Wochenrückblick #21/23

Ob erste oder letzte Generation: Nichts als Skandale

Veröffentlicht am 27. Mai 2023

Foto von RepentAnd SeekChristJesus auf <a href="https://unsplash.com/de/fotos/pMhS-1SzOEc" target="_blank" rel="noopener">Unsplash</a> © Foto von RepentAnd SeekChristJesus auf Unsplash © Foto von RepentAnd SeekChristJesus auf Unsplash
Wochenrückblick #21/23

Ob erste oder letzte Generation: Nichts als Skandale

Veröffentlicht am 27. Mai 2023

Warum nicht verlängert nicht gleich nichtverlängert ist, warum ein Seniorinnenballett einen Skandal und der Skandal wiederum einen Skandal verursacht, wer neu baut, Neubauten verschiebt und weiternutzt und wer aus ganz untheatralen Gründen vor Gericht steht.

Nicht verlängert und nichtverlängert – trotz solidarischer Proteste

Georg Fritzsch, der Generalmusikdirektor am Badischen Staatstheater Karlsruhe, ist zwar bislang nicht "nichtverlängert" – aber verlängert worden ist sein Vertrag auch noch nicht, denn der designierte Intendant Christian Firmbach hat den wohl bereits im November aufgesetzten Vertrag bislang nicht unterschrieben. Damit lässt er die Frage der Zukunft von Fritzsch am Haus unbeantwortet. Der Unmut im Haus ist groß, vor allem beim Orchester, das zu 85 Prozent für die Verlängerung von Fritzsch votiert hatte; laut SWR ist die Rede davon, dass Firmbach sich mit der Hinhaltetaktik bereits Vertrauen verspielt habe, da mit ihm vor allem mehr Transparenz und Partizipation ins Staatstheater kommen sollten.

Nicht nur nicht verlängert (und damit im Ungewissen gelassen), sondern explizit nichtverlängert (und damit gekündigt) ist nach wie vor Katharina Schmidt, Schauspielerin am Schauspiel Leipzig: Die Klage gegen die Nichtverlängerung aus künstlerischen Gründen, die Intendant Enrico Lübbe ausgesprochen hatte, wurde nun zurückgewiesen, wie beim mdr zu lesen ist. Schmidt hatte die künstlerischen Gründe für die Nichtverlängerung angezweifelt, konnte sich vor dem Bühnenschiedsgericht Chemnitz jedoch nicht durchsetzen. Der Fall hatte vorher schon mediale Aufmerksamkeit auch wegen eines ungerechtfertigt ausgesprochenen Hausverbots erregt (Theapolis berichtete); es ist anzunehmen, dass die Debatte weiterhin präsent bleiben wird, nachdem die Urteilsverkündung direkt zu Protesten im Schauspielensemble führte.

Skandal um Seniorinnenballett oder Skandal um den Skandal?

Durchsucht man die Nachrichten dieser Tage nach dem Begriff "Ballett" (was man beim Erstellen von Wochenrückblicken gelegentlich tut), springen einem direkt auf der News-Startseite keineswegs Neuigkeiten aus dem professionellen Tanztheater, sondern gut ein Dutzend Mal die causa Awo-Senioren-Ballett Mannheim entgegen. Der Grund für den Skandal: Den Seniorinnen war für einen Auftritt nahegelegt worden, drei Kostüme abzuändern, da diese unter den Verdacht der kulturellen Aneignung geraten waren. In der Rhein-Neckar-Zeitung ist jenseits der Empörung über die "woke" Agenda ein Soziologieprofessor der Ansicht, dass es sich in solch einem Fall nicht um kulturelle Aneignung handele, und begründet das auf recht informative Art und Weise.

