Das ensemble-netzwerk hat einen neuen Vorstand:

Weiblich, jung, divers

Veröffentlicht am 31. Mai 2021

Und so sieht er aus, der neue ensemble-netzwerk-Vorstand © Und so sieht er aus, der neue ensemble-netzwerk-Vorstand © Und so sieht er aus, der neue ensemble-netzwerk-Vorstand
Das ensemble-netzwerk hat einen neuen Vorstand:

Weiblich, jung, divers

Veröffentlicht am 31. Mai 2021

Nach dem kollektiven Rücktritt seines Vorstands hat das ensemble-netzwerk nun bei der Jahresversammlung am Wochenende neu gewählt. Der neue Vorstand ist nicht nur größer, sondern auch jünger, diverser und weiblicher als zuvor. Das könnte eine große Chance sein.

Gründe für den kollektiven Rücktritt des bisherigen Vorstands um die 1. Vorsitzende Lisa Jopt - zu dem u.a. Sören Fenner, Anica Happich und Sebastian Rudolph gehörten - waren zum einen die Wahl von Lisa Jopt zur neuen Präsidentin der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger. Zum anderen hatten sich im Verlaufe der letzten Jahre aus dem ensemble-netzwerk heraus diverse "Sparten-Netzwerke" gegründet, wie z.B. das regie-netzwerk, das dramaturgie-netzwerk, das junge ensemble-netzwerk und das BIPoC-Netzwerk. Warum nicht also diese neuen Netzwerke auch mehr in die Gesamtverantwortung mit einbringen, dachte man sich. Und vielleicht war es nach über 5 Jahren im Amt auch einfach mal Zeit für eine Veränderung.

So kamen am 29.05. gut 100 Mitglieder (von insgesamt über 1.100) zu Jahresversammlung zusammen - online, versteht sich - um über die weiteren Geschicke der Interessenvertretung zu diskutieren und zu entscheiden.

Personenkult, Gewohnheitsrecht und ewige Amtszeiten verhindern

Einer kleinen Generalüberholung bedurfte zunächst die Vereins-Satzung. Dem neuen Vorstand sollte der Weg geebnet werden für einen leichteren Einstieg, und überhaupt gab es an der allgemeinen Vereinsstruktur noch manches zu vereinfachen.

So wurde beispielsweise entschieden, die Größe des Vorstands von vorher maximal 8 auf nun 12 Personen zu erhöhen - im Sinne einer besseren und effektiveren Arbeitsteilung. Außerdem darf ein Vorstandsmitglied nur noch höchstens 9 Jahre im Amt bleiben (vorher gab es keine Begrenzung), um "Personenkult, Gewohnheitsrecht und ewige Amtszeiten zu verhindern".

Die Vereins-Organe wurden auf Mitgliederversammlung und Vorstand begrenzt, Arbeitskreise und Beirat wurden gestrichen, um die Möglichkeit zu eröffnen, "im kommenden Jahr bis zur nächsten Mitgliederversammlung eine komplett neue Vereinsstruktur zu bauen, in der es neue Organe (z.B. Arbeitsgruppen, Abteilungen, usw.) gibt, die dem gelebten Vereinsleben entsprechen und die dementsprechend in die Mitwirkungsrechte und -pflichten des Vereins mit eingegliedert werden."

Alle Punkte der Satzungsänderung ernteten einhellige Zustimmung, allein zur Vielfaltsklausel gab es bereits im Vorfeld Kritik (zu genderfokussiert, zu wenig Augenmerk auf andere marginalisierte Personengruppen), weswegen beschlossen wurde, diesen Teil der Satzung bis zur nächsten Mitgliederversammlung gemeinsam besser auszuarbeiten.

Radikaler vielleicht, aber auch kraftvoll.

Mit dem neuen, für drei Jahre gewählten Vorstand könnte sich der Fokus künftig ein wenig verschieben - vom bisherigen Kampf für bessere Arbeitsverhältnisse mehr in Richtung Antidiskriminierung, Antimarginalisierung und noch mehr gegen Machtmissbrauch. Radikaler vielleicht, aber auch kraftvoll.

Die Zusammensetzung des Vorstands gibt das her: Sie ist weiblich, jung und divers. Von 11 Vorstandsmitgliedern zählen sich nur 2 dem männlichen Geschlecht zugehörig. Das mit Abstand älteste Vorstandsmitglied ist 56, drei sind in den Dreißigern, alle anderen jedoch deutlich jünger. Und - wie geplant - sind nun auch viele der anderen Netzwerke an oberster Stelle vertreten (nein, die HfMDK Frankfurt gehört nicht dazu, auch wenn die folgende Auflistung anderes vermuten lässt):

  • Jessica S. Weisskirchen, Regieassistentin und Regisseurin u.a am Theater Heidelberg sowie Nationaltheater Mannheim. Studierende an der HfMDK Frankfurt/Main, Gründerin des assistierenden-netzwerks, erhielt mit 97% die meisten Ja-Stimmen.
  • Jette Büshel, Regiestudentin im 3. Jahr an der HfMDK Frankfurt/Main, Mitglied im JEN, bekam über 95% Ja-Stimmen.
  • Für Marie Senf, Dramaturgin am Theater Osnabrück, Kernmitglied und Mitbegründerin des dramaturgie-netzwerks, stimmten genau 95%.
  • Sina Dotzert, Gründungsmitglied des dramaturgie-netzwerks und Dramaturgin an der Oper in Wuppertal, erhielt 94% der Stimmen.
  • Paul Maximilian Pira, Schauspieler am ETA Hoffmann Theater Bamberg, seit Mitte 2017 Mitglied des ensemble-netzwerks und in der GDBA, erhielt 89% Zustimmung.
  • Regina Leenders, Schauspielerin am Landestheater Schwaben und SPD Bundestagskandidatin, wurde ebenfalls mit 89% gewählt.
  • Für Carolin Wirth, freie Schauspielerin in Münster/Dortmund/Paderborn, gab es 85%.
  • Lea Gerstenkorn, Schauspielerin am Theater Paderborn, wurde mit 82% der Stimmen gewählt.
  • Jürg Wisbach, derzeit Schauspieler am KONZERT THEATER BERN, wählten genau 78%.
  • Naomi Bah, freie Schauspielerin in Hamburg und Mitglied im BipoC Netzwerk, bekam 74% Ja-Stimmen.
  • Ruth Bohsung vom jungen ensemble-netzwerk, aktuell noch Studierende in Hannover und bald im Engagement am Münchner Volkstheater, wurde mit 70% in den Vorstand gewählt.

Thomas Schmidt, seines Zeichens Professor an der HfMDK Frankfurt/Main, der bereits dem alten Vorstand angehört hatte, entschied sich dafür, dem neuen weiterhin als Berater zur Verfügung zu stehen.

Wenn die neu gewählten Kolleg:innen gemeinsam mit allen Mitgliedern die Chance beim Schopf ergreifen und das große "Wir" nicht aus den Augen verlieren, könnte diese Konstellation eine große, innovative Wirkung entfalten - wir sagen auf jeden Fall: Herzlichen Glückwunsch und Toi Toi Toi!

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