Blümchen oder Theater?
...werden sich bald Einwohner*innen und Bürgerschaft der Hansestadt Rostock fragen (müssen). Nach langem Hin und Her war ein Theaterneubau beschlossen worden, der nun teurer werden wird, als ursprünglich geschätzt. Nicht ungewöhnlich, wie man ja inzwischen weiß, aber Rostock hat auch den Zuschlag zur Bundesgartenschau 2025 erhalten. Da liegt der Hase im Pfeffer oder das Blümchen schwer auf dem Theater, denn auch hier drohen bis zu 30% Mehrkosten (in Summe etwa 20 Millionen Euro), die jetzt beim Theaterbau fehlen könnten… Erste Stimmen werden schon laut, man solle beim Kulturneubau mal ein bisschen sparen. Mein Vorschlag zur Güte: Vielleicht könnte ein begrüntes Dach eine Kompromisslösung sein? Ein paar mehr Details (hinter der Bezahlschranke) hat die Ostseezeitung.
Ruhe oder Theater?
...muss man sich in Köln fragen, wo ein Anwohner gegen die Volksbühne geklagt hat, weil die Kultur so arg in seine Wohnung hineinschallt. Das Verwaltungsgericht gibt ihm nun erst einmal recht und die Urteilsbegründung wartet mit einem Prachtexemplar eines verwaltungsdeutschen Satzes auf: "Die der Volksbühne erteilte Baugenehmigung stellt nicht hinreichend sicher, dass in der Wohnung des Nachbarn die Orientierungswerte der Freizeitlärmrichtlinie NRW eingehalten würden." Stadt und Theater möchten aber weiter nach Lösungen suchen, damit die Ruhe nur im rechtlichen Sinne wieder einkehrt - und im Theater weiter Halligalli sein darf.
Mindestlohn oder Theater?
Dass diese Frage so gestellt werden kann – ja muss - erschüttert die Szene in Deutschland einigermaßen substantiell. Der Tarifstreit zwischen Deutschem Bühnenverein und der GDBA läuft weiter und am 1. Juni trifft man sich zur nächsten Verhandlungsrunde. Fatal dabei: Einige der Theater melden schon jetzt, dass Tarifsteigerungen im NV Bühne von den Rechtsträgern nicht ausgeglichen würden. Das wäre - sagt Claudia Schmitz im Exklusiv-Interview mit Theapolis - "ein Pyrrhus-Sieg". Unzufriedenstellend für alle. Mit dem dicken Ende bei den Beschäftigten im NV-Solo genauso wie bei den Theatern, die im schlimmsten Fall mit massiv schrumpfenden freien Mitteln für das Künstlerische da stehen. Verlierer*innen auf allen Seiten, bitter.
Krieg oder Theater?
Darauf findet die Oper Kiew eine klare Antwort: Beides! Unbeeindruckt vom nahen Kriegsgeschehen nahm sie den Spielbetrieb wieder auf und präsentierte einen Barbiere di Siviglia. Beschränkt auf 300 Besucher*innen – denn mehr würde die Garderobe als Schutzraum im Falle eines Luftangriffes nicht fassen. Beginn ist übrigens um 14:00 Uhr, damit die Sperrstunde eingehalten werden kann.
Zurück nach Deutschland schauen wir nochmal auf’s Geld.
Hier steigt der Bundeskulturetat zum wiederholten Male. Die neue Hausherrin, Claudia Roth, kann sich darauf freuen, 2,29 Milliarden Euro auszugeben. Die zusätzlichen Mittel werden vor allem in einen "vielfältigen und nachhaltigen Kulturbetrieb, in die Stärkung der sozialen Lage von Künstlerinnen und Künstlern und insgesamt in die Zukunft unserer so wertvollen Kultur der Demokratie" investiert.
Aber während es im Bund – noch – nur so sprudelt von Geld für die Kultur, wird’s auf Länder- und kommunaler Ebene schon eng. Daher versucht die Freie Szene die Kulturstaatsmininsterin in die Pflicht zu nehmen und fordert eine feste Verankerung der Förderung auch auf Bundesebene – und spielt dazu den Freie/Institutionelle-Joker: "Zum Vergleich: Für die durchschnittliche Summe des Betriebes eines einzigen größeren Mehr-Sparten-Hauses auf kommunaler oder Landesebene (mindestens 60 Mio. Euro) könnten die bundesweit agierenden Freien Darstellenden Künste nachhaltig gestärkt und so auch die Kommunen wie Länder in diesem wichtigen Feld unterstützt werden."
Brücken- und Feiertagen zum Trotz ist dann doch einiges passiert:
Die Nominierten für den Ingeborg-Bachmann-Preis wurden z.B. vorgestellt, die der Tagesspiegel etwas hilflos versucht vorzustellen. International ist das Bewerber*innen-Feld jedenfalls - und ein Barbesitzer ist auch dabei.
Der Mülheimer Dramatikpreis ging an die Dramatikerin Sivan Ben Yishai für ihr Stück "Wounds are forever (Selbstporträt als Nationaldichterin)", das seine Uraufführung am Nationaltheater Mannheim erlebte. Eine "Verbindung jüdischer Selbstermächtigung und feministischer Vergeltung" sieht die Jury in dem Werk.
Und bleiben wir noch kurz vor Ort, denn die Leitung des Ringlokschuppens will "gehen, wenn es am schönsten ist“. Daher haben Matthias Frense und Andrea Friedrich ihren Abschied für den Sommer 2023 angekündigt.
Yvonne Büdenhölzer, eben noch Leiterin des Berliner Theatertreffens, hat ab kommendem Jahr einen neuen Job: Als Nachfolgerin von Christiane Schneider wird sie zukünftig den Suhrkamp Theaterverlag leiten.
Abschied
Im Alter von 91 Jahren ist der Schauspieler Horst Sachtleben gestorben. Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler war Sachtleben in Hunderten Film- und Fernsehproduktionen als Synchronsprecher tätig, etwa als Peter Falk in "Columbo". Der Spiegel widmet ihm einen Nachruf.