Wie Szenograf*innen für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen, warum DT-Geschäftsführer Klaus Steppat beim Exit mit Gold statt mit Pech beregnet wird, wie sich der Bühnenverein auf eine Zeitreise in die fantastische Welt der Demokratie begibt - und warum es sich lohnt, ein Herrenhaus zu kompostieren.
Szenograf*innen präsentieren neues Reformpaket
In einem zweiten Reformpaket fordert der Szenografie-Bund bessere Arbeitsbedingungen für Kostüm- und Bühnenbilder*innen an deutschen Theatern sowie eine angemessene Entlohnung. Das "fehlende Verhältnis zwischen Honoraren und real geleisteter Arbeitszeit" werde immer deutlicher, so heißt es in der Presseaussendung. Zudem wird darin die Abschaffung des Gender-Pay-Gaps gefordert. Während bei Szenografen der Brutto-Arbeitslohn im Jahr 2023 bei durchschnittlich 1.969,- € lag, lag der Durchschnittslohn der Szenografinnen lediglich bei 1.308,- € brutto. Insgesamt enthält das Reformpaket 40 Forderungen, unterteilt in die drei Bereiche "Faire Honorare!", "Faire Verträge!" und "Innovatives Theater!"
"Für die Demokratie": Bühnenverein tagt im Juni
Vom 13. Bis 15. Juni wird die Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins in Bielefeld stattfinden. In diesem Jahr wird Rechtsanwalt und Publizist Prof. Dr. Michel Friedman vor Ort sein und über die politische Lage Deutschlands sprechen. Die aktuelle Kampagne des Bühnenvereins trägt den Titel „Theater und Orchester für die Demokratie“. Das wird auch das zentrale Thema bei der Jahreshauptversammlung sein.
Geplant ist u.a. eine Podiumsdiskussion zum Thema "Zurück in die Demokratie – wie Theater und Journalismus dem Rechtsruck in der Gesellschaft begegnen". Zudem wird am 14. Juni die Verleihung des Dr. Otto Kasten-Preis 2024 stattfinden, mit dem junge Theatermacher*innen ausgezeichnet werden, die "auf innovative Weise oder in besonderen Formaten mit Erinnerungskultur beschäftigen oder sich mit ihrer Theaterarbeit für politische Bildung engagieren", heißt es in der Pressemitteilung des Verbands.
Einigung im Fall DT: Steppat erhält Abfindung
Wie der Tagesspiegel berichtet, haben sich das Land Berlin und der Geschäftsführer des Deutschen Theaters Klaus Steppat auf ein Ende der Zusammenarbeit und eine Abfindung in Höhe von 165.000 € geeinigt. Bis zum 04.06. kann der gerichtliche Vergleich jedoch noch widerrufen werden. Steppat war 2023 fristlos entlassen worden, da er "das Land nicht ordnungsgemäß über das erhebliche Haushaltsdefizit der Bühne unterrichtet und keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen" habe. Steppat hatte daraufhin eine Kündigungsschutzklage eingereicht und die Vorwürfe abgewiesen.
Ausgezeichnet
- Der Mülheimer Dramatikpreis 2024 ist vergeben und geht an Sivan Ben Yishai. Sie erhält den Preis, der mit 15.000 € dotiert ist, für ihr Stück „Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert“. In Mülheim wurde die Uraufführung des Schauspiel Hannover in der Regie von Marie Bues gezeigt. Das Stück setzt sich mit Henrik Ibsens "Nora oder ein Puppenheim" auseinander und stellt dieses "komplett auf den Kopf". So treten u.a. Nebenfiguren des Stücks auf und fordern mehr Text und mehr Geld. Die Mühlheimer Theatertage fanden in diesem Jahr zum 49. Mal statt. Der diesjährige Publikumspreis ging an Roland Schimmelpfennigs „Laios“, in der Uraufführung vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg in der Regie von Karin Beier. Näheres beim Theater- und Konzertbüro Mülheim an der Ruhr.
- Das 12. Sächsische Theatertreffen ist zu Ende gegangen. Den Preis in Höhe von 5.000 € teilte die Festivaljury unter drei Theatern auf: So ging der Hauptpreis an "Muttersprache Mameloschn" (Mittelsächsische Theater und Philharmonie). Den Ausstattungspreis erhielt „Der Koch und der halbe Soldat“ (tjg. theater junge generation). Richard Glöckner wurde mit dem Preis für die beste Einzelleistung in der Inszenierung „Mei Harz braucht Lieder – Ein Anton-Günther-Abend“ (Erzgebirgische Theater- und Orchestergesellschaft) ausgezeichnet.
Abschied
- Bühnenautor und Karikaturist Rainer Hachfeld ist Anfang der Woche im Alter von 85 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben, teilt das GRIPS Theater Berlin in Berufung auf Hachfelds Bruder und GRIPS-Gründer Volker Ludwig mit. Hachfeld, geboren in Ludwigshafen, studierte in Berlin an der Meisterschule für das Kunsthandwerk Zeichentrickfilm und Bühnenbild. 1969 schrieb er gemeinsam mit Ludwig das Stück "Stokkerlok und Milipilli" das erste Stück für das GRIPS Theater. Neben neun weiteren Stücken schrieb Hachfeld auch das Jugendstück "Eins auf die Fresse", das über 20 Jahre lang im Spielplan des GRIPS war. In erster Linie war Hachfeld jedoch als politischer Karikaturist tätig, u.a. zeichnete er für den "Stern", das "Spandauer Volksblatt" und das Berliner Boulevardblatt "Der Abend". Auch in der französischen Zeitung "Le Monde" wurden Hachfelds Karikaturen veröffentlicht.
- Regisseur und Autor Thomas Heise ist im Alter von 68 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben, wie die ZEIT mitteilt. Heise, der in Ost-Berlin geboren wurde, studierte Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Potsdam, wurde jedoch 1983 aus politischen Gründen exmatrikuliert. Er arbeitete freischaffend als Regisseur und Autor. Von 1987 bis 1990 war er Meisterschüler der Berliner Akademie der Künste. Zwischen 1990 und 1997 war Heise Mitglied des Berliner Ensembles, wo er mit Regisseur Fritz Marquardt zusammenarbeitete. Heise inszenierte dort auch selbst, u.a. Heiner Müllers "Der Bau" und "Der Brotladen" von Bertold Brecht. Zudem drehte er mehrere Dokumentarfilme. Für seinen Film "Heimat ist ein Raum aus Zeit", der 2019 auf der Berlinale lief, erhielt er in Stuttgart den Hauptpreis des Deutschen Dokumentarfilmpreises. 2001 wurde Heise in die Berliner Akademie der Künste aufgenommen, wo er seit 2018 Direktor der Abteilung Film- und Medienkunst war.
- Im Alter von 82 Jahren ist der Schauspieler und Regisseur Alexander Lang am 31.05. gestorben, wie die Akademie der Künste unter Berufung auf Langs persönliches Umfeld mitteilte. Lang war seit 1986 Mitglied der Akademie. Lang prägte vor allem die DDR-Theaterszene in den 70er und 80er Jahren nachhaltig. Ab Ende der 80er Jahre wirkte er auch als Theaterleiter, u.a. am Hamburger Thalia Theater und am Berliner Schillertheater. Die Tagesschau berichtet. "Irgendwo zwischen Brecht und Fellini" verortet ihn Christine Dössel in einem Nachruf in der Süddeutschen Zeitung, leider hinter der Bezahlschranke.