Wochenrückblick #17/21

Sex, Lockdown und Videos

Published on 24. Apr 2021

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Wochenrückblick #17/21

Sex, Lockdown und Videos

Published on 24. Apr 2021

Warum dieser Rückblick wegen #allesdichtmachen beinahe nicht entstanden wäre, wo über Rassismus debattiert und wo Vergewaltigung relativiert wird - und über welche Fördermittel sich Kinder- und Jugendtheaterbühnen nächsten Monat freuen können.

Die präsenteste Meldung aus dem Kultursektor in der vergangenen Woche war sicherlich die Aktion #allesdichtmachen, in der sich 53 zum Teil sehr namhafte deutsche Film und Fernsehschauspieler*innen in zynischen Kurzvideos gegen die Anti-Corona-Maßnahmen ausgesprochen haben. Eine umfangreiche Darstellung der Aktion, ihrer Beifallklatscher und ihrer zahlreichen Gegner liefert die Tagesschau. Mittlerweile haben viele der Beteiligten ihre Videos zurückgezogen.

Der Autor musste sich seinen Unmut über diese Aktion zunächst in einem persönlichen Kommentar von der Seele schreiben, um überhaupt mit diesem Rückblick beginnen zu können.

Dass der Veröffentlichungszeitpunkt der Videos mit der Verabschiedung der Bundesnotbremse zusammenfiel, dürfte wohl kein Zufall sein. Einen kleinen Überblick über die Folgen für die Kulturszene, liefert die SZ. Man hätte durchaus ahnen können, dass die Öffnungen der letzten Wochen nicht lange Bestand haben würden und in erster Linie Nebelkerzen der Politik waren, auffällig ist nun aber, dass die jetzt beschlossenen Regelungen nicht zwischen Indoor- und Outdoorveranstaltungen unterscheiden, was Carsten Brosda in der SZ besonders kritisiert.


Rassismus: Düsseldorf debattiert, Berlin vergleicht


Über Rassismus an deutschen Bühnen zu schreiben ist auch nicht viel angenehmer als über Corona, aber vielleicht ist es ja produktiver. Zumindest wachsen sich die Rassismusvorwürfe am Düsseldorfer Schauspielhaus, über die wir u.a. im letzten Wochenrückblick berichtet haben, zu einer immer umfangreicheren Debatte aus, die die TAZ zusammenfasst.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch ein Beitrag aus dem Deutschlandfunk, in dem es um eine leider noch nicht sehr weit verbreitete Antidiskriminierungsklausel in Theaterverträgen geht. Ein pointierter und lesenswerter Artikel zu dem Düsseldorfer Fall erschien auch in Neues Deutschland.

Ein anderer Fall von Rassismus ist derweil zumindest gerichtlich beigelegt worden. Das Verfahren zwischen der Tänzerin Chloé Lopes Gomes und dem Staatsballett Berlin endete in einem Vergleich. Über den Fall, der Ende 2020 für viel Aufsehen gesorgt hatte, und das Verfahren schreibt die Berliner Zeitung.


Fall Dieter Wedel: Verteidigung relativiert


Noch lange nicht abgeschlossen, ja noch nicht einmal eröffnet, ist das Verfahren wegen Vergewaltigung gegen Dieter Wedel. Sein Verteidigungsteam veröffentlichte Anfang April im Spiegel ein Interview, in dem von einer "Lynch-Stimmung" gegen Wedel die Rede ist und relativierend behauptet wird, dass "Grenzüberschreitungen in kreativen Berufen häufiger" auftreten könnten. Gegen diese Darstellungen hat sich nun Pro Quote Bühne in einem offenen Brief gewendet. Der Spiegel berichtet.


Menschen


Der Schauspieler Thomas Fritsch ist vergangene Woche im Alter von 77 Jahren verstorben, wie die Berliner Zeitung berichtet.

Die ungarische Dramaturgin Anna Lengyel ist im Alter von 51 Jahren verstorben. Das berichtet der Standard unter Berufung auf ungarische Medien. Lengyel hat in der deutschsprachigen Theaterszene u.a. mit Pina Bausch und Robert Wilson zusammengearbeitet und war zuletzt für ihren Kampf um die Unabhängigkeit der Budapester Theateruniversität bekannt geworden.


Und zum Schluss…


...muss es ja auch noch irgendeine gute Meldung geben: Ab 01. Mai können Kinder- und Jugendtheaterbühnen in überwiegend freier Trägerschaft zwischen 5.000 und 200.000€ aus dem Förderprogramm Neustart Kultur beantragen, wie auf nachtkritik nachzulesen ist.

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