Das Zentrum für politische Schönheit macht mit seiner Aktion Schlagzeilen, Frank Castorf wird einen sechsstündigen Abend in Berlin inszenieren und Lehrer*innen stoßen sich an "modernem Theater". Auch wenn es so klingt: Nein, diese Meldungen sind nicht aus dem letzten Jahr, sondern von dieser Woche.
Das ZPS sorgt mit der Aktion
"Deine Stele" für Aufsehen. Die Aktionskünstler*innen gründeten den Zivilgsellschaftlichen Verfassungsschutz Landesverband Thüringen und bauten diese Woche eine kleine Version des Berliner Holocaust-Denkmals auf das Nachbargrundstück von AfD-Spitzenpolitiker Björn Höcke. Damit teilen sie sowohl gegen Höcke selbst als auch den Thüringer Verfassungsschutz aus, der sich v.a. im Rahmen des NSU-Komplexes nicht mit Ruhm bekleckert hat. Das Projekt wirft Fragen auf: Darf man ein Holocaust-Mahnmal für die Kunst "verwerten"? Was es damit auf sich hat, liest man am besten auf der
Projekt-Homepage nach.
Die Organisator*innen des 3. Berliner Herbstsalons und weitere Kulturschaffende wenden sich mit einer
Petition zur
Freilassung von Osman Kavala an die Öffentlichkeit. Als wichtiger Kulturmäzen, u.a. auch von Projekten kultureller Minderheiten in der Türkei, und gleichzeitiger Verfechter von kultureller, ethnischer und religiöser Diversität, wurde er wie viele Andere zur Zielscheibe der türkischen Justiz. Seit dem 01. November 2017 befindet sich Osman Kavala in Haft. Die Petition kann noch mitgezeichnet werden. Einige Hintergrundinfos gibts auf
Sueddeutsche.de.
Das Projektbüro "Frauen in Kultur und Medien" des Deutschen Kulturrates nimmt seine Arbeit auf und hat die vier Leitziele auf der
Website formuliert. Tipp am Rande: Eine Überprüfung von institutionellen Strukturen, die sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts kaum gewandelt haben, könnte ebenfalls eine gute Maßnahme sein.
Der kulturpolitische Sprecher der Berliner CDU Robbin Juhnke zeigt sich besorgt um das
Schlossparktheater. Der Wegfall der Lotto-Mittel könne die Bühne in ihrer Existenz gefährden, weswegen er 600 000 Euro als Kompensation in den Haushalt einstellen wolle. Juhnke hatte kürzlich noch gegen die "Gießkannenpolitik" der rot-rot-grünen Regierung geschossen. Laut
dpa reagierte Sabine Bangert (Grüne) "verwundert" auf die Forderung. Der Leiter des Theaters Dieter Hallervorden habe den Zuschlag für das Theater u.a. aufgrund des Konzeptes bekommen, welches keine Zuschüsse vorsieht (welche das Theater dennoch in Höhe von gut 300 000 Euro jährlich erhält). Wir wollen uns an keiner Neid-Debatte beteiligen - aber als Lektion in Sachen Kulturpolitik auf Basis von Förderpolitik wieder einmal interessant!
Das
Theater Ulm macht sich mit seiner diesjährigen Inszenierung des Weihnachtsmärchens anscheinend den Ulmer Lehrkörper zum Feind. "Zu modern" sei die Inszenierung, immer mehr Schulen ziehen ihre Anmeldungen zurück. Die
Südwest Presse hat Stimmen eingesammelt und dabei zeigt sich: Problem scheinen weniger die (äußerst diversen) Reaktionen der Schüler*innen, sondern eher die Erwartung der Lehrkräfte zu sein, deren Hoffnungen auf einen ersprießlichen Besuch des Theaters dieses Jahr nicht erfüllt wird. Tipp: einfach mal mehr als einmal im Schuljahr ins Theater gehen. Das erhöht die Chancen.
Das Musical Theater Bremen heißt fortan
Metropol Theater Bremen. Einher geht diese Namensänderung mit dem Wechsel des Betreibers, der damit die Bedeutung des Theaters "für Bremen und die Metropole" hervorheben möchte. Mehr auf
butenunbinnen.de.
Menschen
Diese Woche verstarb der Schauspieler und Regisseur
Dieter Bellmann im Alter von 77 Jahren in Leipzig. Dieter Bellmann war seit 1998 als Prof. Simoni in der ARD-Serie "In aller Freundschaft" zu sehen, tourte mit diversen Programmen durch ganz Deutschland und lieh als Synchronsprecher u.a. Alain Delon, Jean-Paul Belmondo und Donald Sutherland seine Stimme. Einen Nachruf gibt es unter anderem in der
Sächsischen Zeitung.
Der russische Bariton
Dmitri Hvorostovsky erlag im Alter von nur 55 Jahren einem Gehirntumor. Der Opernstar sang u.a. bei den Salzburger Festspielen, in der New Yorker Metropolitan Opera, an der Wiener Staatsoper und der Staatsoper Unter den Linden. Über sein Wirken berichtet u.a. der
Tagesspiegel.