Wochenrückblick #48/24

In der Kürze liegt nicht immer die Würze

Veröffentlicht am 30. Nov 2024

Demo gegen Kulturkürzungen in Berlin am 13.11.24, (c) Karen Suender © Demo gegen Kulturkürzungen in Berlin am 13.11.24, (c) Karen Suender © Demo gegen Kulturkürzungen in Berlin am 13.11.24, (c) Karen Suender
Wochenrückblick #48/24

In der Kürze liegt nicht immer die Würze

Veröffentlicht am 30. Nov 2024

Welches Bundesland von Kürzungen im Kulturhaushalt verschont bleibt, warum der Kahlschlag in Berlin auch Inklusion und Diversität betrifft, was man in der neuen Themis-Handreichung über sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch lernt – und warum sich die Salzburger Festspiele von ihrer Schauspielleitung verabschieden.

Wie der hessische Wissenschafts- und Kunstminister Timon Gremmels (SPD) mitteilt, soll es in Hessen für 2025 keine Kürzungen geben, was Kunst und Kultur betrifft. Ziel sei es, Kultur in Hessen allen Menschen zugänglich zu machen und ihre Vielfalt zu bewahren, so Gremmels.

In Niedersachsen wiederum fordern die kommunalen Theater und Orchester mehr Geld vom Land, wie der NDR berichtet. Sollten die entsprechenden Gelder nicht bewilligt werden, so drohe die Schließung einzelner Sparten sowie der Abbau der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. In Folge der Tarifsteigerungen und gestiegenen Sachkosten haben die Theater und Orchester einen Mehrbedarf von sechs Millionen Euro gemeldet. Das zuständige Ministerium für Wissenschaft und Kultur hat davon bislang allerdings nur 3,5 Millionen Euro bewilligt. Nach Protesten sei noch eine weitere Million hinzugefügt worden.

Über die angekündigten Kürzungen, die die Berliner Kultureinrichtungen betreffen (Theapolis berichtete), herrscht immer noch Fassungslosigkeit. So weist z.B. das NO LIMITS Disability & Performing Arts Festival darauf hin, dass es auch "überproportionale Kürzungen im Bereich Inklusion und Diversität" gäbe. Der Diversitätsfonds soll gestrichen werden sowie die Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung, berichtet nachtkritik.

Der Arbeitskreis für Kinder- und Jugendtheater wiederum weist darauf hin, dass die Kürzungen gerade auch das junge Publikum betreffen, entgegen dem Koalitionsziel, die Kulturangebote für Kinder und Jugendlichen zu stärken. Kultursenator Joe Chialo (CDU) rechnet mit Einsparungen für die nächsten zwei bis drei Jahre. Dann, so Chialo, "werde Berlin wieder in neuem Licht erstrahlen". In Berlin warnen mehrere Theater vor Insolvenzen sowie Entlassungen.

„Was ist sexuelle Belästigung?“ – Themis veröffentlicht neue Handreichung

Themis, die Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt in der Kultur- und Medienbranche, hat eine Handreichung zum Umgang mit sexualisierter Gewalt verfasst und diese anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen veröffentlicht. Die entsprechende Broschüre ist für Vertrauenspersonen und Beratungsstellen in der Kulturbranche gedacht. Die Broschüre befasst sich mit Fragen wie „Was ist sexuelle Belästigung?“ oder „Wie stellen sich Grenzüberschreitungen und Machtmissbrauch dar?“ Zudem werden darin Fragen bezüglich der Rahmenbedingungen für die Einrichtung von vertraulichen Beratungsstellen beantwortet und Übungen für Vertrauenspersonen erklärt. Die Handreichung hat das Ziel, Betroffenen die größtmögliche Unterstützung bereits am Arbeitsplatz anzubieten. Sie kann auf der Themis-Website heruntergeladen werden.

