Wir alle haben die Pressekonferenz von Angela Merkel am Mittwoch mit (An-)Spannung erwartet. Unsere kurz- und mittelfristige Zukunft in Zeiten der Corona-Krise sollte hier verkündet werden – und es gibt so viele offene Fragen...
Dürfen Theater innerhalb dieser Spielzeit wieder öffnen? Ist die nächste Spielzeiteröffnung in Gefahr? Darf geprobt werden und wenn ja, dürfen wir uns dabei körperlich nahe kommen? Wie soll der individuelle Schutz gewährleistet werden? Und wer kümmert sich währenddessen um die Kinder - oder nehmen auch die Schulen ihren regulären Betrieb wieder auf? Wer auf eine klare Antwort auf all diese Fragen gehofft hat, wurde enttäuscht.
Abgesehen von der Aussage, dass die geltenden Kontaktbeschränkungen bis zum 3. Mai bestehen bleiben und dann schrittweise gelockert werden sollen, gab es kaum ein greifbares Ergebnis, welches nicht im Laufe der nächsten zwei Tage durch verschiedene Bundesländer verschieden ausgelegt, gebeugt oder mit Zusatzregelungen versehen wurde. Eine klare Übersicht über die geltenden Maßnahmen ist nicht auffindbar, nicht einmal auf der Website der Bundesregierung, weshalb in diesem Wochenrückblick auch nicht darauf verwiesen werden kann.
Aus diesem Grund wollen wir an dieser Stelle nur ein Spektrum von Reaktionen aus dem Kulturbetrieb und einen Trend sichtbar machen. In der Frage, welche Maßnahmen für die einzelnen Leser*innen in ihrem Berufsfeld und an ihrem Wohnort gelten mögen, wird hingegen die
Facebook-Seite Corona Virus Liveticker empfohlen, die einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen und den Raum für länderspezifische Fragen bietet.
Mit den Irrungen und Wirrungen der Corona-Maßnahmen wird in den Theatern und Kultureinrichtungen unterschiedlich umgegangen. Weitere Absagen hagelt es im Festspielbetrieb. Die
Münchner Opernfestspiele finden dieses Jahr nicht statt,
wie die Münchner Abendzeitung berichtet. Auch das
Piraten Open Air in Grevesmühlen und die
Karl May Festspiele Bad Segeberg sind laut Süddeutscher Zeitung abgesagt (nachzulesen
hier und
hier; selbiges gilt für das
Schleswig-Holstein Musik Festival, welches dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum gefeiert hätte,
wie beim NDR nachzulesen ist.
Darüber hinaus haben die
Theater verschiedener Bundesländer ihre Spielzeit offiziell beendet. Selbiges gilt für
Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg, wie der NDR jeweils
hier und
hier informiert. Auch einzelne Häuser anderer Bundesländer haben sich entschieden, die laufende Spielzeit für beendet zu erklären, so beispielsweise das
Theater Bielefeld,
wie in der Neuen Westfälischen Zeitung nachlesen ist. Dass die abgesagten Inszenierungen größtenteils nicht nachgeholt werden, hat beispielsweise das
Landestheater Neustrelitz bereits bekannt gegeben,
wie der NDR berichtet; andere Theater wie das
Staatstheater Cottbus hoffen
laut der Süddeutschen Zeitung darauf, sogar noch in dieser Spielzeit einen eingeschränkten Vorstellungsbetrieb wieder aufnehmen zu können.
Trotz solcher vereinzelten optimistischen Aussagen ist klar zu erkennen:
Der Trend geht zur Absage und kaum ein Theater geht davon aus, schnell wieder zum regulären Spielbetrieb zurückkehren zu können. Davon abgesehen wissen wir nur, dass niemand etwas weiß. Dies ist vermutlich nicht nur Mängeln in der Informationsweitergabe geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass die Politik der Krise ebenso überfordert gegenübersteht wie wir Kulturschaffenden. Die daraus resultierende Ungewissheit macht hilflos und wütend; die Versuche, die Kunst in den Online-Bereich zu verlegen, sind teils schwer praktikabel, wirken teils über's Knie gebrochen und stehen ebenfalls im Licht einer ungewissen Zukunft. Wer über neue Formen und die Gestaltung der nächsten Spielzeiten nachdenken und Impulse bekommen möchte, dem sei – neben Gesprächen mit Kollegen – das Interview mit
Kay Voges in der
Frankfurter Rundschau ans Herz gelegt, der die künstlerischen Aspekte des Theaters in der Krise recht umfangreich beleuchtet.
Die wirtschaftliche Ungewissheit ist bei den freischaffenden Künstler*innen noch um einiges größer als in den Theaterbetrieben. Zu diesem Thema ist das
Interview der hessenschau mit
Wolfram Koch sehr lesenswert, in welchem der unterschiedliche Umgang von Theatern mit Freiberufler*innenn, die von Vorstellungsausfällen betroffen sind, thematisiert wird. Wer sich noch nicht über mögliche finanzielle Hilfen informieren konnte, sei an dieser Stelle nochmals auf unsere
Liste finanzieller Hilfen seitens der Länder aufmerksam gemacht.