Geboren im wilden Osten, machte ich mit meinen Eltern zusammen noch vor der Wende einen illegalen Grenzübertritt und floh in den goldenen Westen. <br />Dort angekommen, stellten meine Eltern fest, dass wohl doch nicht immer alles Gold ist was glänzt. Da nun aber der Rückweg durch eine in deutscher Wertarbeit enstandene Mauer blockiert war, entschlossen Sie sich, zu bleiben. <br />So wuchs ich in der polnischen Diaspora in Hamburg auf, und zog mit fortschreitendem Jugendalter sukzessive immer weiter aufs Land. Um mich herum Heidschnucken. <br />Da ich im Kindergarten viel schneller und besser die Sprache Goethes und Schillers erlernte als meine Eltern, blieb Ihnen nichts anderes übrig, als sich weiterhin in meiner Muttersprache mit mir zu unterhalten. Diese ist mir so bis heute erhalten geblieben und wird weiterhin als Geheimsprache bei Heimatbesuchen in der Niedersächsischen Tiefebene gebraucht. Meine Vorschulzeit war hervorragend, dreizehn Jahre später machte ich Abitur. <br />Relativ schnell war klar, dass ein richtiger Beruf für mich wohl nicht in Frage kommt und so bewarb ich mich an einer Schauspielschule, wo mir prompt gesagt wurde, alles prima, ich solle doch nächstes Jahr wiederkommen. <br />Nach zwei Semstern Philosophie und Germanistik an der Friedrich-Schiller-Universität im schönen Jena, wo ich vor allem die Einführung I+II in die Konsumption von Brauereierzeugnissen genoss und die sogenannte ehemalige DDR kennen und schätzen lernte, wurde ich dann doch passender weise an der ehemaligen Ost-Schauspielschule in Berlin angenommen, welche mittlerweile gar nicht mehr im Osten der Stadt liegt. <br />Jetzt begann der Ernst des Lebens, ich lernte Monologe, Dialoge, Auftreten, Abtreten, Judorollen, Fechtchoreographien. Ganz besonders gefreut hat es mich, als ich lernte, dass meine Zungenspitze fehlerhafterweise beim L viel zu weit aus meinem Mund schaut.<br />Nachdem ich meine Diplomarbeit mit dem Titel: "Die Hummel fliegt nach Hollywood, oder warum Till Schweiger so erfolgreich ist, obwohl meine Mutter ihn nicht ausstehen kann" mit einem knalligen cum laude in der Tasche hatte, war ich also Schauspieler. Passenderweise fing ich gewissermaßen gleich bei Goethe und Schiller am Nationaltheater in Weimar an, die Kenntnisse, die sich über die Jahre in mir angereichert hatten, in der Praxis zu überprüfen. <br />Knapp acht Jahre später, welche ich zum großen Teil am Theater in Konstanz am und im Bodensee verbracht habe, schreibe ich diese Zeilen hier, und gratuliere Ihnen, dass Sie bis hierher durchgehalten haben. Für alle weiteren Fragen oder Anregungen stehe ich gerne und jederzeit bereit.
Geboren im wilden Osten, machte ich mit meinen Eltern zusammen noch vor der Wende einen illegalen Grenzübertritt und floh in den goldenen Westen.
Dort angekommen, stellten meine Eltern fest, dass wohl doch nicht immer alles Gold ist was glänzt. Da nun aber der Rückweg durch eine in deutscher Wertarbeit enstandene Mauer blockiert war, entschlossen Sie sich, zu bleiben.
So wuchs ich in der polnischen Diaspora in Hamburg auf, und zog mit fortschreitendem Jugendalter sukzessive immer weiter aufs Land. Um mich herum Heidschnucken.
Da ich im Kindergarten viel schneller und besser die Sprache Goethes und Schillers erlernte als meine Eltern, blieb Ihnen nichts anderes übrig, als sich weiterhin in meiner Muttersprache mit mir zu unterhalten. Diese ist mir so bis heute erhalten geblieben und wird weiterhin als Geheimsprache bei [...]