten berufen werden: „Management-, Kommunikations- und Diversitätskompetenz sowie die Bereitschaft zur regelmäßigen Weiterbildung müssen grundsätzliche Voraussetzung für jede Theaterleitung sein!“
Mehr Raum für Kinder- und Jugendtheater in München
Die Schauburg in München bekommt eine zweite Spielstätte. Das Kinder- und Jugendtheater wird neben dem Stammhaus in Schwabing die Räume des FestSpielHauses in Ramersdorf bespielen. „Wir können in Zukunft endlich mehr Vorstellungen anbieten und ein größeres, diverseres Publikum erreichen“, zitiert nachtkritik aus der Pressemitteilung.
Sexuelle Belästigung und Gewalt: Themis vermeldet Rekordzahlen
Die Themis-Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt im Kulturbereich meldet Rekordzahlen. Letztes Jahr hätten die Expert*innen insgesamt 884 Mal beraten, 2022 waren es mit 434 gerade einmal die Hälfte. Bei den rund 130 Erstberatungen ging es den Angaben zufolge "um körperliche sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz", wie die ZEIT berichtet. Auch verbale, nonverbale oder digitale sexuelle Belästigung und Gewalt wurden gemeldet. Auch in diesem Jahr gab es bereits viele Gespräche. Bis einschließlich Mai waren es 384. Auf das Jahr hochgerechnet wären das 960 Gespräche und damit eine weitere Steigerung. Themis-Vorständin Eva Hubert führt die hohe Nachfrage unter anderem "auf eine wachsende Sichtbarkeit der Vertrauensstelle zurück." Dass die Zahlen so immens steigen, sei natürlich traurig, dass sie gesehen werden, jedoch enorm wichtig.
Rechtsextremisten in der Stadt? Nein danke!
Wer die AfD nicht in seiner Stadt haben möchte, versteht oft nicht, dass das leider nicht immer so leicht ist. In Würzburg hat sich die AfD im Congress Centrum Würzburg Räumlichkeiten gemietet, was nicht jedem zusagte - auch der Stadt selbst nicht. Da man rechtlich allerdings nichts dagegen unternehmen kann, hat sich die Stadt dazu entschlossen, die Miete in Höhe von 840 Euro kurzerhand zu spenden. Das Geld kommt nun „Willkommen mit Musik“ zu Gute, einem Verein, der Kindern aus deutschen und Flüchtlingsfamilien Musikunterricht bietet. Bei MUSIK HEUTE heißt es weiter: „Die meisten der Kinder kommen aus bildungsfernen, wirtschaftlich und sozial benachteiligten Verhältnissen. Nur wenige von ihnen zahlen die vollen Unterrichtskosten. Deshalb kann der Verein seinen Finanzierungsbedarf nur durch Spenden vollständig decken.“
Auch Mitarbeiter*innen und Leitung der Theater und Philharmonie Essen wollen die AfD nicht bei sich haben. Die Partei will im Nachgang ihres Parteitags, der am 29. und 30.06. in der Grugahalle stattfinden wird, im September in der Essener Philharmonie einen "Bürgerdialog" veranstalten. Noch ist zwar keine Miete dafür vereinbart, die AfD jedoch wirbt bereits mit ihrer Veranstaltung. Dagegen wehren sich 426 Mitarbeiter*innen in einem offenen Brief. „Vieles, wofür die AfD steht, ist unvereinbar mit dem, wofür wir als Kulturinstitution eintreten. [...] Unsere Bühnen sind Räume der Demokratie, Vielfalt, Akzeptanz, Teilhabe und Menschlichkeit“, heißt es unter anderem darin.
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