Wochenrückblick #16/21

Schlechte Vorbilder in Köln, Nachhilfe in Düsseldorf

Veröffentlicht am 17. Apr 2021

Max Brückner: Der Ring des Nibelungen. Götterdämmerung, III. Aufzug, Schlussbild © Max Brückner: Der Ring des Nibelungen. Götterdämmerung, III. Aufzug, Schlussbild © Max Brückner: Der Ring des Nibelungen. Götterdämmerung, III. Aufzug, Schlussbild
Wochenrückblick #16/21

Schlechte Vorbilder in Köln, Nachhilfe in Düsseldorf

Veröffentlicht am 17. Apr 2021

Wie in Köln illegale Opern-Partys zerschlagen werden, warum Bayern sich mehr für Schuhe als für Kultur interessiert, was Armin Petras dazugelernt hat und wer diese Woche Schritte in die Zukunft wagt.

Walhalla brennt, der Rhein tritt über die Ufer und "als die Götter von den Flammen gänzlich verhüllt sind, fällt der Vorhang."

Etwas profaner ging es in dieser Woche dann vor dem Staatenhaus - herrlich in Köln am Rhein liegend - und Ausweichquartier der Oper Köln nach der Generalprobe einer "Götterdämmerung für Kinder" weiter. "Ordnungsdienst löst illegale Party in Opernhaus auf", titelt die RP und berichtet über eine offenbar über die Maßen ausgelassene Feier ohne Masken, Abstand - aber mit Alkohol (und negativen Testergebnissen). Man sei über das "Verhalten der zumeist städtischen Bediensteten irritiert", lässt sich das Ordnungsamt zitieren – und irritierend ist es allemal, dass es hier offenbar wenig Gespür für eine Vorbildfunktion von Kulturschaffenden gibt.

Etwas für die Schuhe, aber nicht für die Kultur

Obgleich für Bayern ohnehin gilt, dass dort das Gericht "etwas für die Schuhe, aber nicht für die Kultur" tut - so klar formuliert der Rechtsanwalt der Initiative "Aufstehen für die Kunst" die Niederlage vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. Dieser sieht die im Grundgesetz verankerte Kunstfreiheit nämlich dadurch gewährt, dass das Proben und das Streamen sehr wohl erlaubt blieben in pandemischer Zeit. Dass besonders freischaffende Künstler*innen ihr Geld vornehmlich durch die Aufführungen verdienen? Scheint noch nicht angekommen.

Kleine Pause für das Virus

Gespielt hingegen wird in verschiedenen Pilotprojekten (und vor unterschiedlich zahlreichem Publikum) in Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, dem Saarland – und in der Schweiz, wo der Bundesrat jüngst beschloss, dass das Virus jetzt vielleicht doch mal eine Pause benötige von den ganzen Einschränkungen und so bei steigenden Fallzahlen neben den Restaurantterassen, Sportanlagen und Unis auch wieder Veranstaltungen ermöglichte. In Innenräumen für bis zu 50 Personen.

Es reicht nicht, nur kein Rassist zu sein, es geht darum, sich antirassistisch zu verhalten

In der vergangenen Woche schon reflektierte der Rückblick über diskriminierende Strukturen des Kulturbetriebs, und auch diese Woche bleibt das Thema ganz oben auf der Agenda. Auslöser sind die Schilderungen rassistischer Vorfälle des Schauspielers Ron Iyamu am Düssledorfer Schauspielhaus, die schon seit Ende März für eine Debatte sorgen.

Bernd Stegemann hat sich vergangene Woche dazu ausführlich in der FAZ eingelassen (hinter der Bezahlschranke), was von 1400 unterzeichnenden Kulturschaffenden mit einem offenen Brief beantwortet wurde, der unter anderem den bemerkenswerten Satz "Wenn Kränkungen zum Maßstab werden – und nicht Auseinandersetzung auf Augenhöhe und respektvoller Umgang miteinander, wird die Konfliktfähigkeit unserer Gesellschaft bedroht" und ein Dialogangebot an Bernd Stegemann enthält. 

Armin Petras, der im Zentrum der Debatte steht, lässt sich in einem langen Text des Bremer Intendanten Michael Börgerding zitieren: "Vielleicht noch einfacher gesagt, es reicht heute nicht mehr, nur kein Rassist zu sein, es geht darum, sich antirassistisch zu verhalten und das so auch permanent zu kommunizieren. Mit Worten, Gesten, Bildern, eigenem Verhalten und zwar egal wo, genauso in der Umkleide wie am Kaffeeautomaten oder auf der Probe. In diesem Lernprozess befinde ich mich zurzeit." Und dieser Lernprozess ist doch – immerhin – ein hoffnungsvoller Schritt in eine bessere Zukunft.

Apropos:

Einen Schritt in die Zukunft geht auch das neu gegründete "theaternetzwerk.digital", in dem "Wissen und Erfahrungen im Bereich Digitaltheater und Theaterdigitalisierung" ausgetauscht werden sollen. Dabei möchte man gemeinsam "die künstlerisch sinnvollen technologischen Möglichkeiten im physischen Kopräsenzraum erforschen und die digitalen und virtuellen Räume mit den Mitteln der Kunst aktiv und selbstbestimmt gestalten." Auf künftige Arbeits- und Forschungsergebnisse kann man sich freuen!

Im Personalkarussell war auch was los, im Zentrum stehen die Städte Köln und Hamburg

Die Oper in Köln bekommt mit Hein Mulders einen neuen Intendanten, der es beim Umzug aus Essen gar nicht weit hat.

Noch kürzer ist der Weg für Thomas Jonigk, der von Düsseldorf aus nur das Rheinufer wechseln muss, um am Schauspiel Köln seine Position als Chefdramaturg am Schauspielhaus aufzunehmen.

Vom Rhein an die Elbe wechselt Beate Heine. Die Vorgängerin von Thomas Jonigk wechselt als Chefdramaturgin und stellvertretende Intendantin an das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg.

Ralf Waldschmidt, noch Intendant am Theater Osnabrück, zieht es ebenfalls in die Hanse. Er übernimmt die Position des Chefdramaturgen an der Hamburgischen Staatsoper .

Florian Stiehler hingegen verspürt den Sog der Hanse nicht. Er verlässt das Theater an der Parkaue in Berlin und wechselt als Geschäftsführender Direktor an das Staatstheater Augsburg.

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