Wochenrückblick #13/24

Harry, hol schon mal den Hasen

Published on 30. Mar 2024

Wochenrückblick #13/24

Harry, hol schon mal den Hasen

Published on 30. Mar 2024

Pünktlich zum Osterfest regnet es massenhaft PrEIse (vor allem auf die Jugend) und hartgekochte Zahlen, Neubrandenburg muss unverhofft einen neuen Theaterdirektor suchen, in Görlitz-Zittau wirft man derweil einen zwölffach strengen Blick in die Glaskugel - und die Fangemeinde trauert um einen "Quoten-Garanten", der weit mehr war als Derricks Chauffeur.

Auszeichnungen 

Das Berliner Theatertreffen der Jugend hat seine Auswahl bekanntgegeben. Preisträger*innen sind sieben Ensembles aus sechs verschiedenen Bundesländern, die dazu eingeladen sind, sich Anfang Juni zu präsentieren. Freie Theater wie das "Cactus Junges Theater" des Theater im Pumpenhaus Münster oder das Ensemble TheaterImpulse aus Bielefeld sind ebenso vertreten wie die Münchner Kammerspiele oder das SchauSpielHaus Hamburg, Bürgerbühnen wie die Bürgerbühne im Kleist Forum ebenso wie die Theater-AG der Georg-Christoph-Lichtenberg Gesamtschule oder die Theater AG des Otto-Scholz Gymnasiums in Mainz-Gonsenheim. Mehr hierzu auf der Seite der Berliner Festspiele.

Ebenfalls im Rahmen des Berliner Theatertreffens wird seit 1997 der 3-Sat-Theaterpreis an eingeladene Ensembles für besonders innovative Leistungen verliehen. In diesem Jahr geht er ans Theaterhaus Jena für "Die Hundekot-Attacke". Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert. 

NRW kann sich ein drittes Mal freuen – nicht nur sind zwei Jugendensembles aus NRW zum Berliner Theatertreffen der Jugend eingeladen, auch der Günther-Rühle-Preis geht nach NRW: „an Jonas Dumke, der die Jury mit seinem Solo-Auftritt in der Produktion "Ach! Ein Kleist-Portrait" am Theater Aachen überzeugt hat" und an Eren Kavukoğlu für seine Rolle in dem Stück "(Making) Woyzeck" am Schauspiel Essen so der WDR. Die Auszeichnung würdigt Nachwuchsschauspieler*innen und ist mit 3.000 Euro dotiert.

Der mit 15.000 Euro dotierte Jürgen Bansemer & Ute Nyssen Dramatikerpreis geht in diesem Jahr an die Autor*innen Lolita Lax und Jean Peters für "Geheimplan gegen Deutschland". Das Theaterstück basiert auf Correctiv-Recherchen über das Treffen Rechter und Rechtsextremer im Herbst 2023 in Potsdam, dessen Enthüllung im Januar dieses Jahres für wochenlange Demonstrationen gegen Rechts geführt hatte. "Nicht zuletzt die feine Ironie, mit der die Autoren einige Gäste in ihrem theatralen Rollenspiel zwischen dreisten rechtsradikalen Aktivisten und braven Bühnenfiguren entlarven, macht den Text zum Theaterstück der Stunde", zitiert Deutschlandfunk die Mitjurorin Ute Nyssen. Das Berliner Ensemble und das Volkstheater Wien hatten das Stück in Koproduktion produziert und eine Woche nach den ersten Medienberichten auf die Bühne gebracht. 

Leitungswechsel

Maik Priebe, Direktor am der Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz (TOG), hat um Vertragsauflösung zum Ende der Spielzeit 2024/25 gebeten. Priebe löste vor zwei Jahren Tatjana Reese ab. Er holte bekannte Künstler wie Igor Levit ans Haus, der im Februar erst unter dem Titel "Gegen das Schweigen. Gegen Antisemitismus" ein Solidaritätskonzert in der Neubrandenburger Konzertkirche gab. Priebe will sich laut Nordkurier "neuen künstlerischen Herausforderungen widmen". Schade für Neubrandenburg, dass das woanders sein wird

Nach vier Jahren Leerstand übernimmt der Konzertveranstalter Semmel Concerts als neuer Eigentümer das Metronom Theater in Oberhausen. Noch in diesem Jahr soll es mit wechselnden Musicals und Shows wieder öffnen, weiß der WDR.

Zukunftsszenarien

Radio Lausitz meldet, dass diese Woche im Kreistag zwölf Zukunftsszenarien für das rote Zahlen schreibende Gerhart-Hauptmann-Theater vorgestellt wurden: "Die Varianten reichen von der Beibehaltung des Status quo über die Streichung der in Zittau angesiedelten Schauspielsparte und die Verkleinerung des in Görlitz beheimateten Orchesters, ein Kulturraumtheater für die gesamte Oberlausitz bis zum sogenannten Bespielbetrieb, also der Auflösung des Ensembles. Dementsprechend variiert das Einsparpotential von 100.000 Euro bis elf Millionen Euro im Worst-Case-Szenario."

Auch der Welttheatertag am Mittwoch gab Anlass für einen Zukunftsblick. So fragte sich der NDR  Wie relevant sind Theater in schwierigen Zeiten?, während Theapolis Mitgliederstimmen zur Frage "Wie muss das Theater aussehen in dem Du gerne arbeitest?" veröffentlichte.

Zum Nachlesen

  • Die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt in Berlin berichtet, dass die Besucherzahlen der Berliner Bühnen auf Vor-Corona-Niveau sind.
  • Der Jahresbericht 2023 von Diversity Arts Culture wurde veröffentlicht.
  • Mit "Let’s perform Family" hat der Bundesverband Freie Darstellende Künste gemeinsam mit dem Deutschen Bühnenverein und dem Dachverband Tanz Deutschland am 11. März eine gemeinsame Veranstaltung zur Familienvereinbarkeit in den darstellenden Künsten veranstaltet - und nun auch eine Materialsammlung vorgelegt:
  • Mutterschutz für alle! e.V.
  • Die Erwerbssituation ist "unterm Durchschnitt". Ergebnisse des Forschungsprojektes "Systemcheck"
  • Frauen auf dem Arbeitsmarkt: mehr Teilzeit, mehr Ausländerinnen, aber nicht mehr Führungsverantwortung. Eine Presseinfo der Agentur für Arbeit.
  • Wer führt in Teilzeit? Fachkräftepotenzial trotz privater Mehrbelastung erschließen. Vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung.
  • Als Überblick über aktuelle Tendenzen, Entwicklungen und Lösungsvorschläge zu Frauen in Kultur und Medien wird dieses Paper vom Deutschen Kulturrat empfohlen.
  • Handlungsempfehlungen u.a. zum Thema Mutterschutz und Elterngeld von Systemcheck.
  • Festival für Familien-Vielfalt und Fürsorge-Utopien: Familia*Futura.
  • Handlungsempfehlungen für ein transgenerationales Publikum gibt es im "Kids and Cargivers Rider"
Abschiede

Fritz Wepper ist am 25. März verstorben. Er wurde 82 Jahre alt. Christine Dössel gedenkt des „Quotengaranten“ in der SZ hinter einer Paywall und enthüllt dabei, dass der Satz „Harry, fahr den Wagen vor“, so nie gefallen ist. Auf seine Theater Karriere schaut TV Spielfilm.

Das Theater Bremen trauert um seinen langjährigen Geschäftsführer Michael Helmbold. Helmbold, der am 26. März im Alter von 60 Jahren verstorben ist, leitete das Theater ein Jahrzehnt lang, von 2012 bis 2022. Mehr im Weser-Kurier.

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