Neubauten und Weiternutzungen

"Mainfranken Theater könnte im Dezember wiedereröffnen", titelt die Süddeutsche Zeitung und sorgt damit sicherlich bei dem Einen oder der Anderen für Verwunderung. Schließlich ist das Ende der Sanierungsarbeiten von ursprünglich 2022 auf 2026 verschoben worden, die Kosten zudem wesentlich gestiegen – einen Überblick gibt der BR in einem Bericht vom Januar. In einem Artikel wird dann aufgeklärt: Es geht um die kleine Spielstätte, die nach Einschätzung der Planer*innen noch dieses Jahr nutzbar werden wird.

Währenddessen ist es in Düsseldorf derzeit fraglich, ob der geplante Opernneubau so überhaupt zustande kommt: Die Grünen haben am Dienstagabend entschieden, bei der kommenden Stadtratssitzung gegen das Bauvorhaben zu stimmen, berichtet Antenne Düsseldorf. Zu teuer sei das Bauvorhaben, das Oberbürgermeister Keller (CDU) eine Woche zuvor vorstellte. Für die nötige Zustimmung im Stadtrat muss er nun bei der SPD werben.

In Köln hingegen neigt sich die Baustellenzeit dem Ende zu, die Eröffnung der neuen Spielstätten am Offenbachplatz ist für die die Spielzeit 2024/25 geplant. Fraglich war bisher, was mit der bisherigen Interimsspielstätte Depot in Mülheim geschieht. Nach einem nun vorliegenden Konzept soll diese nun erhalten bleiben und zudem zur Heimat der neuen Tanzsparte werden, ist im Kölner Stadt-Anzeiger zu lesen.

Menschen

Schauspielerin Mathilde Irrmann steht wegen ihrer Beteiligung an Blockaden der Letzten Generation vor einem Jahr vor Gericht. Irrmann, die in der ZDF-Serie "Bad Banks" mitspielte, hatte sich zusammen mit anderen Aktivist*innen unter anderem an einer Kreuzung in Frankfurt festgeklebt, wie t-online berichtet.

Zwei Neu-Intendanzen wurden in der vergangenen Woche auch bekannt gegeben: Sebastian Nordmann, derzeitiger Intendant des Berliner Konzerthauses, übernimmt ab 2026 das Lucerne Festival, wie die NZZ weiß.

Währenddessen ist nun auch in der Redaktion der Augsburger Allgemeinen die Information angekommen, dass Oliver Brunner ab der Spielzeit 2024/25 Intendant des Stadttheaters Ingolstadt wird...

(Anm. d. Red.: Wir erwähnten dies bereits am 06. und am 20. Mai, möchten unseren Leser*innen aber den Berichterstattungsverlauf der bayerischen Lokalredaktionen, die jede Woche erneut darauf hinweisen, ungern vorenthalten.)

Ein Leitungswechsel der anderen Art wurde ebenfalls öffentlich: Intendant Paul Müller verlässt die Münchner Philharmoniker gut anderthalb Jahre früher, als es sein Vertrag vorsieht, so berichtet die Süddeutsche Zeitung. Seine Beweggründe dafür klingen plausibel: Nachdem Lahav Shani im September 2026 als Chefdirigent übernehmen wird, möchte Müller rechtzeitig Platz machen, damit sein*e Nachfolger*in den Start von Shani vorbereiten und begleiten kann.

Außerdem gibt es sehr unterschiedliche, aber gleichermaßen überraschende Todesfälle zu vermelden:

Der Marvel-Schauspieler Ray Stevenson ist laut seiner Agentur im Alter von nur 58 Jahren auf der italienischen Insel Ischia gestorben, liest man in der FAZ. Weitere Einzelheiten sind noch nicht bekannt.

Ebenfalls in jungem Alter verstarb in der Nacht zum Montag Julius Skowrona, Leiter des Dresdner Projekttheaters. Er wurde 63 Jahre alt. Zu finden ist die Meldung beim mdr.

Und nicht zuletzt ist am 24. Mai Rock-Legende Tina Turner verstorben. Die Produktionsfirma Stage Entertainment, die Tina Turners Leben auch in Deutschland als Musical auf die Bühne gebracht hat, widmet ihr einen Nachruf. Die Sängerin, Musikerin und Performerin wurde 83 Jahre alt.

Kommentare