… und die überholte patriarchalische Scheißhaltung weg! Was Sandra Hüller in dieser Woche zu Woody Allen zu sagen hatte, was die Statistik für die letzte Spielzeit bereithält, wofür es in Berlin und NRW (mehr) Geld gibt und wie man in der Causa Volksbühne weiter verfahren will.
Ich hoffe, Ihr liegt gerade schön am Badesee mit mindestens einem eiskalten Getränk, dick in Sonnencreme und dünn in Badekleidung eingepackt und genießt die Spielzeitpause. Eigentlich ist das ja die einzige Zeit des Jahres, wo auch Theaterschaffende mal mit Inbrunst „Schönes Wochenende!“ wünschen und gewünscht bekommen können – genauso wie „Schönen Feierabend!“. Tja, wer der hehren Theaterkunst frönen will, muss eben so manches Opfer bringen.. äh, ja, da ist sie mal wieder, die ungute alte Theaterfolklore. Und die macht leider nicht nur vor der Bühne halt: In einem Interview wurde Schauspielerin
Sandra Hüller mit einem Zitat von Regisseur Woody Allen konfrontiert, laut dem die besten Schauspieler oft am wenigsten über sich selbst wüssten.
Hüllers Statement dazu: „Na, herzlichen Glückwunsch. Ich halte diese Ansicht für eine überholte patriarchalische Scheißhaltung aus einer Zeit, die es zum Glück nicht mehr gibt.“ 1:0 für Sandra! Ach nee, Fußball ist ja auch schon wieder rum.. Genießt Ihr auf jeden Fall mal euer (hoffentlich) spielfreies Wochenende und die Neuigkeiten der letzten Woche, präsentiert in kurz, knapp und knackig – passend fürs Freibad...
Das neue „Normal“? Bühnenverein veröffentlicht WerkstatistikDer
Deutsche Bühnenverein hat die
Werkstatistik 2022/23 für die Theater im deutschsprachigen Raum veröffentlicht. Zuerst die gute Nachricht: 2022/23 war nach der Corona-Pandemie die erste „normale“ Saison mit einem entsprechenden Anstieg der Aufführungs- und Zuschauendenzahlen. Jetzt die schlechte: Das Musiktheater hat im Vergleich zu Prä-Corona-Zeiten rund ein Viertel seines Publikums eingebüßt, bei den Kinder- und Jugendtheatern sind es jeweils um die zehn Prozent. Und: Die Publikumszahlen insgesamt liegen immer noch 19% unter denen von 2018/19. Da muss noch mehr gehen – nicht weggehen, sondern hingehen!
Honoraruntergrenzen in NRW, Geldsegen in BerlinEin wichtiger Schritt auf dem steinigen Weg zur fairen Bezahlung freischaffender Künstler*innen: Das Land
NRW führt eine Honoraruntergrenze ein. Diese greift, sobald das Land an der Förderung eines Projektes beteiligt ist. Zur Ermittlung eines fairen Satzes hat man sich dabei mit einer unabhängigen Fachkommission und den Fachverbänden aller Sparten zusammengesetzt. Bis Januar 2026 soll die Untergrenze in allen Kultursparten flächendeckend eingeführt werden. Dazu Kulturministerin Ina Brandes (CDU): „Künstlerinnen und Künstler leisten für unsere Gesellschaft einen wertvollen Beitrag. Diese Arbeit hat einen Preis – und es soll ein fairer Preis sein. Wer Vollzeit arbeitet, muss von dieser Arbeit seinen Lebensunterhalt bestreiten können.“
„Ich geh dann erstmal nach Berlin und mach´ da so Projekte...“ Na hoffentlich, denn dafür ist jetzt die beste Zeit! Ganze 47 Projekte dürfen sich über die
Unterstützung des Hauptstadtkulturfonds im Jahr 2025 freuen – rund 4,5 Millionen Euro werden dafür bereitgestellt. Darauf hat sich der Gemeinsame Ausschuss des Fonds, dem unter anderem Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Die Grünen) und Kultursenator Joe Chialo (CDU) angehören, geeignet. Der Hauptstadtkulturfonds fördert Projekte unterschiedlicher künstlerischer Sparten, die durch innovative Ansätze einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung künstlerischer Perspektiven leisten.
Gekommen, um zu bleiben – Die Personalia der WocheAm
Landestheater Coburg setzt man auf ein bereits bekanntes Gesicht: Der bisherige Operndirektor des Hauses,
Neil Barry Moss, wird ab September die Intendanz übernehmen,
wie der BR erfahren hat. Der aus Südafrika stammende Regisseur und Opernsänger Moss kam über Stationen in Verona, Hannover und Berlin nach Coburg, wo er 2023 das neu entstandene Globe eröffnen konnte. Das Theater hat außerdem mitgeteilt, dass der Vertrag von Generalmusikdirektor
Daniel Carter verlängert wurde.
Choreograf
John Neumeier tritt nach einem
Bericht von Deutschlandfunk zwar nach 51 Jahren als Hamburger Ballettdirektor ab, bleibt aber Intendant des Bundesjugendballetts. Für die Compagnie junger Tanz-Talente ist auch ein Umzug angedacht, der der Truppe eine „stärkere Autonomie“ von der Staatsoper ermöglichen soll.
