Kürzungen im Kulturetat, Weihnachts-Edition: So manches Haus bangt mittlerweile um seine Existenz, auch die freie Szene ist schwer betroffen, in NRW muss nun vor allem die Tanzsparte dran glauben. Aber – Halleluja! – es war nicht alles schlecht diese Woche: Ein neuer Jugendtheaterpreis ist am Himmel erschienen – und Heilbronn erwartet die Ankunft einer neuen Intendanz.
In den letzten Wochen gibt es vielerorts Kürzungen im Kulturetat. Auch Nordrhein-Westfalen ist von erheblichen und zum Teil kurzfristig bekanntgegebenen Sparmaßnahmen betroffen. Besonders hart trifft es dort die Sparte Tanz: So entfällt beispielsweise die Förderung für die internationale tanzmesse nrw, die seit 1994 vom nrw landesbuero tanz getragen wird. Das Tanznetzwerk International Dance Artist Service soll nach 15 Jahren ab Januar ebenfalls keine Förderung mehr erhalten. Wie in der Pressemitteilung beschrieben, wird durch den Wegfall der Förderung der beiden Projekte "die strukturelle Förderung des Tanzes geschwächt" und der internationale Austausch erschwert.
Auch bei der Initiative Cheers for Fears, einem Netzwerk für Nachwuchskünstler*innen, wird odentlich gespart. Ebenso ist die Filmkulturszene von den Kürzungen betroffen und muss bereits ab nächstem Monat mit etwa 15 Prozent weniger finanziellen Mitteln zurechtkommen. Der Kulturrat NRW fordert mehr Transparenz und Planungssicherheit, was die Kulturförderung betrifft.
In Erlangen wiederum sorgen die Sparmaßnahmen der Stadt für ,,Verunsicherung und Wut in der Kulturszene‘‘. Da das Kulturzentrum ,,E-Werk‘‘ aufgrund der Kürzungen unter finanziellem Druck steht, soll das Schauspiel Erlangen als Veranstaltungsort mitgenutzt werden und eine Kooperation entstehen. Wegen der stark gesunkenen Gewerbesteuereinnahmen kämpft die Stadt Erlangen mit einem größeren Haushaltsloch. Daher wurden Sparmaßnahmen umgesetzt, die auch das E-Werk betreffen. Dem Kulturzentrum fehlen im nächsten Jahr bis zu 290.000 Euro.
PERSONALIA
- Im Fall Markus Trabusch gibt es Neuigkeiten: Der Intendant verlässt das Mainfranken Theater Würzburg bereits zum Ende des Monats, anstatt wie geplant 2026. Zuletzt gab es Diskussionen, da Trabusch Zwischenrufe eines behinderten Zuschauers bei einer Vorstellung als "massive Störung" bezeichnet hatte (wir berichteten). Zudem gab es schon länger und wiederholt Kritik am Führungsstil des Intendanten.
- In Heilbronn wurde Solvejg Bauer vom Gemeinderat der Stadt zur neuen Intendantin des Theaters gewählt. Bauer, aktuell geschäftsführende Intendantin der Ettlinger Schlossfestspiele, wird die Leitung des Theaters ab der Spielzeit 2026/27 übernehmen. Bauer tritt die Nachfolge von Axel Vornam an, der das Theater 18 Spielzeiten lang leitete. Näheres bei der Stimme.
- Auch beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin gibt es einen Leitungswechsel. Ab September 2025 wird Christian Beuke die Position des Orchesterdirektors übernehmen. Beuke ist momentan Managementdirektor bei den Münchner Philharmonikern.
AUSZEICHNUNGEN
- Am Berliner Theater an der Parkaue wurde zum ersten Mal der Berliner Stückepreis für junges Publikum verliehen. Der Preis, der mit 10.000 Euro dotiert ist, soll in Zukunft alle zwei Jahre vergeben werden und besonders herausragende Kinder- und Jugendtheaterstücke würdigen. Zudem umfasst die Auszeichnung eine Uraufführung am Theater an der Parkaue. Den diesjährigen Preis erhält die 2002 geborene Künstlerin und Dramaturgin Zehra Sönmez für ihr Jugendstück "16 GB: Tischtennisplattenpolitik".
- Der Verlag Theater der Zeit erhält den Kurt-Wolff-Preis 2025. Begründung der Kurt Wolff Stiftung ist, dass der Berliner Verlag mit der Zeitschrift "Theater der Zeit‘‘ sowie in Büchern "die Schauspielkunst auf vielfältige Weise und mit brillanter Recherche" präsentiert. Die Stiftung wurde im Jahr 2.000 gegründet. Bei Kurt Wolff handelt es sich um einen wichtigen Verleger des deutschen Expressionismus. Die Auszeichnung, die mit 35.000 Euro dotiert ist, wird im Rahmen der Leipziger Buchmesse im März verliehen.
ABSCHIED
Der Regisseur András Fricsay ist verstorben. Fricsay wurde in Ungarn geboren, wuchs nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin und der Schweiz auf und begann eine Schauspielausbildung an der Westberliner Max-Reinhardt-Schule. Zunächst arbeitete er als Schauspieler an verschiedenen Häusern, u.a. in Bremen, Mannheim oder Hamburg. 1971 kam er an die Münchner Kammerspiele, wo er, ebenfalls 1971, sein Debut als Regisseur hatte. Von 1989 bis 1992 war er Oberspielleiter am Schauspiel Bremen. Außerdem war Fricsay in über 50 Film- und Fernsehrollen zu sehen. Er starb bereits am 19. November im Alter von 82 Jahren.