Überraschung! - Nein, leider nicht. Kaum überraschend die Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins, die für die Saison 19/20 einen Rückgang der Aufführungen um 33% vermeldet. Wenig verwunderlich auch, dass mit etwas Pech diese alarmierende Meldung aus Lockdown-Zeiten sich für die Zukunft verstetigen könnte. Denn was hören wir aus Bautzen, Mainz, München? Nein, keine Überraschung, sondern rigide Sparrunden in den kommunalen Haushalten, die auch die Theater treffen.
Das Deutsch-Sorbische Volkstheater in Bautzen hat kaum spielen können im letzten Jahr und deshalb einen geringeren Verlust eingefahren, als kalkuliert. Prima, dachte sich der Kreistag und kürzte die Zuschüsse. Was das für das Theater bedeutet, schildert Intendant Lutz Hillmann im Interview mit dem MDR.
Über dem Staatstheater Mainz schwebt ein Kürzungsvorhaben von 900.000 Euro seitens der Kommune. Hoffentlich zeigen sich noch mehr Menschen als bloß der Präsident des Landesmusikrats Peter Stieber alarmiert, der erklärt, es sei "ein Fehler im System, im Kulturbereich zu sparen, der während der Corona-Pandemie von allen politischen Ebenen als 'unverzichtbar' erklärt wurde". Hier könnte man noch "Principiis obsta" rufen…
München macht den traurigen Anfang
Um den "Anfängen zu wehren" ist es in München leider schon zu spät. Hier hat der Stadtrat bereits Einsparungen im Etat des "Eigenbetriebs Münchner Kammerspiele" beschlossen, zu dem auch die Schauburg und die Otto-Falckenberg-Schule gehören. Weitere globale Einsparungen um 8,5% für alle städtischen Budgets stehen darüber hinaus noch im Raum. Würden die kompletten Sparpläne umgesetzt, bedeutete dies einen "unwiderruflichen Strukturabbau und eine nachhaltige Zerstörung jahrzehntelanger Investitionen", weiß der BR zu berichten.
Der Deutsche Bühnenverein zieht aus der neuen Werkstatistik auch den Schluss: "Diese Ausgabe der Werkstatistik ist keineswegs nur das Dokument eines Verlustes, sondern auch Zeichen für neue künstlerische Entwicklungen." Bleibt zu hoffen, dass solcherart Entwicklungen nicht auf der Strecke bleiben, weil schlicht das Geld fehlt.
Wohin mit den Kulturmilliarden?
Andererseits: Mittel aus der 2. Kulturmilliarde müssen ja auch noch ausgegeben werden und GVL und GEMA tun dies nun, indem Geld direkt zu freiberuflichen Künstler:innen und Musikautor:innen fließen wird - insgesamt stattliche 60 Millionen als Stipendien. Alle Infos dazu hier.
Wo wir gerade beim Geldausgeben sind: In Stuttgart hat der Gemeinderat der Sanierung der Staatsoper Stuttgart im Grundsatz zugestimmt. Zunächst mit einer Finanzierungszusage in Höhe von 13,5 Millionen Euro, die für die Planung des Umbaus und der Beseitigung der zahlreichen Schäden eingeplant werden. Die Kosten für die gesamte Sanierung werden derzeit mit beinahe einer Milliarde Euros prognostiziert…
Deutlich kleiner und dennoch gewaltig: 10 Millionen Euro – das ist mehr als die Hälfte des Geldes, das Wuppertal üblicherweise in seinem jährlichen Kulturetat aufwendet. Auf diese 10 Millionen wird zunächst einmal allein der Schaden geschätzt, den das Hochwasser im Opernhaus Wuppertal angerichtet hat. Durch die Klimakrise bedrohte Musikkulturen, das war bisher ganz weit weg, nun ist es auf einmal ganz nah. Ein Dossier dazu findet sich hier.
Zu Recht gelobt - zu Unrecht freigesprochen?
Überraschung? Für aufmerksame Leser:innen der Theapolis News natürlich nicht. Nach 145 Jahren dirigierte erstmalig eine Frau bei den Bayreuther Festspielen. Jenseits des bloßen Genderaspekts jubelt der BR über die musikalische Qualität: "Großartig dagegen gelingt das Bayreuth-Debut von Dirigentin Oksana Lyniv. Straff, energetisch, auf den Punkt. Wie sie die Orchesterbrandung hochpeitscht, dabei die Dynamik kontrolliert, Mittelstimmen hörbar macht und schwierige Übergänge koordiniert, das ist wirklich großes Kino."
Nach Ovids "Principiis obsta" noch ein bisschen Römisches Recht: "In dubio pro reo" sieht auch das deutsche Strafrecht vor. Daher wurde der Münchner Theaterchef Thomas Pekny erstinstanzlich vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hat bereits Revision eingelegt.
Abschied
Alt ist er geworden, sehr alt. Mit über 100 Jahren starb der Schauspieler Herbert Köfer. "Das Leben ist eine Achterbahn und man hat nur einen einzigen Ratgeber auf den Verlass ist: das Herz". Die rbb Abendschau zeigt Bilder aus seiner über 80jährigen Karriere.