Wochenrückblick #22/25

Mehr Krimi auf der Reeperbahn, mehr Petras an der Uni

Veröffentlicht am 31. Mai 2025

Auf der Reeperbahn, m&ouml;glicherweise nachts um halb eins. Foto von <a href="https://unsplash.com/de/fotos/menschen-die-nachts-auf-der-strasse-spazieren-gehen-unaUV8Y-EYI" target="_blank" rel="noopener">Michael Kucharski auf Unsplash</a> © Auf der Reeperbahn, möglicherweise nachts um halb eins. Foto von Michael Kucharski auf Unsplash © Auf der Reeperbahn, möglicherweise nachts um halb eins. Foto von Michael Kucharski auf Unsplash
Wochenrückblick #22/25

Mehr Krimi auf der Reeperbahn, mehr Petras an der Uni

Veröffentlicht am 31. Mai 2025

Warum das Hamburger Imperial Theater um seine Zeit auf dem Kiez kämpft, wie der Bund jetzt nicht nur Kulturinstitutionen, sondern auch kulturaffine Bürger*innen fördert – und wie Armin Petras mit Krieg und Theater akademische Wege beschreitet.

Kultur auf dem Kiez – Neue Spielstätte für das Imperial Theater

Auch wenn manch eine*r fassungslos in den Kalender schauen und sich denken wird: "Was, schon Juni? Gerade war doch noch Winter...": In Hamburgs Kultviertel Sankt Pauli folgt die Zeit ja bekanntermaßen ganz eigenen Gesetzen. Für das altangestammte Imperial Theater soll aber in Kürze eine neue Zeitrechnung beginnen. Nach einem Bericht des NDR zieht das Krimitheater 150 Meter weiter die Reeperbahn hinunter, da die Mietoption für den alten Bühnenstandort in einigen Jahren ausläuft. Der Umzug bringt allerdings eine gewaltige Sanierung Marke Eigenbau mit sich, wie Theaterchef Frank Thannhäuser erläutert – und das alles ohne öffentliche Fördermittel. Aber aufgeben sei für ihn keine Option: "[...] Den Kiez verlassen wir niemals!"

Geldsegen

Auch an vielen anderen Orten kämpfen Menschen für den Erhalt von Theater und Tanz – und werden darin nun erfreulicherweise von der Kulturstiftung des Bundes unterstützt. Bei der Fördermaßnahme "Neue Auftraggeber" können sich Bürger*innen bewerben, die zeitgenössische Tanz- und Performanceprojekte initiieren und zur Aufführung bringen wollen. Insgesamt werden dafür 5 Millionen Euro bereitgestellt. Ein erstes Kunstprojekt im Bürger*innenauftrag entsteht gerade beispielsweise in Eisenhüttenstadt.

Unterdessen hat das "Übermorgen-Programm" bekanntgegeben, welche 50 Kultureinrichtungen eine Förderung für ihre Ideen zum Thema "Neue Kulturinstitutionen" erhalten. Bei den Theaterhäusern dürfen sich unter anderem die Bühnen und das Orchester der Stadt Bielefeld, die Deutsche Oper am Rhein, das KulturQuartier des Schauspielhauses Erfurt und die Neuköllner Oper über finanzielle Unterstützung freuen. Nach den Richtlinien des Programms sollen damit Projekte ermöglicht werden, die die Theater noch stärker als Gemeingut wahrnehmen lassen.

Aufbruch in Baden-Baden, Altbewährtes in Schwerin – Die Personalia der Woche

  • Das Theater Baden-Baden hat ab der Spielzeit 2026/27 einen neuen Intendanten: Einer Pressemitteilung der Stadt zufolge tritt Regisseur, Dramaturg und Autor Simon Meienreis die Nachfolge von Nicola May an, die nach 22 Jahren das Theater auf eigenen Wunsch verlassen wird. Oberbürgermeister Dietmar Späth (parteilos) schwärmt: "Mit Simon Meienreis beginnt ein neues Kapitel für das Theater Baden-Baden – geprägt von frischen Ideen, zeitgemäßem Theaterverständnis und einem klaren künstlerischen Profil“. Meienreis arbeitete nach seinem Studium unter anderem in Jena, Marburg, Bochum und Essen. Aktuell ist er als Dramaturg am Maxim Gorki Theater Berlin engagiert.
  • Den Theaterfreund*innen in Mecklenburg-Vorpommern bleibt dagegen ein bekanntes Gesicht erhalten: Hans-Georg Wegner hat seinen Vertrag als Generalintendant und Geschäftsführer des Mecklenburgischen Staatstheaters um weitere fünf Jahre bis 2031 verlängert. Dessen Leitung hatte er 2021 übernommen und das Theater seither durch internationale Gastspiele und Einladungen zu Festivals wie dem Berliner Theatertreffen bekannt gemacht. Wegner freut sich auf seine weitere Arbeit im Norden der Republik: "Schwerin und auch Parchim waren und bleiben Theaterstädte, mit einem streitbaren und dabei immer dem Theater zugewandten Publikum."
  • Von der Bühne an die Uni: Dramatiker und Regisseur Armin Petras wird die 12. Saarbrücker Poetikdozentur an der Universität des Saarlandes übernehmen. Zum Thema "Krieg und Theater" wird er mehrere Vorträge halten, unter anderem mit den Titeln „Der Nibelungen-Apparat“ und "45 literaturwissenschaftliche Begriffe erläutert (anlässlich einer möglichen Verwendung für einen Theatertext über Napoleon Bonaparte und seine Welt)“. Ziel der Poetikdozentur ist es, herausragende Bühnenautoren und Theatermachende aus dem deutschsprachigen Raum nach Saarbrücken einzuladen, um in öffentlichen Vorträgen ihren Begriff von Drama und Theater zu formulieren und darüber zu reflektieren.

