Wochenrückblick #12/25

Da legst die Arbeit nieda!

Veröffentlicht am 22. Mär 2025

Streikende in München am 18.03.25, Residenztheater/Bayerische Staatsoper/Kammerspiele © Streikende in München am 18.03.25, Residenztheater/Bayerische Staatsoper/Kammerspiele © Streikende in München am 18.03.25, Residenztheater/Bayerische Staatsoper/Kammerspiele
Wochenrückblick #12/25

Da legst die Arbeit nieda!

Veröffentlicht am 22. Mär 2025

Wie erstmals Tausende Theaterbeschäftigte bundesweit streikten, warum die lustige Witwe in Schwerin künftig im Zelt tanzt, welche Konsequenzen das BE aus den Missbrauchsvorwürfen zieht – und warum die Salzburger Festspiele vorerst ohne Schauspielleitung auskommen müssen.

Streik der NV Bühne Beschäftigten: Über 100 Theater waren dabei

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte haben die Künstler*innengewerkschaften BFFS und GDBA die NV Bühne-Beschäftigten zum Streik am 18. März aufgerufen – und ganze 108 Theater haben mitgemacht. Das sind laut GDBA "rund 75% der deutschen Bühnen". Auch die Gewerkschaften unisono und VdO hatten sich mit Solidaritätsstreiks beteiligt, ver.di hatte seine Mitglieder ebenfalls eingeladen, sich in der Pause an den Aktionen zu beteiligen. Der 30minütige Warnstreik der NV-Bühnen Beschäftigten sollte die Tarifverhandlungen mit dem Deutschen Bühnenverein am 19. und 20. März* unterstützen, bei denen unter anderem folgende Forderungen verhandelt wurden:

  • Fünf Stunden Ruhezeit vor der Vorstellung
  • Verbindliche Wochenpläne
  • 39-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich für die Beschäftigten in der Sonderregelung Bühnentechnik zur Spielzeit 2025/26
  • Ausgleichsregelungen für Überstunden
  • Regelungen für Überstundenzuschläge

Die Geschäftsführende Präsidentin der GDBA Lisa Jopt äußert sich zu dem Streik wie folgt: „Seit Jahrzehnten haben die Künstler*innengewerkschaften auf dem Verhandlungswege versucht, faire Arbeitsbedingungen zu verhandeln. Es waren Jahrzehnte ohne Streikmaßnahmen und ohne nennenswerte Ergebnisse. Wenn nennenswerte Ergebnisse des Streiks bedürfen, muss sich auch die Arbeitgeberseite unserer Streikmobilisierung stellen“.

"Lustige Witwe" im Zelt: Mecklenburgisches Staatstheater zieht vorerst um

Aufgrund von Erneuerung der Brandschutzanlagen, der Beleuchtung sowie der Sanierung des Orchestergrabens zieht das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin in ein Theaterzelt. Bereits ab Ende Juni soll die Interimsspielstätte für maximal 500 Leute die Operette „Die lustige Witwe“ zeigen, bevor dann im September eine ganze Spielzeit darin stattfinden wird. „Wir freuen uns sehr auf die offene und einladende Atmosphäre, wo Publikum und Theatermenschen auf neue Weise zusammenrücken. Wir werden einen wunderbaren Theatersommer am See erleben“, sagt Generalintendant Hans-Georg Wegner gegenüber der SZ.

Diskriminierungsvorwürfe: Berliner Ensemble zieht Konsequenzen

Nach den Diskriminierungsvorwürfen gegenüber Müttern am Berliner Ensemble (Theapolis berichtete) hat der Geschäftsführer Jan Fischer sein Amt niedergelegt. Die Entscheidung folgte, wie die Berliner Morgenpost schreibt, „wenige Tage, nachdem das Haus bereits personelle Konsequenzen gezogen hatte.“ So wurde bereits die Leiterin der Maskenabteilung freigestellt.

Leitung

  • "Verstöße gegen vertragliche Dienstpflichten": Salzburger Festspiele ohne Schauspielleitung
    Die Salzburger Festspiele müssen diesen Sommer ohne eigene Schauspielleitung auskommen. Nachdem im November 2024 von Seiten der Festspiele das Dienstverhältnis mit Marina Davydova aufgrund von „Verstößen gegen vertragliche Dienstpflichten, insbesondere durch die weder angezeigte noch genehmigte Tätigkeit [...] bei einem Berliner Theaterfestival“ aufgelöst wurde, berichtet Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser, dass bereits intensiv an der Planung des Schauspielprogramms 2026 gearbeitet werde. Wer auf Marina Davydova folgt, soll bis zum Herbst entschieden werden. Die Presse berichtete.
  • Neue KL in Greiz: Döring folgt auf Huhn
    Wie unter anderem der Vogtlandspiegel schreibt, bekommt das Festival Greizer Theaterherbst mit Regisseur Jeffrey Döring aus Leipzig ab sofort eine neue künstlerische Leitung. Er folgt damit auf Ingolf Huhn. Unterstützt wird er von Pauline Freese, die die Stelle der Projektmanagerin besetzt.
  • Ab der kommenden Spielzeit: Neue Intendanz in Dessau
    Robert Teufel wird in der Spielzeit 2025/26 am Anhaltischen Theater Dessau die Sparte des Schauspiels übernehmen. Damit folgt er auf Sahar Rezaei. Mehr dazu auf Mittendrin.

Auszeichnungen

Die Mülheimer Theatertage, die dieses Jahr vom 10. bis zum 31. Mai stattfinden, haben die Nominierungen für den 50. Mülheimer Dramatikpreis und den KinderStückePreis bekanntgegeben. Alle Stücke sind auf der Homepage des Festivals aufgelistet.

Die Schauspielerin Bettina Stucky wird laut einer Pressemeldung der Berliner Festspiele Jurorin des Alfred-Kerr-Dastellerpreises 2025 sein. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis zeichnet die herausragende Leistung eines*r jungen Schauspieler*in in einer der zum Theatertreffen eingeladenen zehn bemerkenswertesten Inszenierungen aus. Das 62. Theatertreffen findet am 18. Mai im Haus der Berliner Festspiele statt.

Abschied

Das Theater und Orchester Neubrandenburg/Neustrelitz trauert auf seiner Website um sein ehemaliges Ensemblemitglied Michael Sosna. Der Schauspieler starb am 17. März nach schwerer Krankheit im Alter von nur 35 Jahren. Seine Kolleg*innen verabschieden sich mit den Worten: "Lieber Micha, Wir tragen auf Immer deinen Optimismus, deinen Kampfgeist, deine Liebe und dein Lachen in unseren Herzen und über die Bühne in die Welt hinaus. Mach’s gut! Unsere Gedanken sind bei dir und deinen Angehörigen."

Wie nun bekannt wurde, verstarb bereits am 1. Februar der Schauspiel- und Musiktheaterregisseur Lutz Graf im Alter von 71 Jahren. nachtkritik hat Details.



*Ein Update zu den Verhandlungen folgt an anderer Stelle.

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