Wochenrückblick #29/22

Katsching!

Published on 16. Jul 2022

Wochenrückblick #29/22

Katsching!

Published on 16. Jul 2022

Leere Kassen? Hier und da geht ja doch noch was! Warum nicht alles, was von oben kommt, ein Segen ist, Exklusivität nicht immer erstrebenswert - und weshalb es auch Musikhochschulen an Harmonie mangeln kann.

Reden wir über Geld

Inflation, Krieg in der Ukraine, coronabedingte Klammheit kommunaler Kassen – die Liste, warum die Gelder gerade nicht so locker fließen, ließe sich fortführen. Da ist es eine gute Nachricht, dass der Hauptstadtkulturfonds weiterhin seinen Förderzielen entspricht. Insgesamt 4,6 Millionen Euro werden in 52 Projekte investiert, so die Presseaussendung der Berliner Senatsverwaltung. Der Jury lagen 196 Bewerbungen vor. Die zweite Bewerbungsrunde ist am 4. Oktober 2022. Die Liste der Geförderten ist hier zu finden.

Die Nachricht der letzten Woche – Theapolis berichtete – dass der Fonds Darstellende Künste damit rechnen muss, seine Neustart Kultur-Programme nahezu einzustellen, hat etliche (Medien-)Reaktionen hervorgerufen, die der Fonds auf seiner Seite dokumentiert.

Inzwischen kann auch eine Petition gezeichnet werden.

Da wir gerade bei Geldflüssen sind…

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales plant Anpassungen im Künstlersozialversicherungsgesetz. Demnach sollen Künstler*innen ihren Versicherungsschutz nicht mehr verlieren, sobald sie mit einer nicht-künstlerischen, selbständigen Tätigkeit mehr als 450 Euro (vor Corona) bzw. 1.300 Euro (seit Corona) verdienen. Die neu entwickelte Sonderregelung berücksichtigt vielmehr die Frage, ob die künstlerische Tätigkeit weiterhin die Haupttätigkeit darstellt. Mehr dazu hier.

Volle Kassen und exklusiv im ursprünglichen Sinne des Wortes…

In Oberammergau sind die Passionsspiele vor fast vollem Haus zu sehen – 85 Prozent Auslastung. Das ist beim oft beklagten Publikumsschwund seit Corona schon eine Meldung wert. Und damit nicht genug: "Ich bin positiv gestimmt, dass wir an 90 Prozent der Auslastung herankommen", zitiert die SZ Geschäftsführer Walter.

Und nochmal Oberammergau: Regisseur Christian Stückl hat bereits dafür gesorgt, dass - man höre und staune! - Frauen über 35 auf die Bühne durften, sogar Protestanten und Muslime. Nun setzt er sich für eine Verkürzung des sogenannten "Spielrechts" ein. Wer nochmal über Identitätspolitik beim Thema Besetzung nachdenken und mal zur Abwechslung eine (erz-)konservative Perspektive dazu lesen will, die vermutlich hinter den Regelungen von 1960 steckt: hier entlang.

Leitung

"Schirmer geht, Grube bleibt“, titeln die Stuttgarter Nachrichten: An der Württembergischen Landesbühne Esslingen steht ein Leitungswechsel an, der Kontinuität verspricht. Friedrich Schirmer verabschiedet sich von einem Haus, das er erstmals 1985 geleitet hat, dann wieder 2014 allein und seit 2019 als Duo mit Marcus Grube, der wiederum nun ab 2024 die Leitung allein übernimmt. Schirmer geht 70-jährig in den Ruhestand.

Auch am Deutschen Theater Göttingen setzt man auf Kontinuität: Intendant Erich Sidler hat seinen Vertrag bis 2029 verlängert, meldet das Göttinger Tageblatt. Sidler leitet das Haus seit 2014.

Einen nicht ganz so harmonischen Leitungswechsel gibt es an der Münchner Hochschule für Musik und Theater. Dort geht wohl etwas überraschend Präsident Bernd Redmann, der nach dem Skandal um seinen Vorgänger Siegfried Mauser vor acht Jahren die Leitung übernommen und unter anderem Richtlinien gegen sexuellen Missbrauch eingeführt hat. Neu ins Amt gewählt ist Lydia Grün, die derzeit Professorin für Musikvermittlung an der Hochschule für Musik in Detmold und dort auch stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte ist. Mehr dazu weiß die SZ.

Abschiede

Das Theater Aachen trauert um Ensemblemitglied Karl Walter Sprungala, der im Alter von 65 Jahren beim Bergsteigen tödlich verunglückt ist. Sprungala war seit 2005 sowohl am Stadttheater als auch in der Freien Szene tätig, 2010 "erhielt Sprungala für seine Darstellung in der Grenzlandtheater-Produktion 'Gretchen 89ff' den Aachener Kurt-Sieder-Preis für herausragende schauspielerische Leistungen", zitiert nachtkritik die Aachener Zeitung. Seit einem Jahr war Sprungala wieder im Ensemble des Theater Aachen.

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