Volksbühne schafft Tatsachen: Corbyn muss zu Hause bleiben
Der Nahost-Konflikt hat auch im Kulturbetrieb für Zuspitzung und Polarisierung gesorgt. Jüngst hat die Berliner Volksbühne Jeremy Corbyn, den ehemaligen Chef der Labour-Partei, der wegen seiner Haltung zu Israel immer wieder in die Kritik geraten war, wieder ausgeladen. „Ausgerechnet die Konferenz 'Europa den Räten', auf der urlinke demokratische Prozesse ausprobiert und in Erinnerung gebracht werden sollten, ist nun überschattet von der Ausladung eines prominenten Teilnehmers“, schreibt Ulrich Seidler in der Berliner Zeitung.
Die Konferenz wird von der Rosa-Luxemburg-Stiftung veranstaltet, in Koproduktion mit der Volksbühne. Die Stiftung sei nun durch die Entscheidung der Volksbühne in Zugzwang geraten, heißt es weiter in dem Artikel. Man sehe sich "offenbar gezwungen, die Haltung Corbyns zum Nahost-Konflikt neuerlich zu prüfen, um die Ausladung zu rechtfertigen. Diese Prüfung ist noch im Gange, ein Statement noch in Arbeit."
"Kultur ist kein Luxus": Aktionstag "Kultur gibt"
Die Initiative für Kultur e.V. lud am 4. November zum zweiten Aktionstag „Kultur gibt“. In über 60 Städten war eine große Bandbreite künstlerischer Formen zu erleben: 150 Institutionen beteiligten sich, mehr als 5.000 Menschen zeigten vor Ort, was Kultur ihnen bedeutet. Im Netz setzten User*innen unter dem Hashtag #KulturGibt bundesweit Akzente.
Der Vorstand der Initiative sieht in dem Aktionstag „ein unübersehbares Zeichen an die Verantwortlichen in Stadt und Land […]: Kultur ist kein Luxus, sondern gibt uns allen. Ausgerechnet in der Kultur Sparmaßnahmen anzusetzen, wo Verständigung und Austausch über alle Grenzen von wachsender Bedeutung für diese Gesellschaft sind, ist kurzsichtig und gefährlich. Es haben Fotos, Postings und Botschaften aus allen Sparten, von Menschen und Institutionen aller Couleur gezeigt, dass das Einstehen für Kultur keine Rhetorik sein darf, sondern uns alle angeht – gerade jetzt!“
Die Nominierungen für den Kölner Tanz- und Theaterpreis stehen fest
Wie bereits im Vorjahr werden insgesamt sieben Preise für die besten Inszenierungen verliehen. Die nominierten Regisseur*innen sind Christina Vayhinger mit „Saligia, Todsünden revisited“ (UA am Theater 1000 Hertz), Daniel Schüßler mit „Mein Vater war König David“ (Orangerie-Theater), Janosch Roloff mit „G wie Grüne Armee Franktion“ (Stadthalle Köln-Mülheim) und Björn Gabriel mit „Penthesilea- Battle oft he Sexes“ (Theater im Depot Dortmund). Das Preisgeld für diese Sparte beträgt insgesamt 10.000 Euro.
Der Kinder- und Jugendtheaterpreis für Regie ist - offenbar dem Genre geschuldet - mit der Hälfte der Summe dotiert. Hier sind die Nominierten Manuel Moser mit „Was ihr wollt“ (COMEDIA Theater), Georg zum Kley mit „Letzte Chance“ (KKT-Kölner Künstler*innen Theater) sowie an Hannah Biedermann und Norman Grotegut mit „Grusel“ (Freies Werkstatt Theater Köln).
Die Nominierten des mit 3.500 Euro dotierten Darsteller*innenpreises sind Peter Stephan Herff, Mijiin Kim und Tomasso Tessitori. Nominiert für den Nachwuchspreis „Puck“ - dotiert mit 2.500 € - sind Victor Maria Diderich, Mareike Haas und Moritz Reinisch.
