Ein verärgerter FPÖ-Politiker, ein neues Theaternetzwerk, dazu Preise und Personalia zwischen vielen Theatern, die bröckeln und einem, das neu eröffnet wird. Und das alles während der Jamaika-Verhandlungen, da verliert man ja den Überblick...
"Empört!" sei die FPÖ über die
satirische Werbekampagne des Theater in der Josefstadt in Wien. Das Haus wirbt derzeit mit offenkundig gefälschten Bild-Wort-Meldungen wie z.B. "Unfassbar: Nordkoreas Diktator droht der Josefstadt mit einem Atomschlag wegen Eckplatz". Mit dem Statement "Strache macht 1 Jahr Bildungskarenz" fühlt sich der FPÖ-Politiker offenbar nicht gut portraitiert. Das Theater betreibe unter dem Deckmantel der Kunst Politik, so der Vorwurf der FP-Gemeinderätin Ulrike Nittmann, die die Forderung nach Mittelkürzungen gleich hinterherschiebt. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) weist dies glücklicherweise zurück. Falls sich noch jemand fragen sollte, warum der Vorsitz eines Kulturausschusses politisch so zentral ist:
darum.
Details finden sich in derstandard.at
Ein Bottom-Up-Projekt könne man es nennen, so die
moz: Das Theater Vorpommern Greifswald, die Oper Stettin und die Uckermärkischen Bühnen Schwedt haben sich zusammengetan und konnten 3,3 Millionen Euro aus dem EU-Programm Interreg einwerben, um sie bis 2020 in ein grenzübergreifendes
polnisch-deutsches Theaternetzwerk fließen zu lassen. "An allen drei Standorten schaffen wir Lösungen zum Übertiteln in der jeweiligen Nachbarsprache. Spielpläne und Personaleinsatz werden abgestimmt. Es gibt gemeinsame Produktionen und Gastspiele mit grenzüberschreitenden Themen.", so der Schwedter Schauspieldirektor André Nicke.
Sanierungsstau, wohin man blickt...
Das
Theater Naumburg wartet schon länger auf eine Lösung in Sachen maroder Theaterbau, die nun langsam in greifbare Nähe rückt: Die CDU-Fraktion will die Unklarheiten (neuer oder alter Standort?) laut
Naumburger Tageblatt beseitigen und bringt einen Antrag für die Sanierung des ursprünglichen Ortes, dem „Goldenen Hahn“ am Salztor, vor. Die Theaterleitung findets gut und der Kreis Magdeburg stellt Kofinanzierung in Aussicht. So kanns gehen.
Eher aus der Kategorie "Ups!": Auch der erst 2003 eröffnete
Theaterbau in Erfurt weist laut
MDR-Berichten enormen Sanierungsbedarf auf. Verfaulte Holzdielen, veraltete Technik auf allen Ebenen und verrottete Rohre weisen auf massive Baumängel hin. 2019 soll der Umbau beginnen.
Auch eine Baustelle, aber ein anderes Problem: Die Sanierung des
Zwickauer Gewandhauses zieht sich in die Länge und der Eigentümer der Ausweichspielstätte „Theater in der Mühle“ (TIM) meldet ab kommendem Jahr Eigenbedarf an. Falls nochmal jemand fragt, warum die zunehmende Privatisierung von städtischen Immobilien problematisch ist:
darum.
Mehr Infos gibt es dazu auf tag24.de
Die ehemalige Spielstätte der Bühne der Kulturen in der Kölner Planetenstraße wird demnächst wieder zum
Urania-Theater. Ein Team, bestehend aus Bettina Montazem, Lea Montazem, Frank Oppermann und Richard Bargel eröffnet die Spielstätte am 7. November 2017 neu. Unter gleichem Namen entstand 1985 hier das erste Kölner Stadtteiltheater in der Leitung von Claudia Howard und Kurt Lambrigger. Erstere wird bei der Eröffnung auch zu Gast sein. Mehr dazu und zur Neuausrichtung in der
Kölner Rundschau.
Auch hier gibt es Grüße aus der Vergangenheit: "Wie kann eine vergängliche Kunst wie Theater für die Nachwelt festgehalten werden?" fragt die Akademie der Künste im Symposium
Die Zukunft der Theaterdokumentation am Sonntag, den 5.11.2017. Hier gehts zum
Programm.
Der Fall Serebrennikow zieht weitere Kreise. So wurde diese Woche - neben drei weiteren Personen - auch die
Theaterleiterin Sofia Apfelbaum festgenommen. Der Vorwurf gegen sie lautet, sie habe die Serebrennikow vorgeworfene Veruntreuung von Fördergeldern in ihrer Position im Kulturministerium 2011 bis 2014 gedeckt. Künstler*innen und Politiker*innen im In- und Ausland sehen die Ermittlungen als politisch motiviert an, um kritische Stimmen von Kulturschaffenden in Russland mundtot zu machen. U.a. meldet dies
Deutschlandfunk.
PERSONALIA
Joanna Mallwitz wird ab der Spielzeit 2018/19 die erste weibliche Generalmusikdrektorin am Staatstheater Nürnberg. Der designierte Intendant Jens-Daniel Herzog begrüßt mit der Entscheidung für die Dirigentin einen Schritt, "der in unserer Gesellschaft höchst überfällig ist: Frauen in Führungspositionen."
Mehr Infos gibts auf br-klassik.de
Ebenfalls zur Spielzeit 18/19 erneuert sich das Team am
Theater Ulm. Der künftige Intendant Kay Metzger gibt selbst den Spartenchef im Bereich Musiktheater, mit Jasper Brandis kommt ein neuer Schauspieldirektor, Reiner Feistel löst Roberto Scafati als Ballettchef ab. Der Chefdramaturg Christian Katzschmann folgt Metzger aus Detmold, ebenso die einzige Frau im künstlerischen Leitungsteam, Ausstattungsleiterin Petra Mollérus.
Hier gehts zum Bericht in der Südwest Presse.
Bei den
Wiener Festwochen eher so: Rückbau. Iris Raffetseder wird Dramaturgin, Moritz Lobeck kuratorischer Konsulent, beide waren bereits 2014 bis 2016 bei den Festwochen. Ergänzt wird das Team durch Angela Mattox und Henning Nass als freier Dramaturg. Nachdem Intendant Tomas Zierhofer-Kin seine beiden vormaligen Dramaturg*innen auf öffentliche Kritik hin sang- und klanglos entließ, hinterlässt diese Rückkehr einen etwas fehlen Beigeschmack.
derstandard.de berichtet.
PREISE
Die Regisseurinnen
Yael Ronen und Susanne Kennedy erhalten für ihre innovativen Arbeiten jeweils einen der
Europäischen Theaterpreise 2017. Weitere Preisträger*innen sind der slowenische Regisseur Jernei Lorenci, der italienische Theatermacher Alessandro Sciarroni, Kirill Serebrennikov sowie das estnische Theatre NO99. Achso ja, und Isabelle Huppert und Jeremy Irons.
Mehr Infos auf rbb24.
Die ASSITEJ Austria hat außerdem die
Stella-Preise 2017 für herausragendes junges Theater in Österreich vergeben.
Hier gehts zu den Preisträger*innen in den verschiedenen Kategorien.