Neuigkeiten bei den Tarifverhandlungen
Bei den Tarifverhandlungen zwischen dem Deutschen Bühnenverein und den Künstler*innen-Gewerkschaften GDBA, BFFS und VdO wurde eine Einigung hinsichtlich der Übernahme des TVöD-Tarifabschlusses in den NV-Bühne-Bereich erzielt. Ab dem 1. März 2024 werden damit die Gagen der Künstler*innen, die sich in den ersten drei Berufsjahren befinden und zum 1. September des Jahres an eine andere Bühne des Deutschen Bühnenvereins wechseln, um einen Sockelbeitrag von 35 Euro erhöht. Der Gesamtbetrag wird dann wiederum um 5,5 Prozent erhöht. Für die anderen Künstler*innen wird sich die Gage "zum 1. März 2024 um einen Sockelbetrag von 200 Euro und dann um weitere 5,5 Prozent" erhöhen, so die Pressemitteilung der GDBA.
Zudem wurde eine Dynamisierung der Einstiegs- und Mindestgage verhandelt. Entsprechend wird die Einstiegsgage von 2.715 Euro auf 2.900 Euro und die Mindestgage von 2.915 Euro auf 3.110 Euro erhöht. Beschäftigte von Opernchor und Tanzgruppen erhalten 200 Euro zuzüglich 5,5 Prozent. Der Inflationsausgleich für Gastkünstler*innen, den die Gewerkschaften gefordert hatten, wurde vom Deutschen Bühnenverein jedoch abgelehnt.
Rücktritt nach Vorwürfen von Studierenden
Die Schauspielerin Maria Happel ist von ihrer Position als Leiterin des Max Reinhardt Seminars zurückgetreten, wie der Standard bekannt gibt. Bereits Ende Mai hatten die Studierenden des Seminars in einem offenen Brief den Rücktritt von Maria Happel gefordert. In dem Brief, den etwa zwei Drittel der Studierenden unterzeichnet haben, ging es darum, dass trotz Kritik der Rollenunterricht weiterhin in ungeschützten Räumlichkeiten außerhalb der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien stattfand. Außerdem seien Studierende von der stellvertretenden Institutsleitung Annett Matzke zum Weinen gebracht worden. Happel habe teils einen "rüden Umgangston" an den Tag gelegt und beispielsweise eine hochschwangere Mitarbeiterin angeschrien.
Happel meint dazu, sie sei lediglich einmal laut geworden, die ("schwangere, nicht hochschwangere", wie Happel anmerkt) Stellvertreterin einer Professorin habe in der Situation "ihren Unmut ausbaden müssen". Ein weiterer Vorwurf lautet auch, dass Happel kaum anwesend im Institut sei. Die Schauspielerin ist Ensemblemitglied am Burgtheater und leitet die Festspiele Reichenau. In dem Brief äußern die Studierenden, dass Lehraufträge "intransparent und nach privaten Vorlieben" vergeben würden. Auch "universitätseigene Richtlinien zu Themen wie Diskriminierung, Gender und Diversität werden nicht nur nicht umgesetzt, sie scheinen den verantwortlichen Personen nicht einmal bekannt zu sein".
Dass Matzke Studierende zum Weinen bringt, sieht Happel als Teil der Ausbildung- "Gefühle seien die natürliche Ware des Seminars", äußert Happel gegenüber dem Standard "Ich glaube, dass man einen Teil der Menschen in Ausbildungsstätten wie der unseren nicht immer gut behandeln kann. Wir arbeiten mit Grenzen, die auch überschritten werden", so die ehemalige Institutsleiterin. Seit dem letzten Jahr stehen verschiedene Institute der mdw hinsichtlich Machtmissbrauch und Belästigung in der Kritik. Laut den Studierenden hat sich jedoch seitdem am Max Reinhardt Seminar nichts verändert. Als Interimsleitung wird Gerda Müller, Vizerektorin für Organisationsentwicklung sowie Gender & Diversity, folgen.
