Wochenrückblick #40/21

Wie viel Kultur wird Deutschland sich leisten?

Veröffentlicht am 2. Okt 2021

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Wochenrückblick #40/21

Wie viel Kultur wird Deutschland sich leisten?

Veröffentlicht am 2. Okt 2021

Wie die kulturelle Zukunft Deutschlands nach der Wahl aussehen könnte, wie ein Künstlerkollektiv die AfD austrickst und mit welchen Anlaufschwierigkeiten Nürnberg zum Spielzeitbeginn zu kämpfen hat.

Nachdem die Bundestagswahlen am vergangenen Sonntag stattgefunden haben, stellt sich nun die Frage, ob und was sich durch Ergebnis verändern wird - auch in kultureller Hinsicht: Wie soll die kulturelle Zukunft Deutschlands aussehen? Und welchen Einfluss hat das auf die Kulturschaffenden?

Laut Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, könnte die Stärkung der Kulturpolitik real werden, da sowohl Grüne als auch SPD diese versprochen hätten und mindestens eine der beiden Parteien Teil der neuen Bundesregierung sein wird. Ebenso sei die Einrichtung eines eigenständigen Bundeskulturministeriums "in einer Dreierkonstellation wahrscheinlicher als es in einer Zweierkonstellation der Fall war", so Zimmermann.

Wie viel Kultur wird Deutschland sich leisten?

Nachdem aktuell noch keine Koalition feststeht, bleibt vorerst der Blick in die Wahlprogramme. Eine wesentliche Frage ist beispielsweise, wie viel Kultur Deutschland sich zukünftig leisten wird. Abhängig ist dies sowohl von der Kassenlage, als auch von den Regierungspartnern. Während FDP und SPD beispielsweise mehr Förderung für Soloselbstständige befürworten, planen CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP und Linke eine "auskömmliche Honorarregelung für Kulturschaffende".

Ebenso steht eine "Verbesserung der KSK" bei Grünen, Linken, FDP und CDU/CSU auf dem Programm. Für die Verankerung von Kultur im Grundgesetz machen sich SPD, FDP, Linke und Grüne stark. Eine Zusammenfassung möglicher Zukunftsoptionen im Kulturbereich liefert DW.

5 Millionen AfD-Flyer direkt in den Müll

"Woche für Woche ganze Lkw-Ladungen" Wahlkampf-Faltblätter lieferte die AfD - unwissentlich - der Künstlergruppe Zentrum für Politische Schönheit, in der Annahme, es handele sich bei der fiktiven Firma "Flyerservice Hahn" um einen echten Flyer-Verteilservice. Tatsächlich aber wanderten die Blätter direkt in den Müll. Die AfD will nun Strafanzeige stellen. Alles über die Aktion auf tagesschau.de.

Corona-Beschränkungen im Kulturbereich: 2 G auf dem Vormarsch

Italien plant die Corona-Beschränkungen im Kulturbereich weitestgehend aufzuheben. Freilichttheater- und Kinos sollen die Plätze wieder bis hundert Prozent besetzen dürfen, bei Indoor-Veranstaltungen bis zu 80 Prozent. Ein "Green Pass" soll die Voraussetzung für Besucher*innen sein- ein Nachweis, dass sie mindestens ein Mal geimpft, getestet oder genesen sind. Weitere Infos bei der Tagesschau.

Ab 1. November wird an der Hamburger Staatsoper die 2G-Regel gelten, ohne Abstandsregelung und Maskenpflicht im Zuschauerraum. Auch Kinder und Jugendliche erfüllten den 2G-Status, so die aktuelle Rechtslage. Mehr dazu bei Musik heute.

Auch das Theater im Pfalzbau in Ludwigshafen setzt auf die 2G-Regel. Für Menschen, die sich nicht impfen lassen können oder möchten, stehen hier 25 Tickets pro Veranstaltung zur Verfügung. Das Haus darf voll besetzt werden und die Zuschauer*innen ohne Maske und Abstand nebeneinandersitzen, so Intendant Tilmann Gersch. Mehr dazu beim SWR.

Anlaufschwierigkeiten in Nürnberg

Nachdem vielerorts mithilfe der 3G-Regel die Häuser wieder voll besetzt werden dürfen, gibt es teils dennoch Anlaufschwierigkeiten: So hat beispielweise das Staatstheater Nürnberg das Abo für den Herbst ausgesetzt. Seit langem sind erstmals alle Plätze im freien Verkauf. Auch wenn der Vorverkauf gut läuft, ist es dennoch schwierig ohne die gewohnten Abos den Saal vollständig zu füllen. Details beim BR.

10.000 Euro für Autor*innen

Ab jetzt bis zum 1. Dezember können Stücke für den deutschsprachigen Autor*innen Wettbewerb im Rahmen des Heidelberger Stückemarkts eingesandt werden, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Der Stückemarkt findet zehn Tage lang im Frühjahr in Heidelberg statt. Es werden neue Stücke gelesen und Gastspiele deutscher Uraufführungen gezeigt. Diesjähriges Gastland ist Spanien. Näheres bei MRN News.

Abschied

Der Regisseur Craig Simmons ist gestorben, wie die Deutsche Musical Akademie mitteilte. Simmons, der Vorstands-, Gründungs- und schließlich Ehrenmitglied der Musical Akademie war, leistete Wesentliches in Bezug auf die deutsche Musicalbranche, so die Akademie.

Geboren 1954, studierte Simmons Schauspiel und Regie in den USA. Später arbeitete er dann in Deutschland als Musicaldarsteller und Regisseur. U.a. inszenierte er "Hair", "Kiss me Kate" und diverse deutsche Erstaufführungen. Die Deutsche Musical Akademie widmet ihm einen Nachruf auf ihrer Website.

Die Schauspielerin Elke Twiesselmann verstarb im Alter von 94 Jahren. Twiesselmann war nach ihrem Schauspielstudium zunächst am Theater Bochum tätig, anschließend in Stuttgart, Basel, Frankfurt und vielen anderen Theatern. Zudem unterrichtete sie 24 Jahre lang an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Zuletzt spielte sie u.a. am Stuttgarter Schauspielhaus. Näheres auf der Website des Schauspielhauses.

Auch die amerikanische Sopranistin Karan Armstrong verstarb diese Woche im Alter von 79 Jahren. Armstrong arbeitete beinahe vier Jahrzehnte lang an der Deutschen Oper Berlin, an der ihr Ehemann Götz Friedrich zeitweise Intendant war. Mehr als 400 Abende stand Armstrong dort auf der Bühne. Spiegel Kultur berichtet.

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