Das Preisgeld von 10.000 Euro für den Tanztheaterpreis wird erstmals durch eine Crowdfunding-Kampagne finanziert. Nominiert sind hier zwei Produktionen: Mira 11_shift und "Mariana Pineda". Die Kölner Tanz- und Theaterpreise 2023 werden am Montag, 04.12.2023 um 19.30 Uhr im Mediapark verliehen. Mehr dazu hier.
Nestroy-Preise mit neuen Kategorien
In Österreich wurden die Nestroy-Preise verliehen. In diesem Jahr waren zwei neue Kategorien dabei: In der Kategorie "Bester Nachwuchs Autor*in, Bühne, Kostüm, Musik" wurde Selma Kay Matter für das Klimastück „Grelle Tage“ ausgezeichnet. Auch die Kategorie "Bester Nachwuchs Schauspiel" ist neu – hier gewann Tommy Fischnaller-Wachtler. Saioa Alvarez Ruiz gewann in der Kategorie „Beste Schauspielerin“, Michael Maertens in der Kategorie „Bester Schauspieler“. Die Auszeichnung für die Beste Regie ging an Tomas Schweigen. Mehr zur Veranstaltung und den Preisträger*innen hier.
Saarbrücken: Löhle mit Poetikdozentur für Dramatik ausgezeichnet
Apropos Autor*innenpreise: In Saarbrücken wird Philipp Löhle mit der Poetikdozentur für Dramatik ausgezeichnet. Die Vorlesungen finden unter dem Titel „Wahr ist was war/ist“ statt. Der Autor stellt darin Reflexionen zum Theater und seinen Stücken vor. Zum zehnten Mal bietet die Uni Saarbrücken eine Dozentur für Poetik an.
Den diesjährigen Dozenten stellt sie auf ihrer Homepage folgendermaßen vor: „Philipp Löhle stellt sich in seinen – meist komödiantischen Theatertexten – kritisch den politischen Themen unserer Zeit. Mal ist es unser Umgang mit dem Fremden und Andersartigen oder auch mit uns selbst, mal sind es die Verwerfungen in einer globalisierten, an Fortschritt, Wachstum und Kapitalismus glaubenden Gesellschaft, die er pointiert und mit skurrilem Witz auf die Bühne bringt. Philipp Löhle ist im besten Sinne ein unterhaltsamer, kritischer und höchst politischer Gegenwartsautor.“
"Fast Forward" in Dresden - teils auf der Straße
In Dresden ging das europäische Festival für junge Regie „Fast Forward“ über die Bühne. Soziales stand im Vordergrund bei der Themenwahl der jungen Theatermacher*innen. Warum teilweise auch die Straße zur Bühne wurde, wie eine Produktion aus Belgien gleich mehrfach bedacht wurde und mehr zu den Preisträger*innen bei Deutschlandfunk Kultur.
Leitung
An der Otto-Falckenberg-Schule gibt es einen Leitungswechsel: Jochen Noch geht in den Ruhestand. Neuer Schuldirektor wird von September 2024 an Malte Jelden, der bereits langjährig an der renommierten Schauspielschule unterrichtet.
Am Theater Altenburg-Gera wechselt die Leitung der Tanzsparte - auf die Choreografin Silvana Schröder, seit 2011 Chefchoreografin des Thüringer Staatsballetts, folgt Ende 2023/24 Vitalij Petrov. Auch Petrov ist schon lange am Geraer Theater und so schreibt Tanznetz denn auch: „Der Neue ist ein Eigengewächs“.
Abschied
Der Regisseur Klaus Gedries ist am 9. November im Alter von 93 Jahren in einem Pflegeheim an Rande Berlins verstorben. Der RBB erinnert an einen renommierten Künstler, der zu DDR-Zeiten bekannt wurde und es auch nach der Wende blieb.