Am Theater Trier kehrt unter der Intendanz von Karl Sibelius keine Ruhe ein: Wie gestern bekannt wurde, soll eine interne Hausmitteilung mit Wirkung zum 31. Mai erklären, dass Ulf Frötzschner "nicht mehr für das Schauspiel am Kulturhaus zuständig" ist.
Diese Hausmitteilung, die der
Trier Reporter gestern veröffentlichte, ist der Schlusspunkt einer schon länger andauernden Auseinandersetzung zwischen Intendant und Schauspielchef. Nachdem Sibelius Frötzschner im Juni 2014 selbst als Wunschlösung bezeichnet und aus Luzern geholt hatte, begann laut Trier Reporter bereits im Sommer 2015 ein "Kleinkrieg" zwischen den beiden. Im Februar dieses Jahres soll dem Schauspieldirektor dann ein Auflösungsvertrag vorgelegen haben, der das Vertragsverhältnis zum Ende der laufenden Spielzeit einvernehmlich beendet hätte. Frötzschner unterzeichnete nicht.
Eskaliert sei der Streit an den Vorgängen um die für die nächste Spielzeit geplante Inszenierung "Die Rote Wand", die den Fall der vermissten Tanja Gräff aus Trier zum Ausgangspunkt nimmt. Nachdem die Produktion auf der Pressekonferenz zur kommenden Spielzeit vorgestellt worden war, war die Mutter der Vermissten nicht einverstanden. Sibelius strich daraufhin das geplante Stück vom Spielplan. "Medial schiebt Sibelius nun Frötzschner die alleinige Schuld in die Schuhe." schreibt der
Trier Reporter. Dies sei wohl der Grund für die jetzt erfolgte Kündigung. Bereits am 21. Mai hatte der Kulturdezernent Thomas Egger (SPD) mit Blick auf den Schauspielchef angekündigt, er erwarte "demnächst personalrechtliche Konsequenzen”.
Die Querelen um den Schauspielchef Frötzschner sind aber keineswegs die ersten personellen Überwerfungen, die aus dem Theater Trier unter Intendant Sibelius laut werden. Vor dieser Kündigung wurde bereits der Opernsänger Christian Sist zuerst freigestellt und im Anschluss fristlos gekündigt. Zurzeit laufen Gespräche über eine Abfindung unter der Bedingung, Stillschweigen über den Fall zu halten. Bereits vor Saisonbeginn waren eine Spartenleiterin und eine Marketingleiterin kurzfristig von den übernommenen Aufgaben wieder entbunden worden.
Die Organisation
Art but Fair hat den Intendanten in einem offenen Brief aufgefordert, Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen. Die Antworten, die Karl Sibelius lieferte, überzeugten Art but Fair nicht. Der Intendant selbst bat darum, von der Liste der Art but Fair Selbstverpflichtenden gestrichen zu werden. In einem halbstündigen
Videointerview äußert er sich detailliert zu den Vorwürfen.
Die emotional geführte Auseinandersetzung, auch in den Sozialen Medien, in denen diverse Gewerke und Abteilungen des Hauses Treuebekundungen für Karl Sibelius abgeben, zeigen, dass der Intendant polarisiert - und Freunde hat. Die AfD-Fraktion des Stadtrats von Trier gehört in jedem Fall nicht zu letzteren: Der AfD-Fraktionsvorsitzende Fritsch fordert nun schon geraume Zeit die Absetzung des Intendanten, mal mit den Personalfragen, mal mit den Zuschauerzahlen argumentierend.
In der kommenden Spielzeit, welche die dritte für den Intendanten Sibelius ist, kann dieser nun zeigen, dass es ihm gelingt, Ruhe in den Laden zu bringen und sich auf einen guten Spielplan zu konzentrieren. Das ist sein eigentlicher Job.
Quellen:
http://www.trier-reporter.de/theater-trier-schauspieldirektor-ulf-froetzschner-geht/http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/kultur/Kultur-Dauerbaustelle-Theater-Trier-Von-Sanierungskonzepten-finanziellen-Noeten-Kritik-und-Personalquerelen;art764,4482446[
KaJa]