Reaktion auf Rauswurf
Bei einem philharmonischen Konzert am Theater Stralsund ist ein lesbisches Paar von einer Mitarbeiterin des Theaters verwiesen worden, nachdem es sich geküsst hatte. Intendant Ralf Dörnen will in einem Interview mit dem NDR klarstellen, dass das Theater "alles andere als homophob" sei, sondern dass das Problem gewesen sei, "dass die Veranstaltung gestört wurde".
Die Mitarbeiterin habe nicht richtig gehandelt, so Dörnen, sie hätte ihrer Vorgesetzten mitteilen müssen, dass sich Zuschauer*innen durch das Paar, das in der ersten Reihe saß, gestört fühlten und fragen sollen, wie das Haus damit umgehe. Dörnen betont, dass es nicht um die Sexualität der beiden Frauen ging, sondern darum, dass sich Publikum und auch die Künstler*innen auf der Bühne gestört fühlten. Das Theater Vorpommern entschuldigt sich auf Instagram öffentlich für den Vorfall. Was genau jedoch die Mitarbeiterin gegenüber den beiden Frauen geäußert hat, bleibt unklar.
Förderung und Etaterhöhung
Das Land Nordrhein-Westfalen fördert innovative Projekte von sieben kommunalen Theatern und Orchestern mit insgesamt 6,8 Millionen Euro, wie die SZ berichtet. Den größten Teil der Fördersumme von 1,9 Millionen Euro erhält das Theater Oberhausen, um eine neue Sparte mit Schwerpunkt zeitgenössischem Tanz aufzubauen.
In Wien wiederum erhöht die Stadt den Etat für Kultur- und Wissenschaftsförderung aufgrund der gestiegenen Energie-, Personal- und Mietkosten. Aktuell liegt die Höhe der zusätzlichen Mittel bei 19,5 Millionen Euro. "Jede Zusatzsubvention wurde passgenau mit den jeweiligen Fördernehmer*innen abgestimmt", der "Prozess läuft bereits seit (…) Herbst 2022", heißt es in der Pressemitteilung. So soll es beispielsweise dem Schauspielhaus Wien mit den zusätzlichen Mitteln ermöglicht werden, die Löhne der Mitarbeiter*innen um sieben Prozent zu erhöhen. Zudem erhält das Schauspielhaus Unterstützung hinsichtlich der gestiegenen Energiekosten.
Räumungsklage in Frankfurt
Wie die FAZ mitteilt hat die Commerzbank Räumungsklage gegen das The English Theatre Frankfurt eingereicht. Der bisherige Untermietvertrag des Theaters war zum 15. April ausgelaufen, anschließend hatte das Theater ohne Vertrag weitergearbeitet. Die Commerzbank hatte das Hochhaus, in dem sich das Theater befindet, an den Investor Capitaland verkauft. Capitaland wiederum besteht zum 31. Januar 2024 auf die Übergabe des vollständig geräumten Hauses.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Daniel Nicolai, Intendant des Theaters, an die Vertreter von Commerzbank und Capitaland appelliert, gemeinsam eine Lösung zu finden (wir berichteten) Sofern es zwischen dem Theater, Commerzbank und Capitaland noch zu einer Einigung kommen sollte, kann die Klage zurückgenommen werden.
Personalia
Jürgen Reitzler wird der neue Operndirektor am Theater Chemnitz. Reitzler war bislang u.a. an der Staatsoper Dresden und dem Berliner Ensemble tätig. Die Opernsparte war zuletzt von Patrick Wurzel als Betriebsdirektor und Generalintendant Christoph Dittrich geleitet worden. Schauspieldirektor Carsten Knödler, Ballettdirektorin Sabrina Sadowska und die Direktorin des Figurentheaters Gundula Hoffmann erhalten jeweils Vertragsverlängerungen, so die FAZ.