Bühnenverein veröffentlicht Theaterstatistik 21/22
Eine Statistik zum Wochenende gefällig? Nein, nicht gleich wieder weiterklicken! Diese Zahlen sind speziell für Theatermenschen - und sie machen sogar ein wenig Mut. Der Deutsche Bühnenverein hat diese Woche die Theaterstatistik mit allen relevanten Daten zur Spielzeit 2021/22 veröffentlicht. Claudia Schmitz, geschäftsführende Direktorin des Vereins, sieht darin "den Weg der Gesellschaft zurück in die neue Normalität". Zwar lag die Zahl der Besucher*innen ab Herbst 2021 deutlich unter der Saison 2019/20, aber zum Jahresende 2022 haben wieder viele Menschen den Weg zurück ins Theater gefunden. Und: Die Anzahl der ständig Beschäftigten stieg im Berichtszeitraum um 6 Prozent. Es gibt also tatsächlich ein Theaterleben nach Corona.
AfD will Zuschuss für Stendal einfrieren
"Nazis im Haus - ich halt es nicht mehr aus" ...wie es so schön in einem Song der "Terrorgruppe" heißt. Auch in dieser Theaterwoche haben die Rechten wieder einmal von sich reden gemacht.
So hat die AfD offensichtlich vor, den geplanten Zuschuss für das Theater der Altmark in Stendal einzufrieren. Ein Bericht der "Volksstimme" (leider nur hinter einer Paywall zu lesen) schildert diesen Plan der Fraktion. Etwas Neues ist das allerdings nicht. Schon im vergangenen Jahr hatte die AfD sich gegen weitere Gelder für das Theater ausgesprochen, war damit aber im Stadtrat gescheitert.
Berlinale distanziert sich von AfD-Abgeordneten
Die Kunst- und Kulturszene wehrt sich jedoch gegen die blau-braune Soße: Die Leitung der Berlinale hat sich laut FAZ von zwei AfD-Abgeordneten und deren Einladung zur Eröffnung der Filmfestspiele distanziert. In einem persönlichen Brief sei den beiden Parteivertreter*innen mitgeteilt worden, dass Personen, die gegen demokratische Werte agierten, auf dem Festival "nicht willkommen" seien. Zuvor hatten in einem offenen Brief rund zweihundert Filmschaffende gegen die Einladung demonstriert. Kulturstaatsministerin Claudia Roth hatte diese dagegen mit dem "Respekt der Bundesregierung gegenüber [...] gewählten Abgeordneten" verteidigt.
Theater Münster gegen AfD-Neujahrsempfang
Auch das Theater Münster zeigt klare Kante gegen Rechts: In einem Statement auf dem Portal Theaterkompass schließt sich die Bühne dem Protest gegen den Neujahrsempfang der AfD in der Stadt des Westfälischen Friedens an. So heißt es dort: "Kunst muss sich [...] gegen den Kulturkampf von rechts wehren."
Antisemitismus und Gleichgültigkeit: Der Fall Würzburg
Am Mainfranken Theater Würzburg scheint es dagegen Nachholbedarf zu geben, was eine klare Positionierung gegen Hate-Speech und Antisemitismus angeht. Ein Vorfall aus dem vergangenen Jahr wurde vom Kollektiv "Stabiler Rücken" aufgearbeitet - und macht sowohl fassungslos als auch wütend:
Die jüdische Schauspielerin Anouk Elias, die die Hauptrolle in der Produktion "Das Tagebuch der Anne Frank" verkörperte, hatte bereits frühzeitig bei der Theaterleitung um Personenschutz gebeten, da sie sich bei den Vorstellungen im öffentlichen Raum unsicher fühlte. Dies wurde jedoch abgelehnt - sogar noch nach einem tatsächlichen Übergriff, als antisemitische Parolen in Richtung der Darstellerin gebrüllt wurden. Weitere Vorfälle wurde mit Hilfe der GDBA und des Bundesverbands RIAS dokumentiert und der Presse zugespielt, nachdem sich das Theater weiterhin weigerte, gegen die Angriffe vorzugehen. Daraufhin wurde Elias´ Vertrag gekündigt, jedoch in einem anschließenden Prozess zu ihren Gunsten entschieden. Bis heute verharmlost die Theaterleitung in Würzburg den Vorfall zu einer "betrunkenen Pöbelei". Das Kollektiv "Stabiler Rücken" fordert nun eine konsequente Aufarbeitung der Vorkommnisse und "Konsequenzen für die Verantwortlichen".
Keine Ermittlungen in Erfurt: Die Causa Montavon
Der mdr hat erfahren, dass die Staatsanwaltschaft wegen der Vorwürfe sexueller Übergriffe und Machtmissbrauchs am Erfurter Theater (Theapolis berichtete) nicht ermitteln will. Das Schreiben der damaligen Gleichstellungsbeauftragten Witzmann zähle nicht per se als Strafanzeige - bis heute hätten sich aber keine Geschädigten direkt gemeldet. Nach dem Willen des Stadtrats soll das Gutachten über die Vorfälle nun veröffentlicht werden, wie N-TV berichtet. Außerdem soll ein externer Prüfer die wirtschaftliche Führung des Theaters untersuchen.
Unterdessen hat die Stadt Erfurt bereits die neue kommissarische Werksleitung im "Doppelpack" vorgestellt: Christine Exel, bisher Beteiligungscontrollerin bei den Stadtwerken, wird Verwaltungsdirektorin und zweite Werksleiterin - das Theater ist für sie nach eigenen Worten "Neuland". Der neue erste Werksleiter Malte Wasem dagegen ist am Haus kein Unbekannter: Er ist bereits seit 2022 als künstlerischer Betriebsdirektor und Stellvertreter des Generalintendanten tätig.
Kommen und Bleiben
Gewinnen
Gehen
"Sometimes there really isn´t a tomorrow..."