Wir sollen Erbe werden. Also, die Deutsche Theaterlandschaft soll Erbe werden. Es geht laut deutscher UNESCO-Kommission um die "internationale Anerkennung der deutschen Theater- und Orchesterlandschaft als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit". Wen das im internationalen Kontext genau interessieren soll, wird nicht so richtig klar. Aber vor dem Hintergrund beispielsweise einer AfD, die die staatlichen und städtischen Bühnen eher als Orte der nationalen Selbstvergewisserung sehen will, sicherlich kein schlechter Schachzug. Ein Problem bleibt jedoch für die Macher*innen, wie die FAZ herausstellt: Die Musealisierung einer prozessorientierten Kunstform.
In ebendiesem Artikel geht es jedoch eigentlich um etwas anderes. Anlässlich des Protestbriefes, den zahlreiche internationale und münchner Kunstschaffende in der Causa Lilienthal unterzeichnet haben, sieht sich Autor Simon Strauss gezwungen, noch einmal auf die immense Bedrohung der Ästhetik durch tagespolitische Tendenzen hinzuweisen – und übersieht hierbei zweierlei. Erstens: Die heute gefeierten ästhetischen Reformen der vergangenen Jahrzehnte sind stets mit strukturellen und politischen Überlegungen verstrickt gewesen. Zweitens: Wenn diese Überlegungen vor allen von den Kunstschaffenden selbst angestellt werden, ist es bestenfalls bevormundend, eine Konzentration auf "das Spiel" zu verlangen. So verkommt der FAZ-Artikel zwischen den Zeilen leider zu einem "Schuster, bleib bei deinem Leisten". Autsch.
Dass Musealisierung primär ein politischen Mittel ist (und manchmal auch Rettung bieten kann), wird auch in Hamburg klar: Kurz vor der Zwangsversteigerung des Hansa-Theaters gibt die Behörde für Kultur und Medien der Stadt Hamburg bekannt, dass das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wird. Theaterleiter Thomas Collien zeigt sich laut NDR erleichtert. Für die am Verkauf interessierte, zerstrittene Besitzerfamilie der Immobilie dürfte dies ein Stachel im Fleisch sein. Das 1894 eröffnete und 1953 wieder errichtete Haus ist eines der letzten historischen Varietés in Deutschland.
Und nun zu etwas eigentlich gar nicht so völlig anderem: Die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger fordert anlässlich der Haushaltsüberschüsse in den Kommunen eine auskömmliche Finanzierung der Theater und ihrer Beschäftigten. „Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben die Gemeinden und Gemeindeverbände im vergangenen Jahr ein Plus von 10,7 Milliarden Euro erzielt. Gleichzeitig stellt sich die Finanzierung der in ihrer Mehrzahl von den gleichen Kommunen getragenen Theater weiterhin als unbefriedigend da.“, so die Pressemitteiliung.
PERSONALIADas Meininger Staatstheater hat einen designierten Schauspieldirektor: Der Schauspieler und Regisseur Tobias Rott übernimmt die Position zur Spielzeit 18/19. Keine Selbstverständlichkeit, wird die Stelle doch auf Wunsch des Kulturstiftungsrates Meiningen-Eisenach neu geschaffen und in der Intendanz von Ansgar Haag erstmals besetzt.
Wir habens 2015 schonmal gemeldet, aber weil es so lange her ist, erinnern wir mit Hilfe des WDR vielleicht nochmal daran: Diesen April hat Matthias Schulz offiziell die Nachfolge von Jürgen Flimm als Intendant der Staatsoper Unter den Linden angetreten.