„Never change a working system“ - naja, beim Theater vielleicht nicht gerade „never“, aber auf jeden Fall „not yet“ in Berlin. Das Intendanzduo des
Theaters an der Parkaue,
Christina Schulz und
Alexander Riemenschneider bleiben dem Jungen Staatstheater bis 2031 erhalten. Die Berliner Senatsverwaltung für Kultur gab dies in einer
Pressemitteilung bekannt. Kultursenator Joe Chialo freut sich über die Kontinuität beim Leitungsteam: „Sie haben bewiesen, dass das Theater an der Parkaue ein Ort der künstlerischen Qualität und der Begegnung, der Vermittlung und der Innovation ist.“
Bleiben wir in der Hauptstadt und bei der bangen Frage: Wer soll an der
Volksbühne Nachfolger*in des verstorbenen Intendanten
René Pollesch werden?
Laut Nachtkritik soll dies im kommenden Herbst entschieden werden. Kultursenator Chialo will für die kommenden beiden Spielzeiten bei der Interimsintendanz das Team der Volksbühne „mit einem inhaltlich starken Regisseur zusammenbringen“. Ein partizipativer Prozess und ein Bewerbungsverfahren sollen im zweiten Schritt folgen und eine Entscheidung noch vor der kalten Jahreszeit möglich machen. Chialo betont aber auch: „Wir brauchen an der Volksbühne einen Neuanfang, absolut. Es ist eine brutale Herausforderung, das muss ich sagen.“
Preise, Ruhm und EhreDer renommierte
Georg-Büchner-Preis geht in diesem Jahr an den Südtiroler Schriftsteller
Oswald Egger,
wie die Tagesschau berichtet. Die Jury begründete ihre Entscheidung unter anderem mit Eggers unermüdlicher Arbeit an einem „Werkkontinuum, das Sprache als Bewegung, als Klang, als Textur, als Bild, als Performance begreift (…)". Egger, dessen literarisches Debüt „Die Erde der Rede“ im Jahr 1993 erschien, ist Professor für Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Am 2. November wird er den mit 50.000 € dotierten Preis im Staatstheater Darmstadt entgegennehmen.
Die
Akademie der Künste hat bei der letzten
Mitgliederversammlung 31 neue Gesichter in ihren Kreis aufgenommen. In der Sektion Darstellende Kunst durften sich
Aleksandar Denić, Katja Erfurth, Marcel Kohler, Falk Richter, Ilse Ritter, Dietmar Schwarz, Edgar Selge, Jette Steckel und Almut Zilcher über die Auszeichnung freuen.
In München gab es ebenfalls etwas zu feiern: Schauspieler
Moritz von Treuenfels hat den
Kurt-Meisel-Preis 2024 für „vorbildliche Schauspielerpersönlichkeit und seine herausragenden schauspielerischen Leistungen“ erhalten. Besonders beeindruckt habe die Zuschauer*innen seine Rolle in der Produktion „Das Vermächtnis (The Inheritance)“. Die Darstellerinnen
Isabell Antonia Höckel und
Vassilissa Reznikoff erhielten beide den Förderpreis für talentierte Nachwuchskünstler*innen. Der Preis wird von den
Freunden des Residenztheaters unter Abstimmung des Publikums vergeben.
AbschiedHollywood trauert um einen großen Komiker: Schauspieler
Bob Newhart hat nach einem
Bericht der Berliner Morgenpost im Alter von 94 Jahren die Bühne für immer verlassen. Seinen Durchbruch feierte er in den 1960er Jahren mit einem Comedy-Album, danach stand er viele Jahrzehnte lang für Filme und Serien vor der Kamera. Zuletzt spielte er den Sheldon Cooper bewunderten Professor Proton in „The Big Bang Theory“.
In den 1990er Jahren war sie die Königin des TV-Nachmittags. Nun ist Schauspielerin
Shannen Doherty nach ihrem jahrelangen Kampf gegen den Krebs mit nur 53 Jahren gestorben. Die Serien „Beverly Hills 90210“ und „Charmed“ machten sie berühmt, später dominierten leider vor allem Negativ-Schlagzeilen über angebliche Affären, Alkoholmissbrauch und Streitereien mit Kolleg*innen ihr Image. Regisseur Kevin Smith, der mit ihr 1995 die Komödie „Mallrats“ drehte, nannte sie „eine amerikanische Ikone“. Ein
Nachruf findet sich bei der ARD.
Noch ein Held unserer Kindheit und Jugend hat sich viel zu jung verabschiedet: Schauspieler
Benji Gregory, besser bekannt als Brian Tanner aus der Kultserie „Alf“, ist im Alter von nur 46 Jahren verstorben,
wie die Tagesschau berichtet. In den 1980er Jahren war er einem Millionenpublikum bekannt, danach wurde es eher still im ihn. Seine Familie vermutet, dass er auf einem Parkplatz in seinem Wagen eingeschlafen und einen tödlichen Hitzeschlag erlitten habe.