Gerichtliches
Das Theater Freiburg hat sich mit seiner Praxis, Gäste zwar für den Probenzeitraum, danach aber nur noch an den Spielterminen zu versichern, in erster Instanz gegen die Deutsche Rentenversicherung durchgesetzt, meldet die "Badische Zeitung". Die Versicherung hatte Beiträge in Höhe von 400.000 Euro nachgefordert. Das Urteil dürfte auch für andere Bühnen von Interesse sein.
Innovatives
Unter der Domain Kritikgestalten startet ein experimentelles Journalismus-Projekt, meldet das Portal nachtkritik. Esther Boldt, Dorothea Marcus, Sina-Maria Schneller, Ulrike Westhoff und Sascha Westphal kooperieren unter anderem mit dem NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, der Akademie für Zeitgenössischen Theaterjournalismus sowie dem Institut der Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Das Projekt wird gefördert vom Fonds Darstellende Künste und der Dr. Schlensker und Team GmbH.
Geschlechtergerechtigkeit bei Förderungen
Geschlechtergerechtigkeit bei Fördermodellen zu berücksichtigen, fordern nachtkritik zufolge 13 Initiativen ein. Zusammengetan haben sich PRO QUOTE BÜHNE e.V., PRO QUOTE FILM e.V., kunst+kind berlin, Mehr Mütter für die Kunst, Kunst und Kind München, Yaya Netzwerk, Other Writers Need to Concentrate e.V., Writing with CARE/RAGE, Frauenmuseum Berlin, Theaterautor:innen-Netzwerk, Dramaturgie-Netzwerk, Bündnis für eine gerechte Kunst- und Kulturarbeit Baden-Württemberg, Aktionsbündnis fair share! Sichtbarkeit für Künstlerinnen. Zum Offenen Brief geht es zum Beispiel hier entlang.
Neue Leitung
Das Theatermuseum München bekommt zum 1. September 2021 mit Dorothea Volz eine neue Leitung. Volz, von Kunstminister Bernd Sibler (CSU) als "Glücksgriff" bezeichnet, folgt Claudia Blank nach, die in den Ruhestand geht. Derzeit ist Dorothea Volz stellvertretende Direktorin der Theaterwissenschaftlichen Sammlungen am Institut für Medienkultur und Theater an der Universität Köln.
Stipendien und Preise
Das Ernst-Binder-Stipendium 2021 geht in diesem Jahr an die Tänzerin, Schauspielerin und Regisseurin Klaudia Reichenbacher. Auf der Homepage der Bühnen Graz wird die Vergabe "mit ihrer künstlerischen Vielfältigkeit und Qualität", ihrer "bemerkenswert sensiblen Ästhetik" und "ihrem unermüdlichen Einsatz dafür, Tanz und Theater einen Ort zu bieten" begründet.
Der Mülheimer Dramatikerpreis geht in diesem Jahr an Ewelina Benbenek für ihr Stück "Tragödienbastard". Die Autorin beschäftige sich mit "Sexismus, Rassimus und Klassismus; ohne dabei in den Sozialkitsch abzudriften".
Wie im letzten Rückblick bereits verkündet, gewann Nino Haratischwili mit ihrem Stück "Löwenherzen" in der Kategorie der Kindertheaterstücke, erwähnt sei hier noch im Besonderen, dass dieser in diesem Jahr erstmals mit 15.000 Euro gleich hoch dotiert ist, wie der Mülheimer Dramatikerpreis. Das Stück wird für seine "zupackende Weise" gelobt, in der es "mutig große globale Themen von Kinderarbeit und Migration bis Leihmutterschaft" aufgreife.
Das Schauspielhaus Wien gratuliert Mazlum Nergiz, dem Gewinner des Hans-Gratzer-Stipendiums. Die Jury wählte seinen Stückentwurf "Coma". Der Publikumspreis geht an Annalisa Cantini für "A Milano tutto apposto / In Mailand alles in Ordnung". Auf der Seite des Theaters heißt es weiter: "Wir freuen uns ganz besonders, dass es in diesem Jahr im Rahmen des Hans-Gratzer-Stipendiums erstmals eine Kooperation mit Ö1 gibt. […] Die Sendung Radiokunst-Kunstradio [wird] am Sonntag, 6. Juni, den Hörstück-Umsetzungen der diesjährigen Hans-Gratzer-Texte eine eigene Ausgabe widmen." Wer also Sonntag noch nichts vor hat, einschalten!
Abschiede
Die "Grande Dame der experimentellen Literatur" Friederike Mayröcker ist in der Nacht zum 4. Juni verstorben. Der Spiegel würdigt die bedeutende Autorin, die bis zuletzt schrieb und ein Gesamtwerk von "rund 100 Titel[n]" hinterlässt.
Auch von Jarg Pataki heißt es Abschied nehmen. Der Theaterregisseur starb im Alter von 57 Jahren. Bekannt wurde Pataki vor allem mit seinen lebensgroßen Puppen.