Wochenrückblick #21/25

Aufmission: Possible

Veröffentlicht am 24. Mai 2025

Demonstrierende Theaterbeschäftigte vergangenen Mittwoch in Dresden. Auf der Bühne: der Plauener Intendant Dirk Löschner. Foto: Anne Sandmann © Demonstrierende Theaterbeschäftigte vergangenen Mittwoch in Dresden. Auf der Bühne: der Plauener Intendant Dirk Löschner. Foto: Anne Sandmann © Demonstrierende Theaterbeschäftigte vergangenen Mittwoch in Dresden. Auf der Bühne: der Plauener Intendant Dirk Löschner. Foto: Anne Sandmann
Wochenrückblick #21/25

Aufmission: Possible

Veröffentlicht am 24. Mai 2025

In Sachsen war was los: Von Sparmaßnahmen betroffene Theater mischten in Dresden den Landtag auf und gut 150 Delegierte in Chemnitz die Bühnengewerkschaft. In Sachsen-Anhalt wiederum wird endlich wieder auf dem Hexenplatz gespielt. Noch weiter im Norden hingegen müssen Stücke aus dem Programm und Menschen von der Bühne gestrichen werden.

GDBA Genossenschaftstag in Chemnitz: Neue Amtszeit für Lisa Jopt

Eine gute Bilanz sorgt für ungebrochenes Vertrauen: Die Mitglieder der Bühnengewerkschaft GDBA haben Lisa Jopt beim Genossenschaftstag in Chemnitz diese Woche mit über 90 Prozent der Stimmen erneut zu ihrer Präsidentin gewählt. Sie tritt damit ihre zweite vierjährige Amtszeit an. In einem Video auf Instagram äußert sich Jopt gemeinsam mit ihrem Vizepräsidenten Raphael Westermeier stolz und zufrieden über den Verlauf der Mitgliederversammlung: Über 200 Delegierte seien nach Chemnitz gekommen, "um die Gewerkschaft aufs politische Gleis zu setzen" (Anm. d. Red.: An anderer Stelle ist die Rede von "rund 150" Delegierten) und es sei eine "unglaublich kraftvolle"  Veranstaltung gewesen: "Wir sind total happy."

Im Rahmen ihrer dreitägigen Versammlung solidarisierte sich die GDBA "als die größte Bühnengewerkschaft in Deutschland" auch öffentlich mit den von Etatkürzungen betroffenen Theatern in Sachsen. Die Zuwendungen für Kulturbetriebe müssten "endlich fächendeckend dynamisiert werden", hieß es in einem weiteren Beitrag auf Instagram.

Was war passiert?

Zunehmend von Insolvenz bedroht: Proteste gegen Sparmaßnahmen in Sachsen

Rund 700 Beschäftigte Sächsischer Theater und Orchester haben am vergangenen Mittwoch vor dem Sächsischen Landtag in Dresden gegen Kürzungen beim Kulturetat protestiert. Zu der Versammlung aufgerufen hatte das Theater Plauen-Zwickau. Die Aktion wurde unterstützt vom Mittelsächsischen Theater Freiberg-Döbeln, dem Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau, dem Eduard-von-Winterstein-Theater Annaberg-Buchholz, den Theatern Chemnitz sowie von Vertreter*innen der Sächsischen Bläserphilharmonie, des Leipziger Sinfonieorchesters, des Orchesters der Musikalischen Komödie Leipzig und der Neuen Elbland-Philharmonie.

Auch Beschäftigte der Semperoper, des Staatsschauspiels und der Staatsoperette Dresden solidarisierten sich, obwohl ihre Häuser bislang nicht von den Sparmaßnahmen betroffen sind. Dirk Löschner, Generalintendant des Theaters Plauen-Zwickau, wies in seinem Redebeitrag auf die prekäre finanzielle Lage einiger Theater und Orchester hin, die zunehmend von Insolvenz bedroht seien. Das sächsische Kulturraumgesetz, durch das eine anteilige Finanzierung durch den Freistaat geregelt ist, sei seit Jahren nicht mehr an die steigenden Kosten angepasst worden, so Löschner. Hinzu kämen Faktoren wie die schwierige bundesweite Haushaltslage, die späte Regierungsbildung in Sachsen und die Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst 2024, die zusätzliche Anspannung in die Situation bringen würden.

Fachkräftemangel: Theater Kiel kürzt Programm

In Kiel wird das Theaterprogramm in der kommenden Spielzeit ausgedünnt. Grund für diese Entscheidung sei Fachkräftemangel, so das Theater. Aufwendigere Stücke sollen zunächst aus dem Programm genommen werden und durch weniger aufwendige Stücke ersetzt werden. So soll beispielsweise die Oper "Krieg und Frieden" verschoben werden. Stattdessen wird die Mozart-Oper "Idomeneo" ins Programm genommen, wodurch sich das Theater über 100 Menschen auf der Bühne spare. Laut Auskunft des Theaters fehlt es an Fachkräften in Schneiderei, Maske und Malerei. Vor allem, wenn Krankheitsfälle hinzukämen, sei es schwer, die Dienstpläne zu besetzen. Zudem sei der Pool an freien Mitarbeiter*innen kleiner als noch vor einigen Jahren.

Nach fünf Jahren wieder Theater auf dem Hexenplatz

Das Harzer Bergtheater in Thale (Landkreis Harz) hat nach fünf Jahren Bauzeit wiedereröffnet. Die Bühne, die 1903 auf dem sogenannten "Hexentanzplatz" eröffnet wurde, gilt als eines der ältesten Natur-Theater in Deutschland. Ton- und Lichttechnik wurden umgebaut sowie die Platzkapazität des Theaters erhöht. Außerdem verfügt das Theater nun über eine LED-Wand. Näheres dazu beim mdr.

Auszeichnung

Die Schauspielerin Carmen Steinert erhält den diesjährigen Alfred-Kerr-Darstellerpreis von Alleinjurorin Bettina Stucky. Ausgezeichnet wird Steinert für ihren Auftritt in Kim de l'Horizons ,,Blutbuch" in der Regie von Jan Friedrich vom Theater Magdeburg. Der Preis, der mit 5.000 Euro dotiert ist, zeichnet im Rahmen des Theatertreffens jedes Jahr eine besondere Nachwuchsschauspielleistung aus. Benannt ist der Preis, der seit 1991 verliehen wird, nach dem Theaterkritiker und Journalisten Alfred Kerr.

Abschied

Die Schauspielerin Elisabeth Orth ist am letzten Samstag im Alter von 89 Jahren verstorben. Orth war langjähriges Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, wo sie zum Ehrenmitglied sowie 2015 zur Doyenne des Hauses ernannt wurde. Orth wurde als Tochter der Schauspiellegenden Paula Wessely und Attila Hörbiger in Wien geboren und auf Wunsch ihrer Eltern wurde sie ebenfalls Schauspielerin, so wie auch ihre Schwestern Christiane und Maresa Hörbiger. Nach ihrer Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar spielte sie u.a. am Theater Ulm, dem Bayerischen Staatsschauspiel München sowie der Berliner Schaubühne. Zudem gastierte sie regelmäßig bei den Salzburger Festspielen. Zudem engagierte sich die Schauspielerin gegen Rassismus und für Geflüchtete und verfasste das Buch ,,Märchen ihres Lebens – Meine Eltern Attila Hörbiger und Paula Wessely‘‘, in dem sie die die NS-Vergangenheit ihrer Eltern aufarbeitete. Ein ausführlicher Nachruf erschien u.a. bei Zeit Online.

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