Ein Lappen geht immer wieder hoch
"Die Sonne schien, weil sie keine andere Wahl hatte, auf nichts Neues." (Samuel Beckett, Murphy). Wir befinden uns nach wie vor im Lockdown, der am 14. Februar vermutlich verlängert wird. Same old new. Nichts Neues unter der Sonne.
Ist das wirklich so? Zunächst, klar: Die Theater haben weiterhin zu, das Wort "Premierenstau" fiel auch in unseren Wochenrückblicken.
Aber ein Lappen geht immer wieder hoch: der digitale. "Die Zeit" hat das im Übrigen recht schön beschrieben (für Abonnent*innen).
Online-Gipfel der Klassenbesten
Und auch so manche länderübergreifende Diskussion um Kulturpolitisches, die dringend geführt werden muss, findet im digitalen Raum statt. Die Münchner Kammerspiele luden am Sonntag zum "Expert-Talk" im "MK-Livestream" mit Münchens zweiter Oberbürgermeisterin Kathrin Habenschaden, Wiens Kulturstadträtin Veronica-Kaup-Hasler und Hamburgs Kultursenator und Präsident des Deutschen Bühnenvereins Carsten Brosda.
Neiderfüllt konnten die Münchner*innen hier hören, dass die Kulturhaushalte in Hamburg und Wien erhöht und nicht wie in München gekürzt wurden. Im Anschluss an den Zoom-Talk konnte das Publikum Fragen stellen - Bedingung: eingeschaltete Kamera! Neue Formen bringen neue Regeln mit sich. Vom "Online-Gipfel der Klassenbesten" berichtet die Süddeutsche Zeitung.
"Jeder Euro, den wir für Kunst und Kultur in die Hand nehmen, ist eine Investition in die Attraktivität unseres Landes"
Es gibt also nicht nur Hiobs-Botschaften von Kürzungen. Erfreuliches bietet in diesem Zusammenhang auch der Blick nach Greifswald. Hier sind die Sanierungskosten für das Theater explodiert, statt 20 Millionen sind nun über 40 Millionen Euro nötig. Das Land steuert die Hälfte zu den zusätzlichen Kosten bei: "Jeder Euro, den wir für Kunst und Kultur in die Hand nehmen, ist eine Investition in die Attraktivität unseres Landes", zitiert das deutsche musikinformationszentrum Finanzstaatssekretär Heiko Miraß.
Auch, was die Corona-Hilfen betrifft, gibt es positive Nachrichten: Offenbar ist die Problematik vor allem der unständig beschäftigten Freien in der Politik angekommen. Hier sind Verbesserungen im Rahmen von "Neustart" bzw. der Überbrückungshilfe III geplant. Hilfen von bis zu 7.500€ sollen für die nächsten sechs Monate beantragt werden können - und zwar nun auch von unständig Beschäftigten. Unabhängig davon soll das Programm "Neustart" um eine weitere Milliarde aufgestockt werden, berichten bmwi und der Tagesspiegel.
Aus dem Schrank und in die öffentliche Wahrnehmung
Abgesehen von den Geld-Fragen gehen auch andere Diskurse glücklicherweise weiter: "185 Outings in der Schauspielbranche" titelt das ZDF und berichtet über das große Interview, das SZ-Magazin-Leser*innen hier finden. Im Fokus: Die Sehgewohnheiten vor allem von Entscheider*innen, welche die immer gleichen Klischees einfordern. Das Publikum scheint weiter zu sein.
Am Diskurs Diversität dranzubleiben geht möglicherweise auch beim Thema Integration nur als "Top-down-Prozess" - die Bundesregierung jedenfalls verfolgt schon länger einen "Nationalen Aktionsplan", der auch von den Kultureinrichtungen ein anderes Sichtbarmachen von Menschen mit Migrationsgeschichte einfordert. Am 9. März 2021 soll das sogenannte "Kulturkapitel" auf dem 13. Integrationsgipfel vorgestellt werden. Mehr Informationen hierzu auf der Seite der Bundesregierung.
Preiswürdiges...
...findet sich durchaus auch zu Lockdown-Zeiten. Und auch hier sind digitale Formate auf dem Vormarsch, zumal sie global wahrgenommen werden. So wurde Christopher Rüpings "Dekalog" mit dem Zebra-Award in Bejing ausgezeichnet, wie das Schauspielhaus Zürich auf seiner Homepage meldet.
Und: Die Mülheimer Theatertage haben ihre Nominierungen um die Stückepreise bekannt gegeben. Es gibt eine Neuerung im Vergleich zu den Vorjahren: Der Kinderstückepreis ist ebenfalls mit 15.000€ dotiert. Zu den Nominierten hier entlang.
Die große Frage bleibt:
Wie kommen wir aus dem Lockdown? Die Berliner Morgenpost zitiert aus dem dpa-Kanal einen Drei-Stufen-Plan, der seit kurzem vorliegt. Ganz vorne dabei: außerschulische Bildungsangebote, sobald Kitas und Schulen wieder offen sind. Ab wann das ausgearbeitete Konzept greifen könnte, steht jedoch - na klar! - noch in den Sternen.
Abschied
Der Schauspieler Christopher Plummer ist am fünften Februar im Alter von 91 Jahren in Connecticut gestorben. Dietmar Dath würdigt den Kanadier, dessen "Alterswerk (...) mit einem Oscar gekrönt wurde", in der FAZ.
Andrim Emini