Auszeichnung

In Wien wurde der diesjährige Nestroy-Preis verliehen. Den Preis für die beste Regie erhielt der ungarische Regisseur Kornél Mundruczó für seine Produktion "Parallax". Als beste Schauspielerin wurde Julia Edtmeier für ihre Rolle in "Amadeus", einer Koproduktion der Volkstheater in den Bezirken und Bronski & Grünberg Theater, ausgezeichnet, als bester Schauspieler wiederum Claudius von Stolzmann als Zagl in "Der Himbeerpflücker" von Fritz Hochwälder, Theater in der Josefstadt/Kammerspiele der Josefstadt. Näheres zu den Preisen in weiteren Kategorien sowie zum Nestroy-Preis, der in diesem Jahr zum 25. Mal verliehen wird, erfährt man beim Standard.

Leitung

  • Berthold Schneider, Opernregisseur und Musikdramaturg, wird der neue Intendant am Staatstheater Cottbus. Ab Sommer 2026 wird er seine Position antreten, so Deutschlandfunk Kultur. Schneider arbeitete u.a. als Operndirektor des Saarländischen Staatstheaters und in einer Managerposition am English National Opera in London. Der aktuelle Intendant des Theaters, Stephan Märki, beendet seine Tätigkeit als Intendant bereits im kommenden Jahr, Hasko Weber wird bis zur Intendanz Schneiders das Theater als Interimsintendant leiten.
  • Auch am Theater Heidelberg findet ein Intendanzwechsel statt: Bernadette Sonnenbichler wird die Leitung des Theaters ab 2026/27 übernehmen. Aktuell ist Sonnenbichler, die ein Regiestudium absolviert hat, als Oberspielleiterin und Mitglied der künstlerischen Leitung am Theater Düsseldorf tätig. Zuvor arbeitete sie freischaffend, u.a. am Berliner Ensemble, dem Schauspiel Stuttgart oder dem Residenztheater München. Sonnenbichler hat auch bereits zwei Mal in Heidelberg inszeniert.
  • Leitungswechsel auch in Augsburg: Ab 2026 wird das Brechtfestival dort von dem Regie-Duo Sahar Rahimi und Mark Schröppel als Doppelspitze geleitet werden. Regisseurin, Autorin und Performancekünstlerin Sahar Rahimi und der Regisseur, Performer und Musiker Mark Schröppel haben sich im Bewerbungsverfahren gegen 25 weitere internationale Bewerber*innen durchgesetzt, sie wollen sich im Rahmen ihrer Leitungsposition besonders für Inklusion einsetzen. Geplant ist, dass sie das Festival bis 2028 leiten.
  • In Salzburg wird der Vertrag der bisherigen Schauspielleiterin der Festspiele Marina Davydova aufgelöst. Grund hierfür seien "Verstöße gegen vertragliche Dienstpflichten", vor allem die weder angezeigte noch genehmigte Tätigkeit Marina Davydovas bei einem Berliner Theaterfestival, so heißt es. Davydovas Dienstverhältnis sei mit sofortiger Wirkung aufgelöst worden. Die Schauspielleitung der Festspiele wird neu ausgeschrieben werden. Davydova hat sich bislang nicht zu dem Umstand geäußert. Laut Standard heißt es in Kreisen des Kuratoriums, dass Davydova sich mehrfach in der Öffentlichkeit negativ über die Festspiele geäußert und zudem "im Schauspiel nicht das geliefert hätte, was man von ihr erwartet habe".

Hinweis: In der Berichterstattung über die Festspiele Wangen in unserem Wochenrückblick #46/24 ist uns ein Fehler unterlaufen. Wie uns die Stadt Wangen mitteilte, ist die Aussage "Aus gesundheitlichen Gründen musste die Spielzeit 2024 entfallen" nicht korrekt. Richtig ist: Von den insgesamt 30 geplanten Vorstellungen im Sommer 2024 mussten die letzten fünf aus gesundheitlichen Gründen entfallen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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