Preisverdächtig

Große Ehre für (Theater-)Autor Feridun Zaimoglu: Er erhält in diesem Jahr den Walter Kempowski Preis für biografische Literatur des Landes Niedersachsen. Am 30. September wird er in Hannover den mit 20.000 Euro dotierten Preis entgegennehmen. Dazu meint Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs (SPD): "Feridun Zaimoglu verwandelt biografische Erfahrung in sprachliche Kunst – kraftvoll, unbequem und zutiefst menschlich. [...] Seine Literatur weitet den Blick in unsere vielfältige Gesellschaft und korrigiert das vermeintlich Fremde zu einem Teil unserer gemeinsamen Geschichte."

Der Mülheimer KinderStückePreis geht in diesem Jahr an Fayer Koch für das Stück "T-Rex, bist du traurig? (Steht dein T für Tränen?)". Wie bei nachtkritik nachzulesen war, setzte sich Koch bei der öffentlichen Jury-Diskussion gegen vier Mitbewerber durch und darf sich nun über ein Preisgeld inHöhe von 15.000 Euro freuen. Der JugendJury-Preis wurde an das Theater Mummpitz aus Nürnberg für ihr Stück "Freddie und die ganze Katastrophe" vergeben.

Auch in München sind Glückwünsche angebracht: Der Förderverein Freunde* des Residenztheaters verleiht den diesjährigen Kurt-Meisel-Preis nach Publikumsabstimmung an die Schauspielerin Lea Ruckpaul. Sie wird damit für ihre herausragende künstlerische Leistung als Ensemblemitglied geehrt – unter anderem mit einem Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro. Ruckpaul ist Absolventin der HMT Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig und war bereits in Dresden, Stuttgart und Düsseldorf engagiert. Ihre beiden Kollegen Thomas Hauser und Niklas Mitteregger erhalten jeweils einen Förderpreis im Wert von 3.000 Euro.

Abschied

Die Regisseurin Konstanze Lauterbach ist in dieser Woche im Alter von 71 Jahren verstorben. Nach ihrer Ausbildung zur Textilfacharbeiterin entdeckte sie in den 1970er Jahren ihre Leidenschaft für die Bühne als Requisiteurin am Theater Gera. Nach einem Studium der Germanistik und Literaturwissenschaft folgten erste Regiearbeiten in Karl-Marx-Stadt (dem heutigen Chemnitz), Leipzig und Rudolstadt. 1993 wurde sie von der Zeitschrift "Theater heute" zur Nachwuchsregisseurin des Jahres gewählt und inszenierte in den folgenden Jahrzehnten in der gesamten Republik. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie - fernab der Bretter, die die Welt bedeuten - auf Sizilien. Ein Nachruf findet sich unter anderem in der Berliner Zeitung.

Er brachte als Stimme von Grobi jahrzehntelang Kinderaugen zum Leuchten: Nun ist Schauspieler und Sprecher Karl-Ulrich Meves im Alter von 96 Jahren gestorben, wie das Portal Serienjunkies berichtet. Meves begann seine Karriere als Theaterdarsteller, wo er vor allem durch seine Interpretation des Narren in "König Lear" Aufmerksamkeit auf sich zog. 1973 übernahm er die Rolle des chaotischen Grobi und blieb über Jahrzehnte ein fester Bestandteil des Sesamstrassen-Ensembles. Hörspielfans durften Meves auch bei "Die drei ???" und "Karius und Baktus" miterleben. In Loriots Kultkomödie "Pappa ante portas" hatte er einen kleinen, aber unvergesslichen Auftritt als Lebensmittelhändler auf der Suche nach Fischklößchen- und Saftgulaschdosen.

"Where everybody knows your name..." Aus der Kultserie "Cheers" war er als biertrinkender Stammgast nicht wegzudenken. Nun ist US-Schauspieler George Wendt im Alter von 76 Jahren gestorben, wie im SPIEGEL nachzulesen war. In allen 275 Episoden der Serie wirkte Wendt mit, was sogar Auswirkungen auf sein Privatleben hatte: "Wenn ich ein paar Sechserträger Bier in meinen Einkaufswagen lege, freuen sich die Leute immer. Ich sage ihnen, dass ich das Bier für zu Hause zum Üben brauche." Wendt war aber auch ein begabter Theater- und Musicaldarsteller. Unter anderem verkörperte er im Broadway-Hit "Hairspray" die schwergewichte Hausfrau Edna Turnblad – seine absolute Lieblingsrolle nach "Cheers". "Well, I´m off..." sagt er in der letzten Szene des TV-Klassikers... dann gute Reise, Mr. Wendt!

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