Nach anhaltender Kritik: Demis Volpi muss gehen
Während die Temperaturen immer weiter in die Höhe klettern, kommt man diese Woche in Hamburg aus ganz anderen Gründen ins Schwitzen: Wie unter anderem der NDR berichtete, ist Demis Volpi ab sofort nicht mehr Intendant des Hamburg Balletts. Der Aufsichtsrat habe einer vorzeitigen Auflösung des Vertrags zugestimmt, wie der Compagnie bei einer internen Versammlung mitgeteilt wurde. Die Entscheidung sieht nach einer – massiv verspäteten - Reaktion auf die anhaltende Kritik an Volpis Führungsstil aus. Mehrere Solisten hatten nach seinem Amtsantritt gekündigt, auch hagelte es Brandbriefe aus dem Hamburger Ensemble und aus Düsseldorf, wo Volpi zuvor tätig war. So zitiert der NDR die Düsseldorfer Tänzer*innen: "Während seiner Zeit bei uns stellten wir fest, dass Herr Volpi ein Arbeitsumfeld schuf, das von inkonsequenter Kommunikation, mangelnder Transparenz und einer Atmosphäre der Angst und Unsicherheit geprägt war." Die Arbeitsatmosphäre in Düsseldorf sei so belastend gewesen, dass langjährige Tänzer*innen noch vor Ablauf ihrer Verträge gekündigt hätten.
Auch Kultursenator Brosda in der Kritik
In der Kritik steht neben Volpi nun auch Hamburgs Kultursenator – und Präsident des Deutschen Bühnenvereins – Carsten Brosda (SPD), der als Mitglied der Findungskommission den Intendanten in die Hansestadt berufen hatte. Warum sich Brosda nicht vor der Entscheidungsfindung mit den bereits bekannten Vorwürfen aus der Rheinmetropole beschäftigt hatte, wirft nun unangenehme Fragen auf. Brosda selbst äußerte sich zu der Affäre: "Intendanz und Compagnie müssen jetzt schnell gemeinsam Lösungen finden, um zu verhindern, dass alle weiter Schaden nehmen." Dieser zu befürchtende (Image-)Schaden für die Compagnie ist im Moment aber noch gar nicht abzusehen.
Nach nur einer Spielzeit: Erneuter Wechsel in Eisenach
Auch in der Lutherstadt Eisenach gab es in dieser Woche - zum wiederholten Male - einen turbulenten Personalwechsel: Wie der MDR erfahren hat, muss Schauspiel-Direktorin Lydia Bunk das Theater nach nur einer Spielzeit verlassen. Über die Umstände der Kündigung sei Stillschweigen vereinbart worden, allerdings wäre diese nach Bunks Ablehnung eines Auflösungsvertrags erfolgt. Laut nachtkritik sei es zu dem Eklat wenige Tage vor der Premiere von Bunks Bühnenadaption des DEFA-Klassikers „Solo Sunny“ gekommen: Intendant Jens Neundorff von Enzberg habe die Regie des Stückes nur zehn Tage vor der Erstaufführung seinem Kollegen Klaus Kusenberg übertragen. Damit erfolgt in Eisenach nun schon der dritte Wechsel der Schauspieldirektion innerhalb kürzester Zeit. Und über allem schweben nach wie vor die Vorwürfe von Machtmissbrauch und schlechtem Arbeitsklima, über die auch Theapolis berichtete.
"Wir sind zutiefst besorgt": Offener Brief der Freien Kulturszene NRW
In NRW haben sich Kulturschaffende in einem offenen Brief an Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und an die stellvertretende Ministerpräsidentin Mona Neubaur (Bündnis 90/Die Grünen) Luft gemacht. Der Zusammenschluss aus 14 kommunalen Netzwerken der Freien Kulturszene bringt es gleich zu Beginn des Briefes auf den Punkt: „Wir sind zutiefst besorgt über die Zukunft der Freien Kultur in unserem Land.“ Neben den eklatanten Verzögerungen bei Förderprogrammen und der damit verbundenen fehlenden Planungssicherheit wurde auch die „mangelhafte und intransparante“ Kommunikation mit dem Kulturministerium beklagt. Daher fordert die Initiative nun von Wüst gesicherte Rahmenbedingungen für die verbleibende Legislaturperiode, frühzeitige und verbindliche Bewilligungsbescheide sowie eine regelmäßige, offene und klare Kommunikation auf Augenhöhe.
Man mag Magdeburg: Martin-Linzer-Preis für das Ensemble
Das Theater Magdeburg bleibt auf Erfolgskurs: Nach einem Bericht der Tagesschau wird das Haus mit dem Martin-Linzer-Preis 2025 der Zeitschrift „Theater der Zeit“ ausgezeichnet. Mit dem undotierten Preis solle die besondere Qualität der Ensembleleistung gewürdigt werden, so Jurorin Lina Wölfel. Für das Theater ist die Auszeichnung eine weitere große Ehre nach den Einladungen zum Berliner Theatertreffen und dem Heidelberger Stückemarkt. Außerdem hat Ensemblemitglied Carmen Steinert kürzlich den Alfred-Kerr-Darstellerpreis erhalten.
Abschied
Karsten Engelhardt