In Tagen wie diesen ist das Verfassen von Wochenrückblicken eine ambivalente Geschichte:
Rund ums Theater spielen sich stets dieselben Dramen ab, dazu gibt es (fast) perfekt inszeniertes Polittheater - und das eigentliche Schauspiel folgt sowieso erst morgen zur Bundestagswahl (und in den kommenden Wochen während der Koalitionsverhandlungen).
Dass Wahlkampf immer auch eine Frage der Inszenierung ist, thematisiert das ZDF in einem kurzen und unterhaltsamen Videobeitrag, aber gerade uns Theaterschaffenden war das eigentlich schon lange klar. Weil jedoch Inhalt über Form geht und laut Stern am Mittwoch bis zu 40 Prozent der Wähler*innen noch unentschlossen waren, stellen wir den eigentlichen Rückblick erstmal hintenan und beginnen mit einigen kurzfristigen Wahlentscheidungshilfen.
Für Infos speziell zum kulturpolitischen Programm der Parteien finden sich einige ausführliche Quellen: So gibt der Deutschlandfunk einen recht detaillierten Überblick über dieses Thema, und auch auf kulturmanagement.net findet sich ein übersichtlicher Vergleich. Da es bei einer Wahl aber natürlich nicht nur um Kulturpolitik geht, sei an dieser Stelle auch auf den themenübergreifenden Vergleich der Parteiprogramme auf tagesschau.de verwiesen. Der Wahl-O-Mat als unaufwändige Entscheidungshilfe ist gemeinhin bekannt.
Und zu guter Letzt sollen die neuen Videos von YouTuber Rezo zur Bundestagswahl (Teil 1 , Teil 2 und Teil 3) nicht unerwähnt bleiben, welche schon für großes mediales Aufsehen gesorgt haben: Hier werden gut recherchiert Korruption und Skandale bei den großen Parteien thematisiert.
Kommen wir nach dem Überblick nun zum Rückblick – auch wenn dieser ebenfalls mit einer politischen Posse beginnt.
In Wiesbaden hatte das Kulturministerium die Frist für ein Vertragsgespräch mit Staatstheater-Intendant Uwe Eric Laufenberg versäumt, was dieser als Desinteresse an einer Vertragsverlängerung wertete, dem Ministerium in einem offenen Brief vorwarf und ankündigte, das Haus zur Spielzeit 24/25 zu verlassen (siehe z.B. hessenschau). Das hindert den Generalmusikdirektor des Staatstheaters Patrick Lange jedoch nicht an einer noch früheren Auflösung seines Vertrages wegen "künstlerischer Differenzen" mit der Intendanz, was wiederum vom Kulturministerium sehr bedauert wird, so berichtet die Süddeutsche. Ob es jetzt noch zu Gesprächsterminen kommt, bleibt unklar.
Derweil schlagen sich die Theater weiterhin mit coronabedingten Problemen herum:
In Wien bleibt laut Der Standard das Publikum weg, in Frankfurt verursacht laut FAZ stattdessen die volle Besetzung der Publikumsreihen Beklemmungen. Und während viele Theater noch hadern, ob sie von der 3G- zur 2G-Regel wechseln sollen und ob die Leitung überhaupt eine freiwillige Angabe des Impfstatus ihrer Angestellten erbitten darf, bekennen Beschäftigte des Ulmer Theaters diesen nicht nur intern, sondern öffentlich – im Rahmen einer Kampagne, wie auf ulm-news zu lesen ist.
Leitung
Die Berliner Festspiele haben einen neuen Intendanten gefunden, wie u.a. die Morgenpost meldet. Zum 01. September 2022 wird nun der Dramaturg, Kurator und aktuell noch Intendant des Künstlerhauses Mousonturm Matthias Pees die Nachfolge von Thomas Oberender antreten.
Menschen
Dass die Impfung zwar einen guten, aber keinen hundertprozentigen Schutz bietet, wurde in der vergangenen Woche schmerzhaft durch den Tod von Wilfried Dziallas bewusst. Der aus der Fernsehserie "Großstadtrevier" und seine Tätigkeit am Hamburger Ohnsorg-Theater bekannte Schauspieler starb am 18. September im Alter von 77 Jahren trotz doppelter Impfung an einer Corona-Infektion, berichtet die FAZ.