"Das ist ein Schlag ins Gesicht für tausende von Mitgliedern, die unter Überlastung und fehlender Planbarkeit im Theateralltag leiden. Deswegen können wir solche absurden Vorstellungen nicht als ernsthafte Gesprächsgrundlage annehmen", sagt GDBA-Präsidentin Lisa Jopt.
Der Geschäftsführende Justiziar des BFFS Bernhard F. Störkmann fügt hinzu: "Wir sind sehr enttäuscht über diesen Verhandlungsrückschritt, wollen aber die Hoffnung nicht aufgeben und fordern den Deutschen Bühnenverein auf, mit konstruktiven Verhandlungsvorschlägen zu fairen Arbeitszeitregelungen die Gespräche fortzusetzen.
Und der stellvertretende VdO-Geschäftsführer Gerrit Wedel konstatiert: "Seit Jahren bewegt uns dieses Thema! Diese Rolle rückwärts des Deutschen Bühnenvereins kommt für uns Gewerkschaften völlig überraschend und bedeutet eine Verschlechterung gegenüber dem Status Quo – das kann nicht ernst gemeint sein."
Aber der Reihe nach. Was war passiert?
Ein wenig bekannt kommt es einem ja schon vor (wir erinnern uns an das Verhandlungs-Hickhack vom letzten Jahr): Zunächst seien die Verhandlungen konstruktiv verlaufen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Künstler*innen-Gewerkschaften, die heute veröffentlicht wurde. Doch dann habe der Deutsche Bühnenverein Verhandlungsfortschritte, die bereits am 25.04. erzielt worden waren, plötzlich einfach "wieder zurückgenommen".
Seit Oktober 2022 habe man sich wieder aufeinander zubewegt und gemeinsam an einem neuen Arbeitszeitmodell gearbeitet, das der Theaterpraxis gerecht werden solle: "ein Modell, das sowohl den Schutz der Beschäftigten vor Überbeanspruchung als auch die Flexibilität des künstlerischen Produktionsprozesses gewährleisten würde."
Bislang gibt es im "Normalvertrag Bühne" (NV Bühne), der für große Teile des künstlerischen Personals an deutschen Bühnen gilt, immer noch keine Regelung zur Begrenzung der Arbeitszeiten. Die laufenden Verhandlungen sollten diesen Zustand beenden. "Den Künstler*innen-Gewerkschaften BFFS, GDBA und VdO geht es in den laufenden Tarifverhandlungen unter anderem um Planbarkeit der Arbeitszeit und Schutz vor Überlastungen", heißt es in der Pressemitteilung.
Dann die Überraschung - in der letzten Verhandlungsrunde legt der Deutsche Bühnenverein plötzlich neue Bedingungen vor, von denen die Künstler*innengewerkschaften folgende als Beispiel nennen:
Auf dieser Grundlage habe man sich laut Pressemitteilung gezwungen gesehen, "die zweitägig angesetzten Verhandlungen zu unterbrechen. [...] Die Gewerkschaften werden sich nun darüber austauschen, in welchem Umfang sie durch geeignete Maßnahmen ihren Forderungen Nachdruck verleihen."