Wochenrückblick #38/21

Klingt komisch? Is aber so!

Published on 18. Sep 2021

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Wochenrückblick #38/21

Klingt komisch? Is aber so!

Published on 18. Sep 2021

In Belgien wird nun doch die Premiere eines übergriffigen Choreografen abgesagt, in Deutschland wird noch nachträglich über die Spielzeitpause gezankt, an der Volksbühne bringt Pollesch sein Ego auf die Bühne - und wir wochenrückblicken uns diesmal durchs Alphabet.

A wie Abschiede

Mit 85 Jahren ist der Hamburger Schauspieler Joachim Bliese verstorben wie der Deutschlandfunk meldet. Bliese sei "einer der letzten der 'großen alten Garde' gewesen, die in ihrem reichen Theaterleben alles gespielt hätten und auch alles spielen konnten", wird der Intendant des Ohnsorg Theaters Michael Lang zitiert.

Auch die Dramaturgin Gabriele Groenewold ist bereits vor einigen Wochen verstorben, was aber erst jetzt bekannt wurde. Sie war unter anderem Chefdramaturgin am Schauspielhaus Bochum und arbeitete am Schauspielhaus Hamburg und an der Schaubühne Berlin. Auf nachtkritik findet sich eine Art Nachruf mit durchaus komplexen Betrachtungen zum Dramaturgieberuf an sich.

B wie Belgien

Das Tanzzentrum Charleroi/Danses hat eine geplante Premiere des Choreographen Jan Fabre nach massivem öffentlichen Druck abgesagt, wie nachtkritik meldet. Fabre steht seit schweren Vorwürfen der Gewalt und der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz aus dem Jahr 2018 im Visier der Staatsanwaltschaft. Der Prozess gegen ihn beginnt in der kommenden Woche.

C wie Corona

Das Spannungsfeld zwischen öffentlichem Bildungsauftrag, wirtschaftlichen Abwägungen und pragmatischen Problemen, in dem die Theater sich beim Thema 3G/2G aktuell bewegen, haben wir in unserem letzten Rückblick umrissen. Wer bisher meinte, es sei zwar eine schwierige Entscheidung, aber doch eine zwischen zwei klaren Optionen, sieht sich getäuscht. Es geht (mal wieder) auch komplizierter, etwa am Staatstheater Mainz, wie ZEIT Online berichtet.

Der NDR hingegen rekapituliert zum Ende der Spielzeitpause noch einmal die Debatte, ob es richtig war die Spielzeitpause überhaupt anzutreten. Thalia-Intendant Joachim Lux meint, "es sei wirklichkeitsfremd, sich über die Sommerpause bei den Theatern zu beschweren" und verweist unter anderem auf die harten Arbeitsbedingungen der Theaterangestellten während des Lockdowns. Daher habe es "überhaupt nicht zur Diskussion gestanden, ihnen den Jahresurlaub mit der Familie zu streichen."

Beim Lesen des Artikels bleibt das zwiespältige Gefühl: Joooa, stimmt schon, Arbeitnehmerrechte finden wir auch gut, aber vielleicht hätte man doch ein klein wenig kreativer werden können. Einige wenige haben es vorgemacht.

D wie Dokumentartheater

Das Staatstheater Nürnberg entwickelt im originalen Gerichtssaal der Nürnberger Prozesse ein auf den Gerichtsakten und Prozessbeschreibungen basierendes Dokumentartheaterstück. Das Portal nordbayern.de hat die Proben besucht.

E wie Ego?

Verschiedene Medien berichteten über die mit Spannung erwartete erste Premiere von René Pollesch als neuem Intendanten der Berliner Volksbühne. Der Tagesspiegel war enttäuscht und fragt sich nun, was von Polleschs vielbeschworenem "Wir" in der Theaterleitung zu halten ist, wenn es inhaltlich immer nur um Pollesch geht.

F wie Förderung

Unter dem Titel Neue Normalität stellte das Ministerium für Kultur und Wissenschaft in NRW in dieser Woche ein Programm zur Förderung von Diversitätsentwicklungen in Kultureinrichtungen vor, das für die Jahre 2022 und 2023 insgesamt 500.000 Euro an Fördergeldern beinhaltet.

G wie Geld 

Im Focus findet sich diese Woche ein lesenswertes Interview mit der Schauspielerin Luana Velis zum Thema Theaterschaffende und Geld. Will man einen Menschen, der eben nicht schon bis zum Hals in den aktuellen Theaterdiskursen und -problemfeldern steckt, an diese heranführen, eignen sich Passagen aus dem Interview sehr gut.

H wie Häuser

In München wird an diesem Wochenende der dem alten in Manchem erstaunlich ähnliche Neubau des Theaters schwere reiter eröffnet (Theapolis berichtete). Die SZ schrieb im Vorfeld der Eröffnung über die Architektur und die Nutzungsmöglichkeiten des Neubaus.

In Würzburg gibt es mal wieder eine Debatte über Kostensteigerungen beim Theaterneubau des Mainfranken Theater, wie der BR berichtet.

Die Schilleroper in Hamburg ist zwar schon seit Jahrzehnten kein Theater mehr, aber dafür ein faszinierendes architektonisches Monument, das von Zeiten als Zirkus, Theater, Oper, Zwangsarbeiterlager, Hotel, Club bis zum Bauspekulationsobjekt erzählen kann. Ein neues Kapitel im jahrzehntelangen Nutzungs- und Renovierungsstreit wurde jetzt geschrieben, wie der NDR berichtet.

XYZ

Zum Abschluss noch eine Trouvaille aus den Samerberger Nachrichten zur Veranschaulichung der Dinge, die einem bei der Internet-News-Recherche zum Schlagwort "Theater" so begegnen. Man stelle sich für einen Moment vor, mit der "Bayerischen Kasperltour" sei die CSU gemeint und lese den Artikel unter dieser Voraussetzung...

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