Wochenrückblick #32/21

Schüttel Dein Haar, Baby - aber bitte geimpft

Veröffentlicht am 7. Aug 2021

Photo by Mike Erskine on Unsplash © Photo by Mike Erskine on Unsplash © Photo by Mike Erskine on Unsplash
Wochenrückblick #32/21

Schüttel Dein Haar, Baby - aber bitte geimpft

Veröffentlicht am 7. Aug 2021

Warum ein Intendant die Impfpflicht für Theater fordert, in Salzburg dieses Jahr vor allem Haupthaar für Furore sorgt, was Kulturschaffende neuerdings mit Sportler:innen gemeinsam haben - und wo sich jetzt die neuen Leitungsteams formieren.

Forderung mit Folgen

Der Intendant des Landestheaters Tübingen Thorsten Weckherlin fordert eine Impfpflicht für Theaterschaffende und Besucher. "Auf der Bühne, im Probenraum und im Parkett muss es die Impfpflicht geben!", so seine Aussage, die diese Woche für Diskussionen sorgte. Näheres in der Südwest Presse.

Geht doch!

Der Forderung des Deutschen Kulturrats, Kulturschaffende in Bezug auf die Einreiseverordnung Sportler:innen gleichzustellen, wurde nun nachgekommen. In der neuen Corona-Einreiseverordnung wurde eine Ausnahme bei der Einreise aus einem Hochrisikogebiet für nicht vollständig geimpfte Personen festgelegt, "die zur künstlerischen Berufsausübung auf der Grundlage vertraglicher Verpflichtungen an künstlerischen oder kulturellen Produktions- oder Präsentationsprozessen teilnehmen", so die Pressemitteilung des Kulturrats.

Im Gegensatz zu den Einsparungen im Kulturetat in Mainz, München und Bautzen (Theapolis berichtete), gibt es doch auch positive Beispiele, was die Kulturförderung in der momentanen Situation anbelangt. So wurden den Theatern Dortmund, Bochum und Hagen insgesamt knapp 5,3 Millionen Fördergelder von der Bezirksregierung bewilligt. Radio 912 berichtet.

Erstaunlich anachronistisch

Erstaunlich ist in mehrerer Hinsicht die Aufregung um Verena Altenbergers kurze Haare als Buhlschaft im "Jedermann" bei den diesjährigen Salzburger Festspielen. Vor allem auch erstaunlich, dass im 21. Jahrhundert eine kurzhaarige Frau noch derartige Aufregung auslösen kann. Altenberger hatte aufgrund einer vorherigen Rolle als Krebskranke noch sehr kurze Haare, was - entfacht bzw. verstärkt durch den Kulturkritiker Manuel Brug - zu Anfeindungen in den sozialen Medien führte.

"Die Buhlschaft, dieses Jahr mit kaum Buhlschaftsbusen und noch weniger Haar, hat diesmal im teuersten Laienspiel der Welt ganz entschieden die Hosen an. Das war ein schleichender Prozess, über Jahre hinweg schon. Lange her, die Tage der üppig flamboyanten Senta Berger als Jedermanns Prachtweib", so Brug in der "Welt".

Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur äußert sich Altenberger zu den Kommentaren u.a. folgendermaßen: Die Reaktionen in den sozialen Medien seien eine "Vorgehensweise von Männern, Frauen ihre Weiblichkeit abzusprechen und sich selbst dadurch zu erhöhen". Die FAZ hingegen meint, es sei nicht gerechtfertigt, Brug Sexismus vorzuwerfen. Brug hätte nur die Typveränderung der Rolle der Buhlschaft über die Jahre hinweg konstatiert und habe schließlich auch über die Körper männlicher Darsteller gesprochen.

Selbst wenn man das so sehen will, wird man aber davon ausgehen können, dass Manuel Brug, der seit mehreren Jahrzehnten als Redakteur arbeitet und den Kritikerpreis der Salzburger Festspiele erhalten hat, sehr wohl einschätzen kann, wie man seine Aussage auffassen und was er damit auslösen kann.

Ausgezeichnet

Der Österreichische Musiktheaterpreis 2021 wurde verliehen. Vier der Auszeichnungen gingen an die Wiener Volksoper, fünf an die Salzburger Festspiele, u.a. auch der Sonderpreis "Courage und Ermutigung in der Pandemie". Mehr zu den Preisträger:innen bei Musik Heute.

Leitung

Ein neues Leitungsteam erhält dieses Jahr die Vorpommersche Landesbühne. An die Position des bisherigen Intendanten und Geschäftsführers Martin Schneider tritt nun ein Team, bestehend aus Anna Engel als geschäftsführende Dramaturgin, Andreas Flick als kaufmännischem Direktor, sowie Oliver Trautwein und Hans-Jürgen Engel. Mehr dazu bei Zeit online.

Ebenfalls eine neue Leitung wird es am Schlachthaus Theater Bern geben: Die drei Theatermacherinnen Lisa Marie Fix, Ute Sengebusch und Maria Spanring übernehmen das Theater ab der Spielzeit 2021/22 nach Abtritt der aktuellen Leiterin Maike Lex. Näheres im Blog von Theater der Zeit.

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