Fangen wir doch mit einer erfreulichen Nachricht an: In vielen Städten, so im konkreten Fall in Berlin, kommt das Publikum nach den pandemiebedingten Schließungen und Ausfällen langsam aber sicher ins Theater zurück. Eine Steigerung der Zuschauerzahlen um 44 Prozent verzeichnen laut Berliner Zeitung und dem scheidenden Kultursenator Klaus Lederer die Berliner Theater 2022 gegenüber dem Coronajahr 2021.
Randalierendes Publikum
Auch in anderen Ländern strömt das Publikum allmählich wieder ins Theater – hat in der Zwischenzeit aber offenbar seine Manieren vergessen. Wie die NZZ berichtet, greifen in britischen Theatern in letzter Zeit Angewohnheiten aus der Sofa-und-Netflix-Phase um sich. Vor allem mitgebrachter Alkohol spiele dabei eine große Rolle, aber auch von Take-Away-Essen im Zuschauerraum, Mobiltelefonen, Zwischenrufen, lautem Mitgröhlen und sogar Belästigungen und Bedrohungen der Ensembles ist die Rede. Quelle ist dabei eine berufsübergreifende Umfrage unter 1.500 britischen Theaterschaffenden.
Besonders skurril erscheint in diesem Zusammenhang ein Vorfall in Manchester, wo eine Aufführung des Musicals "Bodyguard" abgebrochen werden musste, weil eine Zuschauerin zu laut mitsang und dabei die Hauptdarstellerin übertönte. Der Vorfall hat es bis in die FAZ geschafft (;. Dort heißt es, dass das Publikum applaudierte, als die Polizei die stimmkräftige Frau schließlich zehn Minuten vor Vorstellungsende abführte. Ob auch hier mitgebrachter Alkohol im Spiel war, wird nirgendwo erwähnt.
Randalierende Choreographen
In Hannover hat vor kurzem bekanntlich nicht das Publikum, sondern Chefchoreograph Marco Goecke randaliert, indem er eine Kritikerin in der Vorstellungspause mit Hundekot beworfen hat. Der mediale Aufschrei war groß und Goecke wurde in Folge entlassen. Nun hat sich das Tanzensemble hinter den ehemaligen Leiter gestellt: Nach einer Vorstellung ergriffen sie das Wort und würdigten Goeckes künstlerisches Werk, sprachen von bedingungsloser Unterstützung, die sie über Jahre hinweg erfahren hätten, und von "einem einzigen Fehler", den er mit der Attacke auf die Kritikerin begangen hätte, so zu lesen beim NDR. Diese Ansage wirft die Frage auf, ob man die Tat von der sonstigen Person und die sonstige Person vom Werk entkoppeln und getrennt bewerten muss, neu auf; der Angriff auf die Kritikerin wird damit jedoch keineswegs gerechtfertigt.
Rand...bemerkung: Woher kommt das Geld?
Diese Frage stellt man sich gerade vor allem in Thale, wo der Hexentanzplatz und damit das Bergtheater seit einem Jahr saniert werden. Vor allem durch die gestiegenen Kosten für Baustoffe musste der Kostenplan nun allerdings erheblich nachjustiert werden und die Sanierung wird nun fünf Millionen Euro teurer als geplant, wie beim mdr zu lesen; das Land habe aber bereits Hilfen zugesagt.
Menschen
Über Ostern waren leider mehrere Todesfälle zu beklagen.
Überraschend verstarb am Karsamstag Andreas K. W. Meyer, der Direktor der Bonner Oper, im Alter von 64 Jahren an Herzversagen. Meyer war dafür bekannt, bereits vergessen geglaubte Werke wieder auf die Bühne gebracht zu haben; ein Nachruf auf den langjährigen Operndirektor findet sich auf der Seite des Bonner Theaters.
Als unser Ansprechpartner für den Theapolis-KIBA zählte Herr Meyer zu den Pionieren: Er war von der ersten Ausgabe 2014 an jährlich mit dabei und hat mit seiner kollegialen Offenheit zu mehr Transparenz und Fairness im Bewerbungsablauf von künstlerischen Solist*innen beigetragen.
Mit dem französischen Ballett-Choreographen Pierre Lacotte verstarb am Ostermontag eine weitere Theatergröße, wie u.a. Deutschlandfunk Kultur berichtet. Auch Lacotte brachte scheinbar vergessene Werke besonders aus dem 19. Jahrhundert wieder auf die Bühne. Er wurde 91 Jahre alt.
Am Ostermontag verstarb auch der Schauspieler und Sänger George Meyer-Goll, der zuletzt viele Jahre am St. Pauli-Theater arbeitete, aber auch aus Film und Fernsehen bekannt war. Nachzulesen ist dies ebenfalls bei Deutschlandfunk Kultur.