Wochenrückblick #30/21

Erhebendes aus Bayreuth, Verstörendes aus München

Published on 24. Jul 2021

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Wochenrückblick #30/21

Erhebendes aus Bayreuth, Verstörendes aus München

Published on 24. Jul 2021

Während in Bayreuth erstmals eine Frau den Taktstock erhebt, werden Pläne für die neue Spielzeit geschmiedet - und ein Münchner Intendant sorgt für verstörende Schlagzeilen.

Beginnen wir heute mal mit einer guten Nachricht:

Die Bayreuther Festspiele finden statt! Das stand zwar auch vorher schon fest, aber so richtig glauben kann man es wohl trotzdem erst, wenn am Sonntag die Eröffnungspremiere in vollem Gange ist. Übertragen wird diese im Live-Stream von BR Klassik, und eine Premiere ist sie gleich in mehrfacher Hinsicht: Mit Oksana Lyniv dirigiert in Bayreuth erstmals eine Frau (siehe auch unser Wochenrückblick #26/21).

Wer noch Begleitmaterial braucht, wird unter anderem in der Süddeutschen fündig, wo die verschiedenen Seiten der Festspiele unter Pandemiebedingungen beleeuchtet werden - und mit dem Unterschied zwischen den Olympischen und den musikalischen Sommerspielen beschäftigt sich ein Kommentar in der Augsburger Allgemeinen.

Nach der Sommerpause: Bitte nicht die gleichen Fehler

Wie die Stadt-, Staats- und Landestheater nach der Sommerpause wieder in den Spielbetrieb einsteigen können und dürfen, ist nach wie vor offen - zu hoffen bleibt, dass sich die Fehler der letzten Spielzeit nicht wiederholen, die vielerorts zu Überarbeitung ohne Ergebnis geführt haben. Ein erster Schritt wäre es vielleicht, weniger Neuproduktionen anzusetzen und erst einmal bestehende Produktionen in einer angemessenen Anzahl von Vorstellungen zu spielen, wofür Regisseur Christopher Rüping im Podcast von Deutschlandfunk Kultur plädiert.

Kulturticket für Geimpfte?

Und ein ganz anderer Vorschlag, der sowohl den Kulturbetrieb als auch die Impfkampagne ins Laufen bringen soll, kommt von Berlins SPD-Vorsitzender Franziska Giffey: Sie regt an, Geimpften ein Kulturticket auszustellen, mit dem unter anderem kostenlose Theaterbesuche möglich sein könnten, wie die Berliner Zeitung berichtet.

Hochwasser: Kleine Theaterbetriebe müssen kapitulieren

Um die Hochwasserkatastrophe drehte sich bereits vieles im vorigen Rückblick, und so ein Thema erledigt sich nicht innerhalb einer Woche. Kleinere Theaterbetriebe, die zuvor ohnehin schon durch Corona in ihrer Existenz gefährdet waren und jetzt von den Überschwemmungen betroffen sind, müssen angesichts der Lage teilweise kapitulieren. Dies betrifft beispielsweise die Homberger Kasperbühne (nachzulesen in der NRZ), die hier stellvertretend für die Bühnen und Künstler*innen aus den Hochwassergebieten genannt wird.

Missbrauch: Betrunkene Frauen auf dem Oktoberfest abgefangen

Für gleichermaßen skandalöse wie verstörende Schlagzeilen sorgt währenddessen Thomas Pekny, der Intendant der Komödie im Bayerischen Hof in München, der in einem Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht steht. Pekny soll betrunkene Frauen auf dem Oktoberfest abgefangen, ihnen Hilfe angeboten und sie dann in die Räumlichkeiten des Theaters mitgenommen haben, wo er die schlafenden Frauen auszog, sie berührte und dabei filmte. Pekny behauptet, sich zuvor das Einverständnis der teils sehr jungen Frauen geholt zu haben, während diese nach eigenen Angaben überhaupt nicht mehr in der Lage waren, ihre Zustimmung zu geben. Es berichtet unter anderem der Spiegel.

Leitung

Stefan Bachmann, Intendant des Kölner Schauspiels, bleibt weitere fünf Jahre in seiner Position. Dies wurde am Montag durch den Schauspielausschuss der Stadt Köln beschlossen; nachgelesen werden kann beispielsweise in der Süddeutschen.

Am Landestheater Coburg hingegen wird der Vertrag von Intendant Bernhard Loges in gegenseitigem Einverständnis nicht verlängert, wie der BR berichtet.


Menschen

Alfred Biolek, einer der prägendsten Moderatoren, Showmaster und Entertainer der deutschen Fernsehlandschaft, außerdem Jurist und Kochbuchautor, ist am Freitag im Alter von 87 Jahren verstorben. Dies berichtet unter anderem die Tagesschau.

Am vergangenen Donnerstag verstarb zudem der Schauspieler Peter Schell im Alter von 64 Jahren verstorben. Ein Nachruf findet sich auf der Seite des SWR, in dessen Serie "Die Fallers" Schell 27 Jahre lang zu sehen war.

Comments

Karen Suender

Karen Suender

@Thomas Bayer: Das Dirigat von Oksana Lyniv war phantastisch (und die gesangliche und auch schauspielerische (!) Leistung von Asmik Grigorian grandios) - und ja, es ist durchaus eine Schlagzeile wert, wenn Bayreuth zum allerersten Mal eine Frau dirigieren lässt, denn das sagt ja irgendetwas aus. Und zwar sicherlich nicht, dass bis dahin einfach alle Frauen qualitativ schlechter waren als ihre männlichen "Konkurrenten". (Ich persönlich finde ja übrigens das Verhalten von Herrn Pekny weitaus kommentierens- und diskutierenswerter in diesem Artikel, but who am I to judge.)
Das (m, w, d) in Stellenausschreibungen ist vom Gesetzgeber so vorgeschrieben > Allgemeines Gleichbehandlungs Gesetz.
Lieben Gruß.
26.07.2021 10:33
Thomas Bayer

Thomas Bayer

Hallo, ich sehe gerade das Erhebende. Ha! Ob ein Mann oder eine Frau dirigiert, ist doch völlig wurscht, können muss man es. Fertig! Das viele Geschwätz haben wir im Theater doch wirklich nicht nötig. Die Ausschreibungen in Ihrem Portal z. B. 2. Bass (m, w, d) männliches Rollenprofil ist so absurd, wie das ganze Tam Tam. Gutes Theater will ich sehen, keine unnötigen Debatten über (in alphabet. Reihenfolge): Diverse, Männlein, Weiblein. Qualität brauchen wir. In diesem Sinne: toi, toi, toi!
25.07.2021 17:43